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Konzertführer: Großer Brahms-Abend in Palma und Manacor

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Am kommenden Donnerstag, 1.Februar, dürfen wir uns im Auditorium von Palma (und am darauffolgenden Freitag auch in Manacor) auf einen gewichtigen Brahmsabend freuen. Das kolossale 1.Klavierkonzert und die 3.Sinfonie des Hochromantikers stehen auf dem Programm. Gewichtig auch der Solist: Brahms-Spezialist Gerhard Oppitz wird am Flügel sitzen. Ihm liegt Brahms vor allem am Herzen, „weil seine Musik nicht zuvorderst auf den momentanen Hörgenuss ausgerichtet ist, sondern eine Langzeitwirkung entfaltet, sowohl bei den Interpreten, als auch bei den Zuhörern“, wie er Martin Breuninger in einem Interview verriet. Pablo Mielgo wird am Pult stehen.

Johannes Brahms war 21,mitten in seiner „Sturm- und Drangperiode“ und stand noch unter dem schockierenden Eindruck des Selbstmordversuches seines Freundes und Förderers Robert Schumann am Rosenmontag 1854, als er mit der Komposition einer Sonate für zwei Klaviere in d-moll begann. Schumann hatte ihn noch 1853 in seinem letzten Artikel in der Neuen Zeitschrift für Musik geradezu als Sensation angekündigt. Unter der Überschrift „Neue Bahnen“ hatte er geschrieben: „Er ist gekommen, ein junges Blut, an dessen Wiege Grazien und Helden Wache hielten. Er heißt Johannes Brahms, kam von Hamburg, dort in dunkler Tiefe schaffend … das ist ein Berufener.“ Und hatte mit diesen Vorschusslorbeeren seinem jungen Protegé eine gewaltige Verantwortung aufgebürdet, die den Schaffensprozess des sowieso skrupulösen Brahms eher belastete als förderte. Die Instrumentierung für zwei Klaviere erwies sich bald als unzureichend für das, was er ausdrücken wollte. Nach dem Versuch, eine Sinfonie daraus zu machen, wurde schließlich ein Klavierkonzert daraus – und ein Meilenstein dieser Gattung. Bereits der erste Satz dieses kolossalen Werkes war für das Publikum bei der Uraufführung am 27.Januar 1859 in Leipzig, mit Brahms am Klavier, eine Nummer zu groß. Und offenbar auch für die Kritiker: es hagelte Verrisse, die heute nicht mehr nachvollziehbar sind. Das Konzert hat sich längst einen Spitzenplatz in den Konzertsälen der Welt erobert.

Der erste Satz ist mit „Maestoso“ überschrieben und beginnt wahrhaft majestätisch. Getreu dem Prinzip der Sonatensatzform folgt ein gegensätzliches, lyrisches zweites Thema.Relativ spät setzt das Klavier fast beiläufig ein. Nach gewaltigen Entwicklungen, in denen Brahms sein ganzes Können aufbietet, endet der Satz wie er begonnen hat: grandios.Der langsame zweite Satz beginnt in den Streichern con sordino. Das Klavier.greift die Melodie auf. Brahms schrieb über diesen Satz an Clara Schumann: „Auch male ich an einem sanften Portrait von Dir, das dann Adagio werden soll:“ – Das Finale ist ein formvollendetes Rondo im 2/4-Takt. So beginnt es. Nach einer kraftvollen Kadenz endet es in triumphaler Größe. – Einen guten Eindruck können Sie sich auf YoTube mit der Interpretation durch Daniil Tifonov machen.

Ist das Klavierkonzert ein Jugendwerk, so führt uns die dritte Sinfonie den reifen Brahms vor. Das 1883 in Wiesbaden, wo Brahms den Sommer verbrachte, fertiggestellte Werk konkurriert in der Publikumsgunst mit der zweiten Sinfonie um Platz eins. Es entstand in der Zeit des „Musikstreits“ zwischen Vertretern der Neudeutschen Schule um Liszt und Wagner, die die sinfonische Dichtung als zeitgemäße Form der Orchestermusik propagierten, und den Vertretern der absoluten Musik, zu denen auch Brahms gehörte. Die Liszt- und Wagneranhänger sollen bei der Uraufführung (in Wien) zwischen den Sätzen boshaft zu zischen begonnen haben. Sie konnten sich aber nicht durchsetzen. Ein Kritiker schrieb: „…aber das Publikum fühlte sich von dem herrlichen Werk so innig angesprochen, dass nicht nur die Opposition im Applaus erstickt wurde, sondern die Huldigungen für den Komponisten einen in Wien kaum zuvor dagewesenen Grad von Enthusiasmus erreichten, so dass Brahms einen seiner größten Triumphe erlebte.“

Diese Begeisterung hält bis heute an. Schon der markante Beginn des 1.Satzes löst Glücksgefühle aus. Zu Beginn des zweiten Satzes verbreiten die Holzbläser eine lyrisch-idyllische Stimmung. Der dritte Satz- poco Allegretto – hat es gar in die Wunschkonzerte geschafft. Das Hauptthema des Finales huscht düster daher, bevor es dann zu einem kraftvollen Ausbruch führt. Anders als die Erste und die Zweite endet die dritte Sinfonie verhalten und greift noch einmal das Thema des Kopfsatzes aus: der Kreis hat sich geschlossen. – Das ganze Werk können Sie sich auf YouTube in der Interpretation durch das hr-Sinfonieorchester unter Andrés Orozco-Estrada ansehen und anhören. Zum Kartenvorverkauf: Palma und Manacor.

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