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Konzertkritik: Ungetrübte Belcantofreuden zum Auftakt des Festival Bellver

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Die Erwartungen an das gestrige Eröffnungskonzert des „Festival Bellver“ waren hoch gespannt: die Ankündigung als „Gala lírica – Sons de Salzburg“ versprach Großes. Indes: selbst hochfliegende Hoffnungen wurden in dieser Sommernacht im stimmungsvollen Innenhof des Castell de Bellver bei Weitem übertroffen. Das Attribut „Gala“, das man solchen Opern-Potpourris oft anheftet, um ihnen einen edlen Touch zu verpassen, wäre gar nicht nötig gewesen, denn was das Publikum in der Burg zu hören bekam, war Belcanto vom Feinsten. Dafür sorgten sechs junge Sängerinnen und Sänger – sozusagen als „Leihgabe“ der Salzburger Festspiele, Europas erster Adresse für Operngesang auf höchstem Niveau. Und wer mit Begriffen wie „Festival“ und „Gala“ erhöhte Eintrittspreise und eine steife Kleiderordnung verbindet, sah sich ebenfalls aufs Angenehmste enttäuscht: ungeheuer viel (hochkarätige) Musik für ungeheuer wenig Geld: zwei pralle Stunden zauberhafte Musik für ein großenteils leger bezwirntes Publikum zum unschlagbaren Preis von 30 Euro – danach kann man andernorts lange suchen.

Man kann es gar nicht oft genug betonen – ich wiederhole mich da gerne: ohne den orchestralen Rahmen wäre so ein Abend nur halb so schön. Ein bestens aufgelegter Pablo Mielgo und seine Sinfoniker setzten gestern Abend ganz auf Wohlklang, ohne historisierende Mätzchen, die dem „Sounddesign“ meist viel an Schönheit nehmen. Gleich mit der Ouvertüre zu Mozarts „La Clemenza di Tito“ stellten sie die Weichen: kulinarisches Genießen war angesagt. Die ersten 25 Minuten waren ein regelrechtes Mozartfest. Die Sopranistin Lilit Davtyan und die Mezzosopranistin Anita Monserrat setzten mit dem Duett „Ah, perdona“, ebenfalls aus dem „Titus“ erste vokale Glanzlichter; die Arie „Parto, parto“ geriet dann ebenfalls zu einem Duett - zwischen Mezzosopran und Klarinette, die Mozart in seinem reifen Stil vielfach als Dialogpartner für die Singstimme (oder in seinen später Klavierkonzerten für das Soloinstrument) einsetzt. Der Klarinettist der Sinfoniker spielte seinen Part zum Niederknien schön! Mit „Il mio Tesoro“ aus „Don Giovanni“ glänze der Tenor Seungwoo Simon Yang durch bezaubernd leichte Tongebung. Mit dem Eingangsduett „Cinque, dieci, venti“ aus „Le Nozze di Figaro“ setzten Aitana Sanz und Matteo Guerze den Mozartreigen fort, Liam James Karai verkörperte mit „Se vuol ballare signor contino“ einen revolutionär durchtriebenen Figaro. Es folgte das Terzett „“Soave sia il vento“ aus „Cosí fan tutte“, wunderschön vorgetragen von Davtyan/Monserrat/Karai. Mit einer Arie aus Bellinis „Puritanern“ und einer ersten Donizetti-Kostprobe wurde das Publikum in die Pause entlassen.

Die nächste der insgesamt zwölf Opern, aus denen die Stücke des Abends stammten, war „Gianni Schicchi“, aus der einer der großen Hits der Puccini’schen Ohrwurmschmiede erklang: „Oh mio Babbino caro“. Damit hatte das Programm endgültig die „Grande Opera“ erreicht. Die Puppenarie aus „Hoffmanns Erzählungen“ schloss sich an, inklusive des Aufzieh-Gags, der ein wenig an das Duracell-Äffchen aus der Werbung erinnerte. Es durfte gelacht werden. Weiter ging’s mit Arien von Donizetti, Gounod und Bizet, bevor das abwechslungsreiche Konzert Konzert dann mit Rossini („La Cenerentola“) und – absolutes Highlight – dem zungenbrecherischen Duett zwischen Dulcamara und Adina aus dem „Liebestrank“ in die Zielgerade ging. Den Schluss bildete der einzige spanische Komponist des Abends: eine Arie aus „El barbero de Sevilla“ von Giménez.

Der stürmische Applaus galt dem Vokalensemble, den Sinfonikern, die wieder einmal ihre Qualität als Opernorchester unter Beweis gestellt hatten, und seinem fabelhaften Chefdirigenten gleichermaßen. – Auch das nächste Konzert ist wieder Chefsache: Pablo Mielgo dirigiert am 27.06. Elgars Cellokonzert (Solist Pablo Ferrández) und Beethovens 6.Sinfonie, die Pastorale. Restkarten gibt’s (noch) hier.

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