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Stress im Urlaub leicht gemacht

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Sechs Tipps, wie Sie sich so richtig unbeliebt machen und ganz sicher nicht erholen

Aktuell gibt es hier auf Mallorca viel Gesprächsbedarf zum Thema "Tourismus". Die einen mögen ihn, die anderen eher nicht, die meisten leben davon. Im Grund hat niemand etwas gegen die Menschen, die hier Urlaub machen wollen, es geht eher um die Auswirkungen: Immer weniger Wohnraum für Einheimische, immer mehr überfüllte Restaurants, Strände und Straßen. Auf den Balearen kommen auf jeden Einwohner (lt. quarks.de) 15 Feriengäste. Das sichert auf der einen Seite viele Arbeitsplätze, sorgt auf der anderen Seite aber auch für viel Ärger. Es führt schon so weit, dass mich Freunde und Bekannte aus Deutschland besorgt fragen, ob man denn überhaupt noch entspannt Urlaub machen kann auf Mallorca. Selbstverständlich kann man das, wenn man sich so höflich und respektvoll verhält, wie man selbst behandelt werden möchte.

Heute möchte ich Ihnen eine (nicht ganz ernst gemeinte) Anleitung liefern, wie Sie sich, Ihre Familie und die Menschen um sich herum ganz einfach in Stress bringen. Ich bin sicher, dass Sie das Ganze mit einem Augenzwinkern lesen und verstehen, was ich Ihnen damit sagen möchte. Selbstverständlich können Sie bereits auf der Fahrt zum Flughafen und bei der Gepäckabgabe und beim Boarding mit Ihrer Mission beginnen.

Der Tipp Nr. 1 lautet daher: Drängeln Sie, was das Zeug hält. Sie haben das Recht dazu. Schließlich haben Sie Urlaub und wollen schnell ankommen. Wenn Sie dann (hoffentlich als Erster) das Flugzeug bestiegen haben, beanspruchen Sie möglichst viele der Gepäckablagen über Ihnen, so können Sie sicher sein, dass Sie sich beim Aussteigen nicht mit Mitreisenden konfrontieren müssen. Übrigens ist es nicht notwendig, freundlich zum Flugpersonal zu sein. Die meisten verstehen Sie eh nicht. Weiterdrängeln können Sie dann nach der Landung beim Ausstieg und am Gepäckband. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Auch an der Rezeption in Ihrem Hotel heißt es dann, schnell sein. Sie wollen schließlich nicht warten, bis all die anderen Mitreisenden eingecheckt haben, oder? Auch, wenn es zum Essen geht, kann es beim ersten Mal nicht schaden, gleich mal klarzumachen, wer zuerst bedient werden sollte. Sie schaffen das!

Tipp Nr. 2: Freundlichkeit wird überbewertet. Da Sie in einem Land sind, in dem üblicherweise Spanisch, oder noch schlimmer Katalan oder allerschlimmstens Mallorquin gesprochen wird, können Sie sich während des gesamten Urlaubs Höflichkeiten sparen. Es ist ja überhaupt schon eine Frechheit, dass nicht jeder Einheimische Deutsch spricht. Schließlich sollte man doch mittlerweile wissen, dass die Deutschen jedes Jahr wiederkommen. Regen Sie sich ruhig laut und auffällig im Restaurant auf, wenn Sie nicht sofort einen Tisch bekommen oder setzen Sie sich einfach dorthin, wo es Ihnen gefällt, Reservierungsschilder können ignoriert werden. Bemerken Sie, wenn es Ihnen zu lange dauert, bis a) die Getränke, b) das Essen und c) die Rechnung gebracht werden. Wie sollen die Kellner denn etwas lernen, wenn niemand sie auf ihre Fehler aufmerksam macht.

Tipp Nr. 3: Kleiderordnung. Auf Mallorca dürfen Sie tragen, was Sie wollen, gehen Sie ruhig in Badekleidung zum Essen. Männer können natürlich auch "oben ohne" gehen, bei Frauen reicht eine leichte Bedeckung des Oberkörpers. Es ist schließlich heiß! Und alle anderen laufen genauso herum - also die meisten - sagen wir einige. Lassen Sie sich von bösen Blicken oder mehr oder weniger leisen, scharf ausgesprochenen, fremdländisch klingenden Bemerkungen nicht davon abhalten. Auch bei der Besichtigung der Städte, Kirchen und Klöster achten Sie auf luftige Kleidung und bequemes Schuhwerk. Zu empfehlen sind Badeshorts oder Strandkleidchen und Flipflops.

Tipp Nr. 4: Ganz aktuell ist es nunmehr möglich, nicht nur um sieben Uhr die Liegen in erster Reihe am Pool zu reservieren, es gibt jetzt in einigen Orten auf der Insel die Chance, Liegeplätze am Strand vorab zu bezahlen und für Wochen im Voraus zu belagern. Wenn das kein Fortschritt ist. Selbst schuld, wenn die Einheimischen nicht Ihre zeitlichen Möglichkeiten haben und zu spät kommen, während Sie schon längst, ebenfalls in der ersten Reihe in der Sonne brutzeln. Sie sollten auch unbedingt in mehreren Restaurants gleichzeitig reservieren, wenn Sie abends mal ausgehen möchten. So können Sie ganz sicher sein, dass Sie einen guten Platz finden. Es kann ja nicht Ihr Problem sein, ob die Restaurants ansonsten ihre Tische vollkriegen.

Tipp Nr. 5: Überhaupt das Essen. Wenn Sie sicher sein wollen, dass Sie das Essen im Ausland vertragen, sollten Sie Ausschau halten nach Restaurants mit so wohlklingenden Namen, wie "Deutsche Kurve", "Beim Waldmeister", "Zur goldenen Ziege", um nur ein paar Beispiele zu nennen. Nur hier gibt es gewohntes, gutes, deutsches Essen. Seien Sie aber achtsam, ob die Kellner Sie in akzentfreiem Deutsch begrüßen oder ob sich auch hier ein paar ignorante Einheimische eingeschlichen haben. Wenn Sie, aller Vorsicht zum Trotz, doch einmal in eine Restauration mit ausländischer, sprich spanischer Küche, gehen, sollten Sie unbedingt an Magenschoner und Säureblocker denken. Schließlich weiß man ja, dass alles nur so in Fett schwimmt und mit den Feinheiten der deutschen Küche nicht zu vergleichen ist.

Tipp Nr. 6: Hier geht es ums Autofahren. Unbedingt sollten Sie sich einen Mietwagen nehmen. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind selbstredend eine Zumutung. Voller Einheimischer, die dann womöglich auch noch einen Sitzplatz beanspruchen oder frech werden, wenn man Sie auffordert, für den gestressten Touristen Platz zu machen. Verkehrsregeln gibt es hier auf der Insel quasi nur pro Forma. Man weiß doch, dass Südländer wie die letzten Henker fahren, immer dicht auffahren und absolut rücksichtslos sind. Das können Sie sicher besser. Schließlich ist es selbst mit dem kleinsten Mietwagen ein leichtes, die Höchstgeschwindigkeit zu übertreffen. Üben Sie sich auch unbedingt in der üblichen Zeichensprache. Mittelfinger hoch oder die geballte Faust sind beliebte Ausdrucksformen.

Wenn Sie all diese Tipps befolgen, werden Sie sicher nicht zum beliebtesten Gast des Jahres gewählt. Aber darum geht es ja auch nicht. Sie sind ja schließlich nicht zum Spaß hier! In diesem (augenzwinkernden) Sinne.

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