Der Auftakt der Temporada 2924/25 im Auditorium verlangt den Ausführenden einiges ab: zu Beginn des Konzerts am 31.10. spielt der Geiger Sergei Dogadin, Preisträger des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau 2019 und mit dem 1.Preis im Joseph Joachim-Wettbewerb in Hannover (2015) bedacht, das Violinkonzert von Alban Berg „Dem Andenken eines Engels« zusammen mit den Sinfonikern unter Pablo Mielgo, der nach der Pause Schuberts „Große C-dur-Sinfonie dirigiert. Das offizielle Programmheft können Sie hier herunterladen.
Alban Bergs Violinkonzert ist seit seiner Uraufführung in Barcelona 1936 ein Hit in den Konzertsälen der Welt, ungewöhnlich für ein Werk, das in der von vielen als unzugänglich wahrgenommenen Zwölftontechnik geschrieben wurde. Das mag daran liegen, dass Berg sein Publikum sehr behutsam an diese als kopflastig geltende Technik heranführt, sie mit folkloristischen Elementen und am Schluss sogar mit einem Bach-Choral verknüpft. Dadurch geraten die strengen und abstrakten Regeln der Dodekaphonie in den Hintergrund, sie werden von atmosphärischen Stimmungen und äußerst transzendenten, meditativen „vibrations« überlagert. Der Untertitel „Dem Andenken eines Engels« und die anrührende Geschichte dahinter tun ein Übriges. Berg war mitten in der Arbeit, als ihn die Nachricht vom tragischen Tod der Tochter von Alma Mahler und Walter Gropius, in deren Haus Berg zu verkehren pflegte. Die 18-Jährige erkrankte auf einer Reise nach Venedig, zu der Alma sie mitgenommen hatte, an der dort wütenden und offiziell geheim gehaltenen Kinderlähmung (man denkt unwillkürlich an Thomas Manns Novelle „Tod in Venedig«) und starb binnen weniger Tage. Die ganze Geschichte erzählt der Podcast „Meisterstücke«. – Den Anfang des ersten Satzes kann man in seiner zart-atmosphärischen Stimmung als eine Hommage an das grazile junge Mädchen deuten, während der heftige und mit ziemlich wüst klingenden Akkordballungen in greller Instrumentierung einsetzende zweite für den Todeskampf stehen könnte.
Mit seiner „Großen C-dur-Sinfonie« leitete Schubert das Zeitalter der musikalischen Romantik im Bereich der Orchestermusik ein. Als Liedkomponist und Schöpfer zahlreicher Klavierstücke hatte er das längst im kleinen und intimen Format der Kammermusik getan. Nun, 1824, wollte er der Welt zeigen, dass er auch große sinfonische Werke schreiben konnte. Und groß ist die 9.Sinfonie wahrlich. Nicht nur, was ihre Länge von ungefähr einer Stunde betrifft, auch die Themen und ihre Entwicklung atmen Größe. Das romantische Hornmotiv zu Beginn des ersten Satzes führt piano in die Weite einer idyllischen Klanglandschaft, bevor es dann forte in seiner ganzen Pracht erklingt. Die Coda nimmt es noch einmal auf und führt zu einem Schluss „mit Ausrufezeichen«. Der zweite Satz beschreibt ein gemessenes Schreiten – Schubert, der ewige Wanderer! Mit dem zweiten Thema, das einen Kontrast dazu bildet, wird das Schreiten zum Marsch. – Der dritte Satz ist ein großformatiges Scherzo, und im Finale wird noch einmal alles aufgeboten, was ein romantisch besetztes Orchester zu leisten vermag. Sein Anfangsmotiv führt am Ende, in Gigantische gesteigert, zu einem furiosen Schluss. Im Podcast „Klassik to go« erfahren Sie mehr über die Entstehungsgeschichte, die anfängliche Ablehnung des Orchesters („unspielbar!«), die Wiederentdeckung der Sinfonie durch Robert Schumann und schließlich die posthume Uraufführung unter der Leitung von Mendelssohn. – Karten gibt’s hier online und an der Abendkasse.