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Was will ich wirklich?

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Im richtigen Zug sitzen: Gedanken zum Jahreswechsel über das Leben

Wann haben Sie sich das letzte Mal die Frage gestellt: „Was will ich wirklich?». Viel zu oft hält uns der Alltag fest im Griff, hetzen wir von Termin zu Termin. Wir sind privat und beruflich damit beschäftigt, Erwartungen und Verpflichtungen zu erfüllen, während die wirklich große Frage irgendwo in der Tiefe wartet. Aber am Jahresende, wenn die Uhren für einen Moment langsamer ticken, taucht sie auf, wie ein Leuchtfeuer in einem nächtlichen Sturm: Bin ich auf dem richtigen Weg? Und vor allem – will ich ihn überhaupt gehen?

Eine der häufigsten Todesbettfragen, so hat die australische Palliativkrankenschwester Bronnie Ware in ihrem Buch „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen» beschrieben, lautet: Habe ich das Leben geführt, das ich wollte, oder jenes das, das andere von mir erwartet haben? Interessanterweise steht Geld oder beruflicher Erfolg selten ganz oben auf der Prioritätenliste. Stattdessen sind es Aspekte wie authentische Beziehungen, Zeit für sich selbst und der Mut, den eigenen Träumen zu folgen, die am Ende zählen.

Psychologen wie Martin Seligman, der Begründer der positiven Psychologie, betonen, dass Lebenszufriedenheit nicht durch Status oder Besitz entsteht, sondern durch Sinn, erfüllte Beziehungen und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein. Tatsächlich zeigen Studien, dass Menschen, die ihr Leben nach ihren eigenen Werten ausrichten und regelmäßige Momente der Selbstreflexion einbauen, nicht nur zufriedener, sondern auch gesünder sind.

Doch wie kommen wir dem, was wirklich zählt, auf die Spur? Und wie erkennen wir, ob wir noch im richtigen Zug sitzen?

„In der Ruhe liegt die Kraft» – ein Spruch, den viele belächeln, doch er birgt eine zeitlose Wahrheit. Nur wenn wir innehalten, können wir Klarheit gewinnen. Sich Zeit für Selbstreflexion zu nehmen, ist wie das Polieren eines beschlagenen Spiegels.

Stellen Sie sich folgende Fragen:

  1. Was hat mich dieses Jahr wirklich glücklich gemacht?

Nicht „Was sollte mich glücklich machen?», sondern die echten kleinen oder großen Momente, in denen das Leben leicht und stimmig war.

  1. Wofür bin ich dankbar?

Dankbarkeit lenkt den Fokus auf das Positive und macht uns bewusst, was schon da ist. Studien zeigen, dass Dankbarkeit nicht nur die Lebenszufriedenheit erhöht, sondern auch Ängste und Depressionen lindern kann.

  1. Was habe ich verdrängt?

Unsere Träume sind oft wie Kinder, die Aufmerksamkeit suchen. Werden sie ignoriert, beginnen sie zu rebellieren. Vielleicht als Unzufriedenheit, Langeweile oder das diffuse Gefühl, dass „etwas fehlt».

Wer auf der Suche nach dem ist, was er wirklich will, muss lernen, loszulassen. Das bedeutet auch, unliebsame, aber notwendige Entscheidungen zu treffen. Jede getroffene Entscheidung schließt andere Optionen aus. Doch genau das schafft Raum für das Wesentliche.

Vielleicht ist es Zeit, sich von Beziehungen zu lösen, die uns mehr Kraft kosten, als sie geben. Oder beruflich einen Schritt zu wagen, der Unsicherheit birgt, aber echtes Potenzial hat. Oder es ist der Moment, ganz bewusst „Nein» zu sagen – zu Überstunden, die Sie auslaugen, zu Erwartungen, die nicht Ihre eigenen sind, oder zu Perfektionismus, der Sie lähmt.

Ein Schlüssel, um zu erkennen, was wirklich wichtig ist, liegt in unseren Werten. Fragen Sie sich:

  • Was möchte ich in meinem Leben vertreten?
  • Wie möchte ich von anderen gesehen werden?
  • Welche Spuren möchte ich hinterlassen?

Der Wertekompass lenkt uns, wenn das Leben chaotisch wird. Er erinnert uns daran, warum wir tun, was wir tun – oder warum wir etwas ändern sollten. Eine gute Übung ist es, eine Liste mit zehn Werten zu erstellen, die Ihnen am Herzen liegen, und diese dann auf drei zu reduzieren. Das klingt einfacher, als es ist, zwingt aber dazu, wirklich in sich zu gehen.

Wie setzt man diese Erkenntnisse um? Indem man klein beginnt. Warten Sie nicht auf den perfekten Moment – er kommt selten. Schreiben Sie auf, was Sie ändern möchten. Teilen Sie Ihre Pläne mit jemandem, der Sie unterstützt. Und denken Sie daran: Veränderung braucht Zeit und Geduld, aber auch Mut, erste Schritte zu gehen.

Vielleicht können Sie mit einer einfachen Frage beginnen: Wie sieht ein perfekter Tag für mich aus? Nehmen Sie ein Blatt Papier und schreiben Sie es auf, ohne Einschränkungen. Was würden Sie tun, wenn alles möglich wäre? Und dann überlegen Sie, wie Sie wenigstens einen kleinen Teil davon in Ihren Alltag integrieren können.

Der Psychologe Mihály Csíkszentmihályi prägte den Begriff „Flow», der das Gefühl beschreibt, vollkommen in einer Tätigkeit aufzugehen. Dieses Gefühl ist ein Indikator dafür, dass Sie etwas tun, das Ihrem Innersten entspricht. Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig in den Flow-Zustand kommen, zufriedener und produktiver sind.

Fragen Sie sich also: Wann habe ich das letzte Mal die Zeit vergessen? Vielleicht finden Sie darin eine Spur, was wirklich wichtig für Sie ist.

Und während all diese Gedanken sich verdichten, nehmen Sie sich auch die Freiheit, leicht und spielerisch an die Sache heranzugehen. „Das Leben ist das, was passiert, während du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen», sagte John Lennon. Planen Sie, aber genießen Sie auch. Nicht alles muss perfekt sein – manchmal ist gut genug genau richtig.

Erlauben Sie sich, Fehler zu machen. Probieren Sie Neues aus. Sagen Sie öfter „Ja» zu Abenteuern und „Nein» zu Dingen, die nicht mit Ihrem Innersten übereinstimmen.

Zum Abschluss – ein kleiner Jahreswechsel-Impuls: Nehmen Sie sich heute Abend ein Glas Wein, einen Tee oder was auch immer Sie mögen. Schreiben Sie auf, was Sie im neuen Jahr wirklich wollen. Vielleicht ein einfacherer Alltag, mehr Lachen oder die längst überfällige Reise zu sich selbst. Stellen Sie sich die Frage: Wenn alles möglich wäre, was würde ich dann tun?

Und dann: Tun Sie es. In kleinen Schritten, aber mit Entschlossenheit. Denn das Leben ist zu kurz, um es auf später zu verschieben.

Am Ende des Tages zählt nicht, was die Welt von Ihnen erwartet. Sondern was Sie von sich selbst erwarten. Vielleicht ist der Jahreswechsel genau der richtige Zeitpunkt, um das herauszufinden. In diesem Sinne.

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