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Konzertführer: An der Schwelle zwischen Romantik und 20.Jahrhundert

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Neben der Pavane op.50 von Gabriel Fauré und dem Konzert für Viola und Orchester von Joseph Schubert (1754-1837) mit der Solistin Sara Ferrández erklingt im 7.Abokonzert des OSIB am 20.03. als Hauptwerk des Abends Mahlers erste Sinfonie im Auditorium von Palma. Pablo Mielgo dirigiert.

Gustav Mahlers 1. Sinfonie markiert einen Wendepunkt in der Musikgeschichte. Nicht umsonst hat man Mahler den „Archaeopteryx der Musikgeschichte« genannt. Wie der berühmte Urvogel, das „Brückentier« zwischen Reptil und Flugsaurier, ist er ein Wesen des Übergangs, in diesem Falle zwischen Romantik und Neuzeit. Sein sinfonischer Erstling trägt den Beinamen „Der Titan«. Und ein Titan war Mahler nun wirklich. Das Werk, erstmals 1889 in Budapest uraufgeführt, zeugt von Mahlers enormem Innovationsgeist und seinem Streben, die Grenzen der Symphonik neu zu definieren. Mahler komponierte die Sinfonie zwischen 1884 und 1888, während seiner Zeit als Dirigent in Leipzig. Diese Jahre waren für Mahler prägend; die Nähe zu den Werken Richard Wagners und Anton Bruckners beeinflusste seine musikalische Sprache stark. Dennoch schöpfte Mahler auch aus persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen, vor allem aus seiner tiefen Beziehung zur Natur. Ursprünglich plante Mahler, die Sinfonie mit einem Programm zu versehen, das auf dem Roman "Titan" von Jean Paul basierte. Obwohl er diese Idee später verwarf, spiegelt der Titel die Größe und Ambition des Werks wider.

Die Sinfonie umfasst vier Sätze, die formal und inhaltlich weit über das hinausgehen, was noch bei Brahms und Schumann gang und gäbe war: Langsam, schleppend – Immer sehr gemächlich beginnt der erste Satz mit einem geheimnisvollen Naturlaut, in dem die Hörner das Erwachen der Natur heraufbeschwören. Es entwickelt sich eine fröhliche Stimmung, die an ein bäuerliches Idyll erinnert. Die Melodie stammt aus einem der „Lieder eines fahrenden Gesellen« („Ging heut Morgen übers Feld«) und triumphiert am Schluss noch einmal im Fortissimo. - Kräftig bewegt, doch nicht zu schnell: Der zweite Satz ist ein Ländler, der volkstümliche Tänze mit einer rhythmischen Vitalität verbindet. Feierlich und gemessen: Der dritte Satz ist ein düsterer Trauermarsch, der auf dem bekannten Kanon "Bruder Jakob" basiert, jedoch in Moll gespielt wird. Diese grotesk verzerrte Melodie zeigt Mahlers ironische und tragikomische Sichtweise. - Stürmisch bewegt: Der finale Satz bricht dramatisch aus. Hier vereinen sich Schmerz, Triumph und eine letztendliche Auflösung in die ekstatischen Klänge am Schluss. - Mahler war ein Meister der Orchestrierung, und seine 1. Sinfonie ist ein Paradebeispiel dafür. Er erweitert das klassische Orchester, indem er Instrumente wie die Harfe, die Tuba und ein umfangreiches Schlagwerk integriert. Das Werk spielt virtuos mit Klangfarben und Raum – von zarten Streichertönen bis hin zu bombastischen Tuttis. Leonard Bernstein hat in einem seiner legendären „Young Peoples‘ Concerts« (erfolgreich) versucht, Mahler selbst Kindern nahezubringen. Freilich hat er dazu nicht die erste, sondern die heitere vierte Sinfonie ausgewählt. Aber er konnte die Frage „Who was Gustav Mahler«, so der Titel der Folge, zusammen mit den New Yorker Philharmonikern, auf geniale Art kindgerecht beantworten. Mit der Ersten beschäftigt sich Michael Lohse auf bewährt amüsante Art und Weise in seinem Podcast „Meisterstücke«. – Karten für das Konzert gibt’s wie immer auf der Webseite des Auditoriums.

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