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Konzertführer: Tragisches, Konzertantes und Heroisches im Teatre Principal

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Drei Spitzenwerke des jeweiligen Genres stehen am 25.April auf dem Programm, wenn der österreichische Dirigent Sascha Goetzel am kommenden Freitag die Balearen-Sinfoniker im Teatre Principal dirigiert: die „Tragische Ouvertüre von Johannes Brahms, das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold (mit der renommierten Geigerin Alexandra Conunova als Solistin) und Beethovens „Eroica«.

Johannes Brahms' Tragische Ouvertüre in d-Moll, Op. 81, ist ein Werk von beeindruckender Tiefe und Ernsthaftigkeit, das die emotionale Bandbreite und den kompositorischen Einfallsreichtum des Komponisten eindrucksvoll demonstriert. Sie wurde 1880 komponiert, zur gleichen Zeit wie die heitere Akademische Festouvertüre, und bildet einen faszinierenden Kontrast zu dieser. Brahms selbst beschrieb die beiden Werke mit den Worten: „Die eine lacht, die andere weint.« – Das Werk entstand in einer Phase, in der Brahms bereits als einer der führenden Komponisten seiner Zeit etabliert war. Sie wurde am 26. Dezember 1880 in Wien unter der Leitung von Hans Richter uraufgeführt. Im Gegensatz zur Akademischen Festouvertüre, die auf Studentenliedern basiert, hat die Tragische Ouvertüre kein spezifisches Programm oder Sujet. Brahms wollte vielmehr das „Tragische an sich« musikalisch darstellen. Die Tragische Ouvertüre zeichnet sich durch ihre dunkle, ernste Klangfarbe aus, die durch die Verwendung von tiefen Streichern, Posaunen und Tuba verstärkt wird. Die Musik ist geprägt von dramatischen Kontrasten, aufwühlenden Melodiebögen und einer dichten, polyphonen Textur. Brahms gelingt es, eine Atmosphäre von Schicksalhaftigkeit und innerer Spannung zu schaffen, ohne auf plakative Effekte zurückzugreifen.

Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert in D-Dur, Op. 36, ist ein faszinierendes Werk, das die Grenzen zwischen klassischer Musik und Filmmusik auf beeindruckende Weise verwischt. Es wurde 1945 komponiert und markiert Korngolds Rückkehr zur Konzertmusik nach seiner erfolgreichen Karriere als Filmkomponist in Hollywood. Das Konzert ist nicht nur ein musikalisches Meisterwerk, sondern auch ein Spiegel seiner Zeit und seines Lebens.

Die „Eroica« oder: Vermählung des Einfachen mit dem Komplexen - Bereits mit den ersten beiden Akkorden ist der Hörer mitten im sinfonischen Geschehen: Es-dur, forte, volles Orchester. Zwei Peitschenhiebe, die „die Förmlichkeit des 18. Jahrhunderts zerschmettern.« (Leonard Bernstein in „Von der unendlichen Vielfalt der Musik«, 1967) - Die Zeichen stehen auf Aufbruch, Aufbruch in ein neues Zeitalter; 1802 ist Napoleon dabei, Europa umzugestalten. Die Revolution mit ihren Schlagworten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit« fegt wie ein Sturm über den Kontinent und reißt auch Kunst, Literatur und Musik empor in eine Sphäre der Unabhängigkeit und des freien Willens. Zwei Peitschenhiebe zertrümmern die Verbindlichkeiten des Rokoko und stellen die Weichen für die 689 Takte, die ihnen folgen: neuartig, vehement, pathetisch, emotional, beschwörend ist die Sprache dieser Musik; unkonventionell, von riesigen Dimensionen ist bereits der erste Satz. Er ist so lang, wie eine komplette Sinfonie des mittleren Haydn, das ganze Werk dauert mit allen Wiederholungen eine knappe Stunde. Und so ereignete sich bei der Uraufführung 1804 im Wiener Palais des Fürsten Lobkowitz, dem die Sinfonie auch gewidmet ist, etwas noch nie Dagewesenes. Das Erstaunlichste ist die Einfachheit des musikalischen Materials, aus dem Beethoven diese Heldensinfonie wie ein Architekt Takt für Takt „baut«: auf die beiden Es-dur-Akkorde, die das Tor zum Satz und zur Sinfonie bilden, folgt, im ¾-Takt und zunächst piano ein gebrochener Dreiklang, von metronomischen Achteln grundiert. Das ist die Einfachheit selbst. eine nackte Tatsache, aus der Beethoven mit nie dagewesener Kühnheit ein komplexes sinfonisches Gewölbe errichtet. Die musikalische Entwicklung steckt voller Überraschungen. Die ungeheure Größe des ersten Satzes setzt sich im zweiten fort, im großen Trauermarsch, der trotz des langsamen Zeitmaßes (Adagio assai) vorwärtsdrängt, bis zu jenen gewaltigen Akkorden, die – so hat es einmal ein Kritiker formuliert – die Majestät des Todes erahnen lassen. Am Schluss „zerfällt« die Marsch-Melodie geradezu vor den Ohren des Zuhörers in Fragmente, „wie die Rede eines Menschen, der, vom Schmerz übermannt, nur mit Mühe und um Atem ringend weitersprechen kann.« (Bernstein) – Ende im Pianissimo.Das kurze Scherzo, also der dritte Satz, gönnt dem Hörer vielmehr eine Erholung von den aufwühlenden Ereignissen des Kopfsatzes und des gigantischen Trauermarsches. - Das Finale beginnt fortissimo und furios: Allegro molto. Das Thema, das dieser Raserei folgt, ist wieder - typisch Beethoven – von äußerster Einfachheit, ein fast trivialer Gedanke, der zaghaft im Pizzicato vorgetragen wird. Aber dann! In Variationen entwickelt sich eine blühende Melodie, gestützt von den vier Tönen des simplen Grundgedankens. Der Satz bleibt – formal – zwar ein Variationssatz, aber jede der Variationen wird zu etwas Neuem, Außergewöhnlichem, ungebunden an klassische harmonische Muster. Die Entwicklung gipfelt in einer Fuge, die Melodie erlangt luftige Leichtigkeit, um dann in eine schneidige punktierte Phrase zu münden. Dann noch einmal eine Fuge, die sich bis zur Ekstase steigert. Man erwartet jetzt das Ende. Aber Beethoven ist immer noch nicht bereit, Schluss zu machen: nach einem (vorläufigen) Verhallen, das fast wie ein Vakuum wirkt, stürzt plötzlich das wilde Eröffnungsmotiv wieder herein, nicht wütend wie am Anfang, aber mit aller Lebenskraft, die ihm innewohnt. Es „jagt alle Wolken und Schatten, die Melancholie und die Traurigkeit, den Kampf und die Finsternis hinweg und hellt die Luft für die brillante, freudige Coda auf, welche dieses Heldenwerk beschließen wird.« (Bernstein)

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