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Konzertführer: Mit Mozart und Tschaikowsky endet das Festival de Bellver

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Mit einem vierminütigen „Aufbruch in die Freiheit«, wie man Mozarts „Figaro«-Ouvertüre bezeichnet hat, beginnt das vierte (und leider letzte) Konzert des Festival de Bellver am kommenden Donnerstag. Danach spielt Joan Enric Lluna unter Leitung von Pablo Mielgo Mozarts „Schwanengesang«, sein Klarinettenkonzert KV622. Den triumphalen Schlusspunkt unter den Abend und damit das Festival setzt Tschaikowskys 5.Sinfonie, seine „Schicksalssinfonie« aus dem Jahr 1888.

Mit der Ouvertüre zu Le nozze di Figaro komponierte Wolfgang Amadeus Mozart 1786 nicht nur den Auftakt zu einer Oper, sondern ein musikalisches Manifest. In kaum vier Minuten entfaltet sich ein Feuerwerk aus rhythmischer Präzision, orchestraler Leichtigkeit und dramaturgischer Raffinesse – ein Stück, das wie ein geöffneter Vorhang in eine Welt voller Intrigen, Witz und subversiver Energie führt. Die Ouvertüre beginnt mit einem flirrenden Streicherwirbel, der wie ein nervöses Flüstern die Bühne betritt. Es folgt ein sprunghaftes Thema, das zwischen Bassoon und Violinen hin und her jagt – ein musikalisches Sinnbild für die rastlose Betriebsamkeit des bevorstehenden Hochzeitstags. Mozart verzichtet bewusst auf Zitate aus der Oper selbst und komponiert stattdessen eine eigenständige musikalische Erzählung, die den Geist des Werks einfängt: Tempo, Witz, Aufbegehren. Bis heute zählt die Figaro-Ouvertüre zu den meistgespielten Konzertstücken der Klassik. Sie ist nicht nur ein brillanter Auftakt, sondern ein musikalischer Aufruf zur Freiheit – leichtfüßig, listig und voller Leben.

Als Mozart im Herbst 1791 sein Klarinettenkonzert in A-Dur KV 622 vollendete, stand er am Ende seines Lebens. Es ist sein letztes vollendetes Instrumentalwerk – und zugleich ein musikalisches Vermächtnis, das bis heute als Höhepunkt der Klarinettenliteratur gilt. Heute gehört das Konzert zum Kanon jedes Klarinettisten und wird weltweit aufgeführt. Es gilt als Prüfstein für musikalische Reife, klangliche Sensibilität und technische Eleganz. Die Rezeption reicht von akademischen Analysen über historische Aufführungen bis hin zu populären Adaptionen. Mozarts Klarinettenkonzert ist mehr als ein Solokonzert – es ist ein Dialog zwischen Mensch und Musik, zwischen Innerlichkeit und Form. In seiner Schlichtheit liegt eine Tiefe, die Generationen berührt hat und weiterhin berührt. Es ist ein Werk, das die Klarinette nicht nur als Instrument, sondern als Stimme des Herzens etabliert hat. – Im wdr3-Podcast „Meisterstücke« erzählt Ihnen der Kabarettist Michael Lohse in gewohnt humorvoller Manier die Geschichte des Werks.

Das Jahr 1888 gilt als ein Wendepunkt im Leben von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, weil es sowohl von künstlerischer Unsicherheit als auch von einem emotionalen Durchbruch geprägt war – insbesondere durch die Entstehung und Uraufführung seiner 5. Sinfonie in e-Moll op. 64, die oft als seine „Schicksalssinfonie« bezeichnet wird. Tschaikowsky hatte seit zehn Jahren keine Sinfonie mehr geschrieben und zweifelte stark an seiner schöpferischen Kraft: „Habe ich mich ausgeschrieben?« notierte er in einem Brief an seine Freundin und Gönnerin Nadeshda von Meck (die er übrigens nie persönlich kennengelernt hat!) - Die Uraufführung fand am 17. November 1888 in Sankt Petersburg statt – unter der Leitung des Komponisten selbst. Es war ein Abend voller Selbstzweifel: Tschaikowsky hielt das Werk zunächst für „misslungen«, insbesondere das Finale empfand er als „geschraubt« und „unauthentisch«. Doch ein Jahr später, 1889, kam es zu einer entscheidenden Aufführung in Hamburg, bei der Johannes Brahms persönlich anwesend war. Diese Begegnung war Teil von Tschaikowskys Deutschlandreise, die ihn auch nach Leipzig führte, wo er mit Brahms und Grieg frühstückte und „tüchtig zechte«, wie er seinem Bruder Modest schrieb. Die Aufführung in Hamburg war ein Wendepunkt: Tschaikowsky schrieb danach, dass er die Sinfonie „wieder liebgewonnen« habe. Ob Brahms sich konkret zur Sinfonie äußerte, ist nicht überliefert – aber die persönliche Begegnung war von gegenseitigem Respekt geprägt. Tschaikowsky fand Brahms „sympathisch« und schätzte dessen „Offenheit und Schlichtheit«.- Auch zu diesem Werk gibt es eine Einführung von Michael Lohse.

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