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Konzertführer: Impressionistischer Saisonauftakt mit einem Schuss Spätromantik

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Das erste Konzert der Temporada 2025/26 im Auditorium ist wie immer Chefsache, Pablo Mielgo dirigiert ein vorwiegend impressionistisches Programm (Manuel da Falla, Claude Debussy), eingerahmt von einem Werk Joaquín Turinas (einem Grenzgänger zwischen Debussys Impressionismus und der folkloristischen Welt seiner andalusischen Heimat) und dem spätromantischen Geniestreich „Don Juan« von Richard Strauss. Dazu hat er den jungen Starpianisten Davide Cabassi eingeladen. Cabassi ist ein herausragender italienischer Musiker, dessen Karriere sich durch technische Brillanz, stilistische Vielseitigkeit und eine tiefe Verbundenheit zur klassischen Tradition auszeichnet.

Joaquín Turinas „Oración del torero« op. 34, mit dem das Konzert beginnt, ist ein Werk von seltener poetischer Dichte. Es verbindet spanische Folklore, impressionistische Klangsprache und spirituelle Innigkeit zu einer musikalischen Meditation über Mut, Einsamkeit und Transzendenz. Ursprünglich 1925 für ein Lautenquartett geschrieben und später für Streichquartett und Streichorchester bearbeitet, ist dieses Stück ein Schlüsselwerk für das Verständnis von Turinas Musik. Turina selbst beschreibt den Moment der Inspiration als eine Szene in der Stierkampfarena von Madrid: Hinter einer kleinen Tür, verborgen vor dem Lärm der Menge, kniet der Torero in der Kapelle – allein mit seinem Gebet, mit der Angst und der Hoffnung, bevor er dem Tod ins Auge blickt.

Mit den „Nächten in spanischen Gärten« von Manuel de Falla gehen wir auf einen Trip in südliche Gestade. De Falla wurde 1876 in Càdiz geboren und starb 1946 in Argentinien. Der Untertitel der dreisätzigen „Noches« lautet Impressionen für Klavier und Orchester. Es sind – und das klingt jetzt wie ein Pleonasmus, wie „weißer Schnee«, irgendwie „doppelt gemoppelt« – impressionistische Impressionen! Aber das heißt lediglich, dass diese Impressionen der Epoche und damit der Stilrichtung des Impressionismus zugeordnet werden. Die Werke der Impressionisten waren nicht mehr durch klar abgegrenzte oder gar nachsingbare Melodien gekennzeichnet. An ihre Stelle traten Klangtupfer, Klangflächen, rhythmische Fragmente die alle auf eines abzielten: eine Impression zu erzeugen, eine Stimmung, ein Flair Musik werden zu lassen. Diese Technik entstammt ursprünglich der Malerei: hier wurden, zum Beispiel bei Monet, klare Linien weitgehend aufgelöst und durch Farbtupfer ersetzt. Und waren die impressionistischen Bilder ein Spiel mit Farben und Schattierungen, so waren die musikalischen Werke dieser Epoche ein Spiel mit Klangfarben und diffusen Harmonien. Hier keine gegenständlichen Figuren, keine großen Farbflächen mehr, dort keine abgegrenzten Melodien und klar definierte Tonarten mehr. Stattdessen kleinste musikalische Elemente und eine polytonale Harmonik. Als „Erfinder« des musikalischen Impressionismus gilt Claude Debussy (1862-1918). Und das erste impressionistische Werk war das Prélude à l‘après-midi d’un faune, das „Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns«, das im Konzert als nächstes erklingt. Uraufgeführt 1894 in Paris, geht es auf ein Gedicht von Mallarmé zurück. Aber Debussy wollte diesen Text nicht musikalisch nacherzählen, sondern die verschiedenen Stimmungen erwecken, die die Sprache des Dichters vermittelt. -

Richard Strauss zeichnet in seiner Tondichtung Don Juan (Op. 20, 1888) ein vielschichtiges, psychologisch nuanciertes Porträt des Titelhelden – inspiriert nicht von Molière oder Mozart, sondern vom Versdrama Don Juan des österreichischen Dichters Nikolaus Lenau. Strauss’ Don Juan ist kein bloßer Frauenheld, sondern ein tragischer Held, dessen Streben nach dem Absoluten ihn letztlich zerstört. Die Tondichtung ist keine lineare Erzählung, sondern ein musikalischer Seelenzustand – ein innerer Monolog in Klangform, dargestellt in großer Orchesterbesetzung.

Ich habe aus den Werken des Abends eine Playlist zusammengestellt, auf Amazon Music und bei Spotify. Klicken Sie einfach auf das Portal, das Sie abonniert haben. Karten gibt’s wie immer auf der Website des Auditoriums.

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