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Konzertkritik: Fantastischer Auftakt der Herbstkonzerte bei Macia Batle

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Es ist die besondere, intime Atmosphäre, die den Bodegakonzerten bei Macia Batle ihren Reiz verleihen und dem Publikum immer wieder den Eindruck vermitteln, dass das Musizieren auf der kleinen Bühne nur und ausschließlich für den illustren Kreis der längst zu einer glücklichen Familie zusammengewachsenen Zuhörerinnen und Zuhörer in Szene gehe. Und wwenn dann hochkarätige Musikerinnen und Musiker am Werk sind und mit jedem Takt Engagement und Spielfreude versprühen, sind Glücksmomente vorprogrammiert.

So hatte Nina Heidenreich, die die Konzerte zusammen mit Macia Batle und dem Mallorca Magazin veranstaltet, auch zum Auftakt der diesjährigen Herbstsaison illustre Gäste eingeladen: zusammen mit Ariadna Ferrer (Violine), Hanga Fehér (Bratsche) und Llorenc Rosal (Violoncello) vereinigte sie sich zu einem harmonisch aufspielenden Streichquartett, das dann nach der Pause um den jungen Pianisten Matteo Weber zum Quintett erweitert wurde. – Die Matinee begann mit dem Streichquartett KV 157, in dem der 17-jährige Mozart bereits die reife Meisterschaft seiner späteren Werke des Genres erahnen lässt. Italienisches leggiero verbindet sich mit der formalen Logik Joseph Haydns. Die Interpreten hoben es durch ihr engagiertes Zusammenspiel über bloße kammermusikalische Unterhaltung hinaus und spiegelten die Ernsthaftigkeit seines jugendlichen Schöpfers wieder. Dass dies alles auf hohem technischen Niveau geschah, muss nicht extra betont werden.

Mozarts kleine Gigue in G-dur, KV 574 schlug mit der kühnen Harmonik der späten Wiener Jahre die Brücke zu Rachmaninoffs Etudes tableaux op. 39, Nr. 4, 6 und 9. Wer mit dem Begriff Etüde bloße Geläufigkeitsexerzitien à la Diabelli, Czerny oder Gurlitt verbindet (welcher Klavierschüler hätte nicht unter ihnen gelitten), wurde von Matteo Weber eines Besseren belehrt. Wie schon Chopin in seinen Etüden ging auch Rachmaninoff weit über das rein Technische hinaus. Seine „Etudes tableaux« sind weit mehr als Fingerübungen, sie sind die Verdichtung einer spätromantischen Gefühls- und Bilderwelt, klangliche Visionen, die das Virtuose (das Weber natürlich meisterhaft beherrscht) mit dem Poetischen verschmelzen lässt. Rachmaninoff entfaltet ein Panorama innerer Landschaften, das in seiner emotionalen Dichte und pianistischen Raffinesse einzigartig ist. Schumanns Miniaturenästhetik kliongt an und steigert sich zu Mahler’scher Abgründigkeit. Die stand in Webers Spiel im Vordergrund, die rasenden Läufe und die halsbrecherischen Salti waren nie Selbstzweck. –

Viele Komponisten der Romantik (Chopin in seinen Polonäsen, Brahms in seinen Ungarischen Tänzen) ließen sich von lokalen folkloristischen Idiomen inspirieren. Aber während, besonders bei Chopin, das Ur-Musikantische der Originale auf der Strecke blieb, gelang es Dvorak in seinem Klavierquintett op.81, die urwüchsige Spielfreude böhmischer Dorfmusikanten zu erhalten. Und mit dieser enthusiastischen Spielbegeisterung packten die Interpreten das Werkan, ohne dabei ins Naive abzugleiten. Ihre Darbietung blieb hohe Kunst, angetrieben vom kraftvollen Motor volkstümlichen Musikantentums. – Das nächste Bodegakonzert findet am 19.Oktober statt. Unter dem Motto „Pianobox« spielt die Pianistin Maria Radutu Werke von Faure, Gershwin, Ravel, Price, Boulanger und Mazzoli. Karten können Sie bei Macia Batle (Tel. +34971140014) oder über Mallorcamesuena (WhatsApp +34695266179) reservieren.

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