Während die Touristenmassen die Insel weiter fluten, normale Arbeitnehmer keine bezahlbaren Wohnungen mehr finden und die Verkehrssituation immer chaotischer wird, schlägt sich die konservative Regionalregierung der Balearen mit Dingen herum, die so gar nicht vorrangig sind. Dinge, von denen einige völlig unnötig wie ein Kropf wirken: Warum soll das im Jahr 2018 unter den damals regierenden Sozialisten erlassene Erinnerungsgesetz, mit dem im Bürgerkrieg (1936 - 1939) entstandene Gräben zwischen Linken und Rechten überwunden werden sollen, jetzt auf einmal wieder aufgehoben werden? Als gäbe es keine dringenderen Probleme zu lösen wie etwa die Beseitigung zu vieler Mietwagen. Doch damit nicht genug: Ebenfalls befassen sich die Lokalpolitiker derzeit intensiv mit der Frage, ob den Betreibern von Landhotels erlaubt werden soll, unter anderem auch Schweineställe touristisch auszuschlachten ...
Und mit einer Trägheit, die fast provozierend wirkt, brachte die Regierung jüngst mit Ach und Krach den Haushalt durch. Behilflich war dabei die rechtspopulistsche Vox-Partei, von der die regierende konservative PP-Partei unter Ministerpräsidentin Marga Prohens abhängig ist und die auch bei der geplanten Aufhebung des Erinnerungsgesetzes das Tempo vorgibt. Es wird gewurschtelt, manchmal tief geschlafen und mit einer nervigen, ja fast legasthenischen Penetranz an den Kernthemen vorbeiregiert.
Das Bild, das die Regionalregierung abgibt, ist derzeit nicht überzeugend. Was im Grunde nicht verwundert, denn die Klientel muss bedient werden. Und diese lechzt nach Urlaubern und nochmals Urlaubern, um Geld zu scheffeln. Und so überrascht es auch nicht, dass man bei der unter den Sozialisten paktierten Obergrenze von Kreuzfahrtschiffen nicht mehr allzu genau hinsieht und die Abertausenden Touristen dieser Schiffe, die durch die Gassen von Palma geführt werden, einfach hinnimmt, auch wenn sich die Bürger zunehmend darüber ärgern.
Wobei nicht nur die Regionalregierung weitgehend untätig wirkt. Auch die von zum Teil regionalen Randparteien abhängige Linksverwaltung in Madrid strotzt nicht gerade vor zupackendem Entscheidungswillen. So lange die Wirtschaft brummt, kann ihr das auch herzlich egal sein.