Wenn sich am 9. November 2025 die Türen der Bodega Macià Batle in Santa Maria öffnen, erwartet das Publikum kein gewöhnliches Konzert, sondern ein clever arrangiertes Klangpanorama, das sich zwischen französischer Eleganz, romantischer Innerlichkeit und virtuoser Brillanz entfaltet. Die Cellistin Antonia Straka und der Pianist Magi Garcias führen durch ein Programm, das sich nicht über Monumentalität definiert, sondern über poetische Verdichtung und dramaturgische Balance.
Den Auftakt bilden die „Trois pièces« von Nadia Boulanger – drei Miniaturen, die in ihrer Zurückhaltung und klanglichen Klarheit eine fast gläserne Intimität entfalten. Boulanger, selbst eine der einflussreichsten Lehrerinnen des 20. Jahrhunderts, zeigt hier ihre kompositorische Stimme: diskret, aber engagiert. - Es folgt Franz Liszts „Vallée d’Obermann«, ein Klaviersolo, das Magi Garcias als inneren Monolog interpretieren wird – ein musikalischer Selbstgesprächsraum, in dem sich romantische Sehnsucht und existenzielle Fragilität begegnen. Der mallorquinische Pianist, geboren in Palma und ausgebildet in Zaragoza, Weimar und Nürnberg, ist bekannt für seine stilistische Vielseitigkeit und seine Fähigkeit, selbst komplexe Werke mit klanglicher Klarheit und emotionaler Tiefe zu durchdringen. Als Kammermusiker und Solist konzertierte er europaweit und wurde mehrfach international ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ravel-Preis beim San Daniele Piano Meeting.
Mit Schuberts Arpeggione-Sonate spielen Straka und Garcias das Herzstück des Programms. Dieses Werk, ursprünglich für ein heute vergessenes Instrument, den Arpeggione, geschrieben, lebt in der Celloversion weiter als lyrischer Dialog zwischen Melodie und Begleitung. (Der Arpeggione ist ein historisches Streichinstrument, das 1823 vom Wiener Geigenbauer Johann Georg Stauffer erfunden wurde. Es kombiniert Merkmale von Gitarre und Violoncello.) - Die österreichische Cellistin Antonia Straka, geboren 2002 in Wien, zählt zu den vielversprechendsten Stimmen ihrer Generation. Nach frühen Erfolgen im Musikverein und Konzerthaus Wien sowie internationalen Festivalauftritten in Polen, Großbritannien und den USA, studiert sie derzeit in Zürich bei Thomas Grossenbacher. Ihr Spiel zeichnet sich durch technische Präzision und eine bemerkenswerte dramaturgische Intelligenz aus – getragen von einem historischen Gagliano-Cello aus dem Jahr 1758.
Nach der Pause, die mit Tapas und Wein aus dem Hause Batle kulinarisch unterfüttert wird, beginnt der zweite Teil mit Schumanns Fantasiestücken op. 73. Drei Stimmungsbilder, die zwischen flüchtiger Freude und tiefer Sehnsucht changieren – ein Spiel mit Farben, Atem und innerer Bewegung. - Tschaikowskys „Pezzo capriccioso« bringt eine andere Energie ins Spiel: virtuos und melancholisch zugleich, ein Bravourstück, mit dem Straka ihre technische Souveränität und Ausdruckskraft zeigen kann. Es ist ein Werk, das sich nicht entscheiden will zwischen Ernst und Spiel – und gerade darin seine Wirkung entfaltet. - Mit Glasunows „Chant du ménéstrel« wird die Bühne zur Erzählfläche: ein musikalischer Bardenruf, warm und poetisch, getragen von einem Hauch russischer Melancholie. Faurés „Papillon« hingegen flattert leichtfüßig durch den Raum – ein flüchtiger Tanz, ein Hauch von französischem Esprit, charmant und unbeschwert. - Den Abschluss bilden Paganinis berühmte „Moses-Variationen« – ein Feuerwerk der Virtuosität, das sich über Rossinis Thema aus Mosè in Egitto entfaltet. Hier wird nicht nur gespielt, sondern auch ironisiert, zitiert, verwandelt. Ein Finale, das die Grenzen zwischen Ernst und Artistik bewusst verschwimmen lässt.
Ein Konzert, das nicht auf Effekt zielt, sondern auf klangliche Tiefe und dramaturgische Raffinesse. Zwischen Reben und Resonanzen entsteht ein Raum für Zuhören, für Nachklang – und für die leisen Zwischentöne, die oft das Wesentliche sagen. – Falls Sie’s nicht mehr erwarten können: ich habe auf Spotify eine Playlist mit allen Werken der Matinee erstellt. Karten gibt’s wie immer direkt bei Macia Batle und per WhatsApp unter der Nummer +34695266179.