Deutsche Romantik im Zentrum, umrahmt von Nadja Boulanger, Franz Liszt, Peter Tschaikowsky, Alexander Glasunow und Nicolo Paganini – das war das Konzept des dritten Bodegakonzerts dieses Herbstes bei Macia Batle. Nina Heidenreich hatte dazu den hochbegabten mallorquinischen Pianisten Magi Garcías und die junge Wiener Cellistin Antonia Straka, die am Beginn einer Weltkarriere steht, eingeladen. Virtuoses Können ist in der Liga, in der die Beiden spielen, nicht Selbstzweck, sondern selbstverständliche Voraussetzung für organisches, dem Werk verpflichtetes Musizieren, in dem das Instrument nicht Objekt einer auftrumpfenden Demonstration eitler Selbstdarstellung ist, sondern zum Erzähler, zum Dialogpartner wird.
Anton Dvorak hat das Cello einmal als ein „Stück Holz, das oben kreischt und unten knurrt« bezeichnet. Das trifft sicher zu, wenn Unberufene sich daran zu schaffen machen. Dann ist auch ein Klavier ein scheppernder Kasten aus Holz und Draht, ein Horn ein rülpsendes Stück Blech, und ein Fagott klingt wie ein Leierkasten, der ab und zu einen Furz lässt… - Straka und Garcias, beide Meister an ihrem Instrument, beide Berufene, traten an, um derartige Konnotationen vergessen zu lassen. Straka strafte Dvorak Lügen, indem sie ihrem Cello eine wunderbare, warme Kantabilität entlockte; Garcias zauberte aus dem Flügel mit differenzierter Anschlagskunst und geschmeidiger Artikulation ebenfalls gesangliche, melodische Bögen, die Ausdruck einer tiefen Innerlichkeit und emotionalen Tiefe waren.
Die „Trois pièces« von Nadia Boulanger, die am Anfang standen, entfalteten in ihrer Zurückhaltung und klanglichen Klarheit eine fast gläserne Intimität. Klangmagie vom Feinsten. - Es folgte Franz Liszts „Vallée d’Obermann«, ein Klaviersolo, das Magi Garcias als inneren Monolog interpretierte – ein musikalischer Selbstgesprächsraum, in dem sich romantische Sehnsucht und existenzielle Fragilität begegneten. Stand hier harmonische Raffinesse im Vordergrund, wie dieser kleine Ausschnitt zeigt, so dominierte in Schuberts Arpeggione-Sonate das melodische Element. Schubert, den man, obwohl er Österreicher war, getrost der deutschen Romantik zuordnen darf – die war ja kein politisch-geografischer Ort, sondern eine ästhetisch-philosophische Bewegung im deutschen Sprachraum – Schubert also bezog viel Wiener Folklore in sein Werk ein. Straka brachte dieses Melos mit warmen Ton beglückend zum Klingen, Garcias war dabei ein nobel zurückhaltender Begleiter, der sich, fast ein wenig zu bescheiden, diskret im Hintergrund hielt, wie in diesem kurzen Ausschnitt zu hören ist.
Die drei Fantasiestücke von Schumann – Highlights der romantischen Kammermusik – eröffneten den zweiten Teil der Matinee nach der Pause: Schumann’sche Miniaturen-Ästhetik, wie wir sie von den Kinderszenen, den Waldszenen, den Papillons her kenn. Straka und Garcias sangen sie in kongenialer Partnerschaft. - Mit Tschaikowsky und Glasunow kam ein wenig „russische Seele« ins Spiel. Das „Pezzo capriccioso« verlangte dem Duo noch einmal sein ganzes virtuoses Können ab. Nach Faurés „Papillons« beschlossen Paganinis „Variationen über ein Thema aus „Moses in Ägypten« (Rossini) das Programm. Für den begeisterten Applaus bedankten sich die Beiden mit Schuberts „Ständchen« in einer Bearbeitung für Cello und Klavier. – Das vierte Herbstkonzert in der Bodega findet am 30. November statt. David Khrikuli, kein Unbekannter auf Mallorca (er hat 2024 das zweite Klavierkonzert von Brahms auf Schloss Bellver gespielt und bei Macia Batle ein Soloprogramm) wird zu Gast sein.