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Konzertführer: Wagner, Colomer und Bruckner im 2.Abokonzert des OSIB

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Nach langer Pause gehen die Abokonzerte der Sinfoniker im Auditorium am Donnerstag, 20.11. endlich weiter. Für sein Programm aus Werken von Richard Wagner, Juan Colomer und Anton Bruckner hat Pablo Mielgo das Ensemble Spanish Brass eingeladen.

Wagners Meistersinger-Ouvertüre ist ein festliches Klangmanifest über Kunst, Ordnung und Inspiration. Der eröffnende Choral symbolisiert Zunftstolz und bürgerliche Tradition, während lyrische und tänzerische Motive – Stolzings Liebesthema und das Volkstümliche – die Strenge brechen. Wagner verwebt diese Themen kontrapunktisch zu einem symphonischen Tableau, das die Oper vorwegnimmt und seine Idee von Kunst als Spannung zwischen Regel und Genie formuliert. Die triumphale Coda feiert nicht nur den Künstler, sondern auch Wagners Vision einer versöhnten Gesellschaft.

Juan J. Colomers „La Devota Lasciva« ist ein dreiteiliges Klangtableau, das sich wie eine rituelle Entfaltung zwischen Bewegung, Erkenntnis und Enthüllung liest. Der erste Satz, „Deambular«, beginnt mit tastenden, suchenden Gesten – rhythmisch verschoben, harmonisch schillernd –, als würde sich ein Körper durch einen sakralen Raum tasten. „Descubrir« entwickelt daraus eine musikalische Entdeckungsgeste: Motive treten hervor, überlagern sich, werden in wechselnde Perspektiven gerückt, als ob das Verborgene allmählich Form annimmt. Der dritte Satz, „Destapar«, ist eine klangliche Enthüllung – eruptiv, kontrastreich, mit virtuosen Passagen, die zwischen Kontrolle und Exzess changieren. Colomers Musik erzählt nicht linear, sondern evoziert Zustände: das Devote, das Lascive, das Zwischenreich dazwischen. Ein Werk, das sich nicht erklärt, sondern entfaltet – in drei akustischen Aggregatzuständen.

Anton Bruckners Vierte Sinfonie in Es-Dur, die sogenannte „Romantische«, ist ein klingendes Fresko zwischen mittelalterlicher Vision und symphonischer Architektur. Der eröffnende Hornruf über geheimnisvollem Tremolo öffnet ein imaginäres Tor in eine Welt aus Naturbildern, Ritterphantasien und metaphysischer Klangrede. Der erste Satz entfaltet sich wie ein symphonischer Aufbruch – lyrisch, monumental, organisch wachsend. Das Andante ist ein Klagegesang in c-Moll, getragen von choralartigen Linien, die sich in kontemplativer Tiefe verlieren. Das Scherzo stampft mit jagdlichem Impuls durch rhythmische Landschaften, während das Trio eine pastorale Insel der Ruhe bietet. Im Finale kulminiert Bruckners Baukunst: aus motivischen Keimen entsteht ein gewaltiger Bogen, der zwischen Dunkelheit und Triumph oszilliert. Die „Romantische« ist keine Programmmusik, sondern eine Klangarchitektur, die das Romantische evoziert – als Zustand zwischen Sehnsucht, Ordnung und Erhebung. Karten gibt’s wie immer auf der Website des Auditoriums, das dreisprachige Programmheft können Sie vom Internetpoertal des Orchesters herunterladen. Am Freitag wird das Konzert im Auditorium von Manacor wiederholt.

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