Folgen Sie uns F Y T I R

Konzertführer: David Khrikuli kehrt zurück!

|

Am Sonntag, den 30. November 2025, öffnet die Bodega Macià Batle ihre Tore für eine Matinee, die ganz im Zeichen zweier Meisterwerke der romantischen Musik steht. Inmitten der herbstlichen Weinlandschaft Mallorcas erklingen Werke, die die Gattung des Klaviertrios und die Form des Scherzo auf unvergleichliche Weise geprägt haben. Der Pianist David Khrikuli, Finalist beim 19. Chopin-Wettbewerb in Warschau 2025, kehrt zurück; er und die Konzertveranstalterin und Geigerin Nina Heidenreich sowie die Cellistin Raquel Rivera laden zu einem musikalischen Erlebnis ein, das die Spannweite romantischer Ausdruckskraft von düsterer Leidenschaft bis zu lyrischer Innigkeit entfaltet.

Den Auftakt bilden die vier Scherzi von Frédéric Chopin, die zwischen 1831 und 1843 entstanden und eine radikale Neuschöpfung der Gattung darstellen. Ursprünglich als „Scherz« gedacht, als humorvoller Mittelsatz in der Tradition Beethovens, verwandelt Chopin die Form in ein dramatisches Bekenntnis. Seine Scherzi sind keine Nebenwerke, sondern Monumente der Klavierliteratur, die mit virtuoser Brillanz und existenzieller Intensität die Grenzen des Ausdrucks sprengen. Das erste Scherzo in h-Moll op. 20 ist ein Ausbruch von Energie und Verzweiflung, dessen rasende Passagen und eruptive Akkorde nur kurz von einem entrückten Weihnachtslied-Mittelteil in D-Dur unterbrochen werden. Das zweite Scherzo in b-Moll op. 31, wohl das populärste, beginnt mit düsteren Unisono-Triolen, die Chopin selbst als „grabesähnlich« bezeichnete, bevor sich eine kantable Melodie entfaltet, die hymnische Größe erreicht und in einer eruptiven Coda endet. Das dritte Scherzo in cis-Moll op. 39 gilt als das dramatischste: Fragende Motive, wilde Oktavpassagen und ein choralartiger Mittelteil, durchzogen von impressionistisch anmutenden Kaskaden, verleihen ihm eine fast metaphysische Dimension. Schließlich das vierte Scherzo in E-Dur op. 54, das längste und zugleich heiterste der Reihe, in dem zum ersten Mal der ursprüngliche scherzhafte Charakter durchscheint. Märchenhaft und lichtdurchflutet, doch ebenso komplex und virtuos, bildet es den Gegenpol zu den düsteren Vorgängern. Gemeinsam entfalten die vier Scherzi ein Panorama der romantischen Seele: von Verzweiflung und Trauer über hymnische Erhebung bis zu märchenhafter Leichtigkeit.

Nach diesem monumentalen Zyklus wendet sich die Matinee einem weiteren Schlüsselwerk der Romantik zu: dem Klaviertrio Nr. 1 d-Moll op. 49 von Felix Mendelssohn. Vollendet im Sommer 1839, nach intensiver Überarbeitung und unter dem kritischen Blick seines Freundes Ferdinand Hiller, wurde das Werk bei seiner Uraufführung im Leipziger Gewandhaus 1840 begeistert aufgenommen. Robert Schumann nannte es „das Meistertrio der Gegenwart«, und bis heute gilt es als eines der bedeutendsten Kammermusikstücke des 19. Jahrhunderts. Mendelssohn gelingt hier die Verbindung von klassischer Formdisziplin mit romantischem Ausdruck, von virtuoser Klavierkunst mit kammermusikalischer Balance. Der erste Satz, Molto Allegro agitato, eröffnet mit einem leidenschaftlichen Sonatenhauptsatz, dessen markanter Quartsprung das dramatische Grundmotiv bildet. Lyrische Gegenpole in A-Dur brechen die Dramatik und schaffen ein Spannungsverhältnis zwischen Sturm und Ruhe. Der zweite Satz, Andante con moto tranquillo, entfaltet Mendelssohns berühmte „Lieder ohne Worte«-Kunst: eine sangliche Melodie, zunächst vom Klavier vorgestellt, von schlichter Schönheit getragen. Das Scherzo des dritten Satzes ist ein Inbegriff mendelssohnscher Leichtigkeit, flirrend und transparent, fast elfenhaft, wie aus der Welt des „Sommernachtstraums« entnommen. Im Finale bündelt Mendelssohn die romantische Intensität zu einem kraftvollen Abschluss, ohne die architektonische Klarheit preiszugeben.

Dieses Trio markiert einen Wendepunkt in der Kammermusikgeschichte: Mendelssohn rückt die bis dahin eher randständige Gattung des Klaviertrios ins Zentrum der romantischen Musik. Die Verbindung von Leidenschaft und Klarheit, von Geist und Gefühl, macht das Werk zu einem Musterbeispiel seiner Ästhetik. In der Kombination mit Chopins Scherzi entsteht ein Programm, das die ganze Spannweite romantischer Ausdruckskraft zeigt – von der einsamen Klavierstimme, die existenzielle Abgründe auslotet, bis zum kammermusikalischen Dialog dreier Instrumente, die sich zu einem organischen Ganzen fügen.

Die Bodega Macià Batle bietet für dieses Konzert den idealen Rahmen: ein Ort, an dem Kunst und Kultur mit der Landschaft und dem Wein der Insel verschmelzen. Die Matinee am 30. November 2025 verspricht nicht nur ein musikalisches Erlebnis, sondern auch ein Fest der Sinne. Mit David Khrikuli am Klavier, Nina Heidenreich an der Violine und Raquel Rivera am Cello treffen drei Musikerinnen und Musiker zusammen, die mit Leidenschaft und Präzision die romantische Musik in ihrer ganzen Tiefe und Schönheit erlebbar machen. Ein Konzert, das die Zuhörerinnen und Zuhörer in Bann ziehen wird – zwischen Chopins existenziellen Klaviermonumenten und Mendelssohns kammermusikalischem Meistertrio. – Sie können sich diesen Text vorlesen lassen. Klicken Sie dazu bitte HIER. Das ganze Programm der Matinee habe ich in einer Playlist bei Spotify für Sie zusammengestellt.

Meistgelesen