(Anmerkung des Autors: Sie können sich diesen Artikel vorlesen lassen. Klicken Sie dazu bitte HIER.) - Es ist wie immer: in bester Wiener Tradition laden auch am ersten Januar 2026 die Balearensinfoniker in den Kongresspalast zu ihrem traditionellen Neujahrskonzert ein. Das Eröffnungsstück, die Ouvertüre zu Mozarts „Cosí fan tutte« kann man als Motto des Abends verstehen: „So machen’s alle«! Zumindest im goldenen Wien machen sie’s so, nur ein paar Stunden früher als in Palma. Wie dort, geht auch in Palma kein sogenanntes „Konzept-Konzert« über die Bühne, eher ein Pasticcio, ein bunter Reigen unterhaltsamer Melodien, von der Strauss-Dynastie über Operettenschlager bis hin zu, (wir sind schließlich auf Mallorca!), Highlights aus spanischen Zarzuelas. Die genaue Abfolge der Stücke können Sie dem Programmheft entnehmen. Und wenn Sie vorher reinhören wollen: auf Spotify habe ich eine Playlist mit den Werken des Abends erstellt.
Der Abend ist Chefsache: Pablo Mielgo wird am Pult stehen, und wir tun gut daran, uns wieder einmal daran zu erinnern, was Palma an dem charismatischen Dirigenten hat! Es gibt Dirigenten, die ein Orchester leiten, und solche, die ein Ökosystem schaffen. Pablo Mielgo gehört unzweifelhaft zur zweiten Kategorie. Der Madrilene, längst ein Weltbürger zwischen Berlin und Doha, Luzern und Los Angeles, versteht Musik nicht als abgeschlossene Kunstform, sondern als gesellschaftliche Energie. Wer ihm begegnet, spürt sofort diesen Impuls: Musik soll nicht exklusiv sein, sondern verbindend, nicht museal, sondern lebendig. Seit 2014 prägt er das Orquestra Simfònica de les Illes Balears mit genau dieser Mischung aus internationaler Erfahrung und lokaler Verankerung. Er hat das Orchester klanglich geschärft, programmatisch erweitert, in der Öffentlichkeit sichtbarer gemacht. Und er hat ihm etwas gegeben, das man nicht messen kann: eine Haltung. Die Liste der Musikerinnen und Musiker, die er nach Mallorca gebracht hat, liest sich wie ein Who is who der Gegenwart: von Pierre-Laurent Aimard bis zu den Schwestern Labèque, von Juan Diego Flórez bis Julian Rachlin. Einen Essay aus meiner Feder über den Dirigenten können Sie sich HIER vorlesen lassen.
Für das belkantische Element dieses festlichen Neujahrskonzerts hat Pablo Mielgo die spanische Mezzosopranistin Sandra Ferrández und den Bariton Javier Franco eingeladen. Ferrández gilt als eine der vielseitigsten und ausdrucksstärksten Stimmen ihrer Generation. Ihr tiefes, nuancenreiches Timbre und ihre starke Bühnenpräsenz wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Opera Actual«-Preis und dem Ersten Preis der „Juventudes Musicales de España«. Sie ist regelmäßig an den wichtigsten spanischen Bühnen zu erleben und verbindet Oper, Zarzuela und vokalsymphonisches Repertoire. Konzertauftritte führten sie unter anderem ins Auditorio Nacional de Madrid, zum Kennedy Center in Washington und in die Osaka Festival Hall.
Javier Franco gehört zu jenen Baritonen, die nicht bloß Rollen verkörpern, sondern Charaktere freilegen. Seit über 25 Jahren prägt er die spanische Opernszene mit einem Timbre von klarer Kontur und einer Ausdruckskraft, die ohne Effekte auskommt und gerade dadurch wirkt. Engagements führten ihn an die wichtigsten Häuser Spaniens und an internationale Bühnen von Riga bis Tokio. In der spanischen lyrischen Tradition, besonders der Zarzuela, besitzt er eine Selbstverständlichkeit, die aus kultureller Nähe ebenso wie aus szenischer Intelligenz erwächst. Franco ist ein Sänger, der Präsenz nicht behauptet, sondern erzeugt – durch Linie, Klarheit und eine künstlerische Ernsthaftigkeit, die heute selten geworden ist. – Karten können Sie HIER erwerben.Am 2. Januar wird das Konzert im Auditorium von Manacor wiederholt. Auch dafür gibt’s Karten online.