Der Cannabis Club von Llubí, einem kleinen Ort bei Inca, erinnert an den Gemeinschaftsraum eines Studentenwohnheims: geposterte Wände, bequeme Polstermöbel, einfache Tische, eine lange Theke - und Rauchschwaden. Dreimal in der Woche treffen sich hier die Clubmitglieder zum gemeinsamen Kiffen. Einige spielen dabei Karten, andere Domino, die meisten unterhalten sich.
"Hier können wir ungestört Cannabis rauchen, ohne Angst zu haben, dass uns gleich die Polizei verhaftet", meint der Fotograf Jorge, der es sich mit seinen Freunden Peti, Cristina und Iñaki in einer Sofa-Ecke gemütlich gemacht hat. "Sonst müssen wir ja immer bei jemandem zu Hause heimlich kiffen", ergänzt Peti.
Auf Mallorca sind in den letzten Jahren mehrere Cannabis-Clubs entstanden; in ganz Spanien gibt es rund 40. Diese nicht kommerziellen Vereine organisieren den kollektiven Anbau einer limitierten Menge von Cannabis für den persönlichen Verbrauch der Clubmitglieder.
Diese müssen sich dazu verpflichten, kein Cannabis zu verkaufen und andere, vor allem Minderjährige, nicht zum Konsum zu ermuntern. Cannabis-Clubs werden in Spanien toleriert. Befürworter meinen, dass durch sie der Schwarzmarkt für Cannabisprodukte sowie der Zugang zu Cannabis für Jugendliche reduziert und die Gesundheit der Konsumenten geschützt wird.
Der Cannabis-Club von Llubí besteht seit zwei Jahren und verdanke seine Existenz einer Gesetzeslücke, sagt der Pressesprecher des Vereins, Tomeu Martí: "In Spanien ist es verboten, Cannabis zu verkaufen, zu vermarkten, aus kommerziellen Zwecken anzubauen oder in der Öffentlichkeit zu rauchen. Privater Konsum und Anbau zum Eigengebrauch sind jedoch gestattet."
Allerdings sei rechtlich nicht festgelegt, was privater Verbrauch genau bedeute, meint Tomeu. So würde die Polizei jeden, den sie Marihuana rauchend ertappt, als potenziellen Kriminellen behandeln. "Sie kommen zu dir nach Hause und schauen, wie viele Pflanzen du hast", bestätigt Maria Ramis, eine junge Lehrerin, die sich im Cannabis-Club engagiert. "Manche Richter halten fünf Pflanzen schon zu viel für privaten Konsum und verdächtigen dich des Dealens. Für andere Richter sind 20 Pflanzen noch ok." Man sei ganz der Willkür der Justiz ausgeliefert.
Nur Volljährige, die bereits Cannabis, auf Deutsch Hanf, konsumieren und eine Empfehlung von einem bestehenden Mitglied haben, dürfen dem Club beitreten. Der jährliche Mitgliedsbeitrag von 30 Euro deckt die Kosten des Cannabisanbaus, den der Verein für seine Mitglieder organisiert. "Wir pflanzen nur so viel an, wie wir im Club konsumieren", sagt Tomeu.
Zwölf Mitglieder kümmern sich um den Anbau und die Pflege der Pflanzen, die restlichen wissen nicht einmal, wo die Felder liegen. "Wir haben Angst vor Diebstählen, nicht durch unsere Mitglieder aber durch Leute, die zufällig davon erfahren", sagt Maria. Letztes Jahr sei ein Feld geplündert worden. Deshalb hätten sie jetzt überall hohe Zäune und Überwachungskameras angebracht. Ein Hund bewache ein Feld.
Der Kiffer-Verein hat 230 Mitglieder von 18 bis über 70 Jahren, "ganz breit gemischt, Handwerker ebenso wie Studierte, allerdings mehr Männer als Frauen."
Einige träten aus Gesundheitsgründen bei, erzählt Maria. Cannabis heile keine Krankheit, aber bei vielen Krankheiten lindere es die Beschwerden und mildere Schwerzen. Das hätten Studien bewiesen.
In Spanien sei ein Medikament mit THC, dem aktiven Wirkstoff von Cannabis, zugelassen. Aber es sei sehr teuer und der Anteil von THC gering: "Da kommen manche Patienten lieber zu uns. Unter unseren Mitgliedern sind Menschen, die an der Dialyse hängen, auch Krebs-, Aids- und Migräne-Kranke." Die meisten sind aber Gewohnheitsraucher wie der 25-jährige Iñaki. "Bei uns zu Hause wurde immer Cannabis angepflanzt. Selbst Mutter hat das geraucht, als sie Krebs hatte. Ich finde, ich habe ein kulturelles Recht darauf."
Marihuana sei seit jeher konsumiert worden und werde immer konsumiert werden, bekräftigt Tomeu. Es sei besser, die Augen vor der sozialen Realität nicht zu verschließen und die Verbraucher zu schützen. "Marihuana ist eine Droge, die Wirkungen hat. Das darf man nicht ignorieren, sondern muss vernünftig damit umgehen."
Das sei wie mit Alkohol: "Wenn ich arbeiten muss, werde ich nicht vorher zwei Whiskeys trinken. Genausowenig werde ich vor der Arbeit zwei Joints rauchen." Iñaki stimmt ihm zu. "Ich bringe Kindern Skateboard-Fahren bei. Vor dem Unterricht nehme ich natürlich kein Cannabis, aber abends nach dem Essen, da rauche ich gerne ein bisschen Maria."
Um einen verantwortlichen Verbrauch von Cannabis zu fördern, sagt Tomeu, dürfen die Club-Mitglieder nur maximal zwei Gramm Marihuana pro Tag kaufen - zum Selbstkostenpreis von vier Euro pro Gramm. "Das halten wir für eine vernünftige Dosis", meint Tomeu. Damit die Droge nicht an andere, insbesondere Jugendliche, gerate, müssten sich die Mitglieder verpflichten, sie nur selbst zu verwenden.
Zum Schutz der Konsumenten führe der Verein zudem Analysen durch, sagt Tomeu. Sie untersuchten den THC-Anteil der Cannabis- Pflanzen, der bei jeder Sorte unterschiedlich sei, um die Wirkung besser kalkulieren zu können. Auf dem Schwarzmarkt dagegen wisse man nie, was man bekomme, ergänzt Maria. "Die Dealer wollen nur Geld mit dem Hanf verdienen. Sie interessiert weder die Qualität des Stoffs noch die Gesundheit der Konsumenten."
Schließlich plädiert der Verein für ein Gesetz, das genau festlegt, wieviel Cannabis jeder privat rauchen und anbauen kann. Die völlige Hanf-Liberalisierung lehnen sie dagegen ab, weil sie befürchten, dass Cannabis dann genauso kommerzialisiert würde wie Alkohol und Tabak. Die Qualität würde sinken und der Preis steigen, meint Maria, weil jeder versuchen würde, daran zu verdienen: "Wir kämpfen nur für unser Recht, Marihuana privat zu rauchen."