Florian Homm, 53, ist wieder aufgetaucht, vorerst nur als Buchautor. "Kopf, Geld, Jagd", heißt seine Biografie, die es seit einigen Tagen im Handel gibt. Als flankierende Maßnahme hat er fünf Jahre nach seinem Verschwinden verschiedenen deutschen Medien Interviews gegeben. In der Öffentlichkeit gezeigt hat sich der mehr als zwei Meter große ehemalige Hedgefonds-Manager und Groß-Aktionär von Borussia Dortmund zuletzt auf Mallorca, im Jahr 2007. Dann tauchte er unter, bis heute. Die Interviews gab er ausgewählten Journalisten unter konspirativen Bedingungen an geheimen Orten.
Homm hat vermutlich gute Gründe, seinen Aufenthaltsort geheim zu halten. Laut der Süddeutschen Zeitung soll er 150 Millionen an Kundengeldern veruntreut haben.Via Youtube hatte ein Wirtschaftsdetektiv ein Kopfgeld von 1,5 Millionen Euro ausgesetzt, die US-Börsenaufsicht habe ihn des Börsenbetrugs beschuldigt. Homm bestreitet in den jüngsten Interviews alle Vorwürfe.
Die Mallorca-Episode des Finanzjongleurs und Großneffe des Versandhaus-Gründers Josef Neckermann reicht etwa von 1999 bis 2007. Homm, in Medien unter anderem tituliert als "Plattmacher von Mallorca", lässt sein Buch auf der Insel beginnen, am 18. September 2007 auf dem "privaten Flughafen von Palma de Mallorca". Er beschreibt die Szene, wie er mit 500.000 Euro am Körper und im Gepäck sowie mit seinem Leibwächter Giorgio (700.000 Euro "Gepäck") die Sicherheitschecks vor dem Privathangar durchläuft und mit seiner Pilatus PC-12 Richtung Valencia startet.
Von dort ging es weiter nach Kolumbien. Nach eigenen Worten vernichtete er mit dieser Flucht einen Großteil seines gewaltigen Vermögens, geschätzte 400 Millionen Euro. Warum die mehr als 20 Mitarbeiter seines Büros in Palma, welche für die Absolute Capital Management Holding tätig waren, nichts von seinem Abgang erfuhren, schreibt er nicht.
Detailliert schildert Homm hingegen sein Leben auf Mallorca, schwärmt vom Klima, dem "Charme der Insel" und seinem etwas protzigen Sportboot "FloJoy". Zur Insel schreibt er: Sie vereint ausgezeichnete Elemente, wenngleich keines wirklich herausrage: "Ihre Küstenstraße ist nicht so spektakulär wie die von Amalfi, aber sie ist verdammt gut. Ihre Restaurants sind nicht so exquisit wie in Paris, aber sie sind verdammt gut, und ihre Kathedrale ist nicht die größte in Spanien, aber als fünftgrößte ist sie immer noch verdammt beeindruckend."
Wenn man alles zusammenzähle, habe man etwas, "das dem Paradies sehr nahe kommt". Außerdem gefiel ihm die "bunte Mischung aus Möchtegernkünstlern und Bohemiens und knallharten Wirtschaftsmagnaten" auf der Insel. Am Paseo Marítimo nannte er einen 900 Quadratmeter großen Nachtklub seine Eigen.
Im Jahr seiner Flucht kam noch eine russische Geliebte hinzu, ein Model und Barbesitzerin, die er in einer historischen Villa in Palmas Innenstadt einquartierte.
Der Kommentar in seiner Biografie lautet: "Mein Geschmack und meine Psyche waren zu diesem Zeitpunkt reichlich primitiv geworden." Nach einem schweren Unfall auf einer schmalen Landstraße resümierte er: "Ich wusste, dass ich vollkommen falsch handelte und suchte unbewusst die Selbstzerstörung." Auch den Auszug aus seiner mallorquinischen 2200-Quadratmeter-Villa in Establiments und den gescheiterten Versuch, seiner geschiedenen Frau ihre Bildersammlung zu stehlen, schildert er ausführlich.
Den Kontakt zu seinen Kindern hatte er da schon lange verloren. "Ich hatte zu viel Blut vergossen und die letzte Glaubwürdigkeit, die ich noch als Vater und Ehemann hatte, zerstört. Ich war für immer und ohne Aussicht auf Begnadigung dazu verurteilt, im Nebel und der Einsamkeit des Geldes zu leben. Nichts hielt mich noch auf Mallorca."
Die Gründe für den trostlosen Abschluss des Mallorca-Kapitels bleiben unklar. Das Buch ist eine Mischung aus Beichte, Selbstbeweihräucherung und Entschuldigung an seine Familie. Die Geschädigten finden dort keine Antwort.