Der Countdown läuft. Weihnachten rückt immer näher, und besonders in deutschsprachigen Haushalten auf Mallorca duftet es wieder nach selbst gebackenen Keksen und Weihnachtskuchen. Typisch deutsch ist diese Leidenschaft zwar nicht - auch in Norwegen, Schweden, Holland, Frankreich oder der Schweiz, um nur einige zu nennen - wird vor Weihnachten gebacken. Aber Mallorquiner schauen bis heute oft verwundert bis fasziniert auf die ausländischen Inselresidenten, die sich spätestens am ersten Advent bis unters Dach mit Marzipan, Vanillezucker, Lebkuchengewürz, gehobelten Mandeln, Ökozitronen oder bunten Zuckerperlen eindecken.
Auch bei Veronica Colette duftet es in diesen Tagen herrlich in der Küche. Die gebürtige Holländerin ist mit einem Mallorquiner verheiratet, hält aber heimische Traditionen besonders in der Weihnachtszeit hoch. "Dazu gehören zum Beispiel Spekulatius, die wir in Holland traditionellerweise zum Nikolaustag backen", erzählt Veronica, und zeigt eine alte, handgeschnitzte Backform aus Holz, in der die Kekse besonders schön gelingen. Die Vertiefungen in Form von Frauenköpfen werden mit Teig gefüllt, der dann vorsichtig gelöst wird und auf ein Blech kommt.
Die Mutter zweier erwachsener Kinder, die - wie viele Holländer - auch fließend Deutsch spricht, probiert aber auch gerne neue Rezepte aus. In weißblauer Schürze mit Windmühlenmotiven rührt sie den Teig in einer mallorquinischen Tonschüssel an. Alle Zutaten für die "Biscotti" stammen aus ökologischem Anbau, vom Mehl über den Vanilleextrakt bis zu den Pistazien und Cranberries. "Wo ich kann, verwende ich immer Lebensmittel aus kontrolliertem Anbau, und das Angebot hier auf der Insel wird zum Glück von Jahr zu Jahr besser."
Mit feuchten Händen ("dann klebt der Teig nicht an den Fingern") formt Veronica zwei Rollen, die auf ein mit Backpapier belegtes Blech befördert werden, um dort die erste Runde im Ofen zu verbringen. In der Zwischenzeit holt sie einen vorbereiteten Teig aus dem Kühlschrank, der nun auf der bemehlten Arbeitsfläche ausgerollt wird. Hauptzutat ist hier "Turrón aus Gijona", eine typisch mallorquinische Weihnachtsspezialität, die den Keksen eine Farbe wie Lebkuchen gibt. "Eine schöne deutsch-mallorquinische Backverbindung", wie Veronica findet.
Internationales Ambiente ist sie übrigens nicht nur von zu Hause gewohnt. Die ausgebildete Krankenschwester arbeitet als Dolmetscherin in der Klinik Son Espases, und hat jeden Tag mit vielen verschiedenen Nationalitäten zu tun. In ihrer Freizeit ist die passionierte Sportlerin meistens im Wasser oder im Yogastudio. Schwimmen und Laufen sind ihre Leidenschaften, Yoga gebe ihr Kraft und Entspannung.
Die Turrón-Kekse sind ausgestochen, und tauschen nun ihren Platz mit den Biscotti-Rollen im Ofen. Während die Plätzchen ein paar Minuten bräunen, werden die Pistazien-Cranberry-Cookies in Scheiben geschnitten und kommen anschließend nochmals in den heißen Ofen. Inzwischen duftet es im ganzen Haus nach der Weihnachtsbäckerei, und zehn Minuten später kommen die fertigen, perfekt gelungenen "Biscotti" aus dem Ofen. Sie strahlen in weihnachtlichen Farben - rote Cranberries und grüne Pistazien - mit der Bäckerin um die Wette.