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Er pflegte die Räder wie kein anderer

Nach dem Konkurs des Delta-Hotels hört Radreise-Anbieter Albert Zweifel auf. Mit Partnerin Anke Voss blickt er zurück

Albert Zweifel mit seiner schönsten Erinnerung: Ein Foto des Team Telekoms mit den damaligen Stars Erik Zabel (l.) und Jan Ullrich (2.v.r.). | Thomas Zapp

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Über der Rampe zum ehemaligen Fahrradkeller des Hotels Delta in Puig d'en Ros steht noch sein Name auf der Hauswand: "Albert Zweifel, 5x Champion du Monde" ist da zu lesen. Hier hat Albert Zweifel, heute 65 Jahre alt, fast 30 Jahre sein Büro gehabt, mitsamt dem Fahrradkeller und den topgepflegten Mieträdern.

Dafür war er berühmt: Dass die Räder auch nach Monaten intensiven Gebrauchs noch so gut wie neu waren. Nach der Pleite des Hotelbetreibers ist nun Schluss: Das Inventar und das gesamte Areal wird versteigert, Zweifel hat sein Hab und Gut noch in Sicherheit bringen können.

Im November 2012 begannen die Probleme mit dem Verkauf an Kross-Hotels. Im folgenden Jahr wurde statt im Februar erst im März aufgemacht, Gäste mussten umgebucht werden. Im Jahr 2014 sollte alles besser werden, die Vita-Hotel-Gruppe stieg ein. Zwar wurde das Essen besser, die finanziellen Probleme blieben aber.

Hotelmitarbeiter bekamen ihre Gehälter nicht und streikten. Offenbar hat auch der Energieversorger kein Geld mehr gesehen, im September ist der Strom abgestellt worden. Damit ging auch in Zweifels Fahrradkeller das Licht aus und die Entscheidung war klar, dass er sein Geschäft schließen wird.

1986 war Albert Zweifel das erste Mal nach Mallorca gekommen. Der damals 37-jährige Schweizer Radstar war gerade zum fünften Mal Weltmeister im Querfeldeinrennen geworden und kam durch einen gewissen Max Hürzeler auf die Insel, der Gründer des heute größten Anbieters von Radreisen auf Mallorca.

Hürzeler und Zweifel waren Zimmerkollegen im Team Suisse. Im Unternehmen seines ehemaligen Teamkollegen begann Zweifel als Gruppenleiter, führte die Gäste auf dem Rad auf die besten Strecken der Insel. Dreh- und Angelpunkt war das Hotel Delta. "Im ersten Jahr war es für zwei Wochen und wir hatten rund 180 Gäste. Das hat sich in den folgenden Jahren dann gesteigert bis zu 480 Gästen. Dann wurde es Max zu klein hier", erinnert sich Albert Zweifel.

Sein Chef ging 1993 an die Playa de Muro, um dort zu expandieren. Zweifel selbst, der mittlerweile seine aktive Karriere beendet hatte, übernahm eigenverantwortlich die Radsportstation im Hotel Delta. Was Hürzeler und Zweifel damals als Erstes auf der Insel einführten, gehört heute zum Standard eines jeden Radsporthotels: hochwertige Miet-räder. "Das war der Clou, bis dahin hatten Radler immer ihre Räder nach Mallorca mitgebracht", erinnert sich Zweifel. Über Hürzeler, der teilweise 700, 800 Räder pro Saison kaufte, bekam Zweifel günstige Einkaufspreise, der Abverkauf der professionell gepflegten Räder wurde zusätzlich zu einem einträglichen Geschäft. "Bis 2000 hat das hier richtig geboomt", erinnert sich Zweifel.

Der Schweizer Exprofi fühlte sich mittlerweile richtig wohl auf Mallorca, vor allem seit 1995 ein ganz besonderer Gast in sein Hotel gekommen war: die damals 28 Jahre alte Anke Voss. Die Norddeutsche war auf Empfehlung ihres Bruders ins Delta gekommen, um den ersten Radurlaub ihres Lebens zu machen.

"Albert hat mein Leben durcheinandergebracht", sagt sie. "Er hatte mir gleich seine Schuhe für Klickpedale ausgeliehen, das ist eigentlich nichts für Anfänger", erinnert sie sich. "Ich weiß selbst nicht mehr, warum ich das gemacht habe", sagt ein schmunzelnder Albert Zweifel. Aus den beiden wurde ein Powerpaar, in der nächsten Saison kam Anke gleich als Mitarbeiterin ins Delta und übernahm die Buchhaltung. "Ohne sie hätte ich das all die Jahre nicht geschafft", sagt Albert Zweifel. Anke Voss erinnert sich an Jahre voller Action. "Wir wurden das ,High-Speed-Team' genannt, weil wir immer so schnell durchs Hotel gelaufen sind. Albert macht ja alles im Laufen", sagt sie lachend.

In seinen besten Zeiten beherbergte das Delta auch die Stars der Radsportszene. An Jan Ullrich erinnert sich Albert Zweifel besonders gerne. "Der war total nett und bescheiden. Man hat fast nichts von ihm bemerkt. Als ich einen Vortrag zum Thema Sicherheit gehalten habe, kam er dazu und die Leute konnten ihm Fragen stellen."

Freilich gab es auch negative Erlebnisse, wie der Tod eines Gastes vor zwei Jahren. Die Radfahrerin wurde von einem angetrunkenen Polizisten angefahren und starb nach dem Sturz. Ihr Mann musste alles mit ansehen. "Ich habe anderthalb Stunden dort gestanden und versucht, den Mann von seiner Frau wegzubekommen", sagt Anke Voss. Der Witwer ist in diesem Jahr wieder gekommen, um auf seiner geliebten Insel zu fahren und hat sogar im Delta gewohnt. "Trotz allem, hier wird rücksichtsvoll gefahren, kein Vergleich mit Deutschland", sagt sie.

Die Holsteinerin ist heute 48 Jahre alt, Albert Zweifel 65. Wie es weitergeht, wissen beide noch nicht, vermutlich wird es eine Beziehung auf Distanz geben, Albert in der Schweiz, Anke in Norddeutschland. So hatten sie es bislang auch immer gehandhabt, nur dass es zusätzlich die gemeinsamen Monate im Delta gab.

Anke Voss wird das Hotel und vor allem die Gäste fehlen. "Wir hatten hier unsere Freiheiten. Die brauchen wir auch, denn wir sind recht spezielle Menschen", sagt sie. Ob sie nochmal als Urlauber zurückkehren? Die Antwort erfolgt spontan und wie aus einem Mund: "Ja." "Ich kenne keinen schöneren Ort als Mallorca, die Möglichkeiten hier Rennrad zu fahren, sind einfach sensationell", sagt Anke Voss. Es wäre das erste Mal, dass sie gemeinsam auf Mallorca Urlaub machen.

(aus MM 43/2014)

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