Wer hat nicht gerne den Schönsten, Größten und Leuchtendsten? Was den Weihnachtsbaum anbelangt, verstehen die meisten Deutschen keinen Spaß. Nur eine Spitze darf er haben, soll möglichst genau bis unter die Decke reichen und mit einem dichten Nadelkleid ausgestattet sein. Je nach Familientradition wird er am Heiligen Abend oder bereits einige Tage zuvor festlich geschmückt, mit bunten Kugeln, Lametta und Kerzen. Auch wenige Tage vor dem Fest finden sich auf den Parkplätzen der Supermärkte, im Gartencenter oder direkt im Verkauf am Waldrand noch schöne Exemplare. Aber wo bekommt man auf Mallorca eigentlich einen Weihnachtsbaum her?
Die gute Nachricht zuerst: Auch auf der Insel kann man Christbäume kaufen. Die schlechte Nachricht gleich hinterher: Jetzt wird die Zeit langsam knapp. "Wer sich einen guten Baum sichern will, der muss in der ersten Dezemberwoche kommen", sagt Federico Álvarez vom Gartencenter Edeen in Establiments. Über 200 Tannen habe er in den vergangenen drei Wochen an den Mann gebracht. Die meisten der Bäume werden im Topf verkauft und nicht, wie man es aus Deutschland kennt, abgeschlagen und später in einen Christbaumständer gestellt. Da den Tannen das Klima auf Mallorca ohnehin nicht bekommt, wird so ihr Überleben zumindest bis zum Frühling gesichert. "Jetzt sind uns nur noch wenige Bäume verblieben, wer noch eine echte Tanne will, muss sich beeilen."
Ein ähnliches Bild bietet sich in den Verkaufsposten im Gartencenter "Magatzem Verd" und bei "Bauhaus" in Marratxí. Zwar finden sich dort noch mehr Bäume, ob diese den Ansprüchen des deutschen Christbaumbesitzers genügen, ist aber fraglich. Ihr Nadelkleid ist oft recht dünn und die Mehrzahl der Bäume dürfte den meisten auch zu klein sein. Die kleinsten Modelle liegen preislich bei etwa 30, mittelgroße Bäume bei zirka 50 Euro.
Als echte Alternative - auch wenn das in den Ohren vieler traditionsbewusster Christbaumfreunde wie blanker Hohn klingen mag - gibt es hier auf Mallorca eine große Auswahl an Kunstbäumen, die zum Teil sehr aufwendig gefertigt sind und in manchen Fällen täuschend echt aussehen. Allerdings haben die Plastiktannen auch einen stolzen Preis. Im Schnitt zwischen 50 und 250 Euro kosten die Bäume, bei denen der Ständer stets mitgeliefert wird. Die mittelgroßen Modelle, die größenmäßig in etwa dem deutschen Durchschnittsbaum entsprechen dürften, kosten zwischen 100 und 150 Euro. Es gibt sie in den verschiedensten Arten: Nordmanntanne, Fichte, Nobilistanne. Darüber hinaus Exemplare in weiß und schwarz, wenngleich diese etwas gewöhnungsbedürftig sind. Wem der künstliche Christbaum im renommierten Baumarkt oder Gartencenter zu teuer ist, dem bleibt noch der Kauf eines kleineren Modells in einem "Chino", einem der vielen chinesischen Läden. Dort gibt es zum Teil echte Schnäppchen, die den großen und hochwertigen Modellen optisch allerdings nicht das Wasser reichen können.
Wer sich doch noch für einen "echten" Baum entscheidet, der braucht viel Glück und sollte sich wirklich sputen. Eine Alternative gibt es für alle, die vor dem Fest nochmal nach Deutschland kommen: Der Weihnachtsbaumtransport bei Air Berlin ist gratis. Gut 50 Tannen fliegen jedes Jahr vor Weihnachten in den Frachträumen der deutschen Airline quer durch Europa, der Transport muss allerdings, genau wie beim Sperrgepäck, 48 Stunden vor dem Flug angemeldet werden.
Wer hingegen einen Plastikbaum ersteht, der hat auch in den kommenden Jahren noch Freude daran, seine Nadeln wird dieser garantiert nicht verlieren. Ganz faule "Weihnachtsmänner" können ihn nach dem Fest einfach im Keller verstauen und müssen ihn nicht einmal "abschmücken". Wobei das doch sehr unromantisch wäre.
(aus MM 51/20014)