Mit einer Fläche von etwa zehn Quadratkilometern ist die Finca Es Fangar zwischen Felanitx und Manacor im Osten Mallorcas zwar nicht so groß wie das 27 Quadratkilometer umfassende Anwesen Sa Vall bei Colònia de Sant Jordi, das den Erben von Bankier Joan March gehört. Allerdings kann man das Areal der deutschen Familie Eisenmann mit Fug und Recht als "größte ökologisch bewirtschaftete Finca der Balearen" bezeichnen.
Vom 12. bis 14. Juni gewährt der ansonsten eher auf schwäbisches Understatement setzende Hausherr Peter Eisenmann erstmals einer breiteren Öffentlichkeit Zugang zu seinem Reich. Anlass für die neue Offenheit des Unternehmers, der sich aus dem Tagesgeschäft des Böblinger Anlagenbauers Eisenmann SE weitgehend zurückzogen hat, ist die Liebe zum Reitsport.
Er und Ehefrau Sabine setzen gleichermaßen auf Wein wie auf Pferde und öffnen bei einem Dressurturnier unter dem Namen "Balearen Tour 2015" die Tore für Reiter aus 13 Nationen sowie neugierige Besucher. Der Eintritt zum sogenannten "4-Sterne-CDI", das auch für die EM-Qualifikation gewertet wird, ist kostenlos und bietet Zugang zu einem öffentlichen Catering-Bereich samt Kid's Club. Darüber hinaus gibt es bei Event-Organisatorin Gabriele Kofler auch Karten für die VIP-Lounge mit Showcooking von Spitzenkoch Jörg Klausmann.
Freuen darf man sich zum einen auf ein glamouröses Ambiente mit Fahnenallee und Nationalhymne für die siegreichen Reiter. Andererseits lohnt der Besuch auch wegen des naturbelassenen Umfelds mit Mandel- und Johannisbrotbäumen, Olivenkulturen und dem Es-Fangar-Felsen hoch über dem Gelände, das seit König Jaume I. im 13. Jahrhundert nur drei oder vier Mal den Besitzer gewechselt hat.
Prägend sind neben den riesigen Koppeln, in denen 96 Pferde - die meisten davon aus der offiziell zertifizierten hauseigenen Hannoveraner Zucht - fast wie in freier Wildbahn leben, vor allem die Reben.
Aus einem Anwesen in desolatem Zustand machte die Familie Eisenmann nach dem Kauf im Jahr 2000 in Kleinarbeit einen blühenden Landstrich. Allerdings brauchten die Mitarbeiter - viele von ihnen in der Pferdewirtschaft unter Gestütsleiter Patrick Kofler - einige Jahre, um den toten Boden durch Kompostierung zu beleben. Bis heute liefert dazu der täglich tonnenweise anfallende Pferdemist einen wertvollen Beitrag. "Wichtig ist auch der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen. Bewässert wird nur im Notfall. Uns ist es lieber, wenn die Rebstöcke ihre Wurzeln so tief schlagen, dass sie allein mit dem Klima zurecht kommen", erläutert Gabriele Kofler bei der Finca-Rundfahrt, die auch zu drei vermietbaren Gästevillen führt und Wasserspiele, maurische Architekturelemente oder Ziergärten beinhaltet.
Der Es-Fangar-Wein, der bisher vor allem unter Eingeweihten bekannt war, hat mittlerweile eine beachtliche Qualität erreicht, soll in Zukunft auch verstärkt kommerziell vermarktet werden. In einer neuen Bodega, die derzeit im Industriegebiet von Felanitx gebaut wird, sollen in Zukunft bis zu 300.000 Flaschen gekeltert werden. Das Gebäude sieht zwar fertig aus, allerdings fehlt ihm noch das Innenleben mit dem entsprechenden Ausbau und der Maschinerie. "Die Einweihung ist rechtzeitig vor der Weinlese 2016 geplant", sagt Geschäftsführer Jörg Meyer. Trotz des Wachstums wird auf Es Fangar aber weiterhin voll auf Nachhaltigkeit gesetzt. Die Weine stammen aus Öko-Produktion, sind mit einem entsprechenden Siegel zertifiziert. Im Angebot sind die Weißweine "Sa Fita" und "Lo Continello" sowie die Roten "N'Amarat" (Premium) und "Elements" (bisher unter dem Namen 5 Diferents bekannt). Eigentlicher Renner ist aber das mit dem Red-Dot-Design-Award ausgezeichnete Label "2012", unter dem ein Rosé und ein Weißer vermarktet werden. Die Produktion für Letzteren erfolgt auf dem Festland, da auf Mallorca derzeit noch nicht genügend Bio-Trauben zur Verfügung stehen.
Stolz ist man aber auch auf die Olivenöle mit den Sorten Picual, Arbequina, Serrana und Villalonga, von denen eines bei der Biofach 2013 ausgezeichnet wurde. Noch erlesener ist vielleicht das Öl aus Wildoliven (Spanisch "Acebuche"), für das pro Liter bis zu 30 Kilo Rohstoff nötig sind. Da es sich dabei nicht um eine heutige Olivensorte handelt, sondern um den "Urahn", darf es allerdings nicht das Siegel "Oli de Mallorca" tragen.
Info/VIP-Karten:
(aus MM 21/2015)