Die Cala Varques zählt zu den malerischsten Stränden Mallorcas. In den vergangenen Jahren hatte die Bucht immer mehr zu bieten als nur Badefreuden: Man traf dort auf frei laufende Kühe, auf Kletterer, die sich ohne Seil an den Felsen entlang hangelten, auf Masseure, auf Händler, die ohne Genehmigung ihre Stände aufbauten, und auf Camper, die wild in den nahegelegenen Höhlen ihr Lager aufschlugen. Zudem gab es Streit mit Grundstücksbesitzern über den Zufahrtsweg. Ruhig ging es rund um den Strand nie zu.
An einem Sonntag im Sommer trifft man zwar weder Kühe noch zeltende Hippies, dafür aber jede Menge Badegäste, die ebenfalls diese paradiesische Bucht mit dem türkisfarbenen Wasser und dem weißen Sand besuchen. Mittlerweile kommen so viele Besucher, dass es auf dem Sandbereich schon keinen Platz mehr gibt und Besucher ihr Handtuch auf den angrenzenden Steinen ausbreiten. "Hier ist es uns zu voll", klagt das Ehepaar Schütz aus Hannover, "wir dachten, das ist eine einsame Bucht." Als Geheimtipp hat Cala Varques wirklich ausgedient. Die Bucht hat sich zum Anlaufpunkt der Massen gewandelt.
An der 1,5 Kilometer langen Zufahrtstraße reihen sich die Autos Stoßstange an Stoßstange. "An einigen Tagen stehen die Autos bis vor an die Landstraße - echt Wahnsinn", sagt eine Rathausmitarbeiterin. Die Fahrzeuge passen um Haaresbreite zwischen der Trockensteinmauer und den geparkten Fahrzeugen hindurch. Eine direkte Zufahrt zur Cala ist nicht möglich. Je nachdem an welcher Stelle man parkt, verlängert sich der Fußweg zur Bucht, der im letzten Stück über ein Privatgrundstück führt. "Habt ihr ein rotes Auto gesehen, ich finde meines nicht mehr", scherzt ein Mallorquiner auf dem Rückweg, er ist mit Kühltasche und Sonnenschirm bepackt, wischt sich den Schweiß von der Stirn. Mit 20 bis 30 Minuten Fußmarsch zum Strand sollte man rechnen.
Auf der Suche nach dem besten Ankerplatz fahren auch die Schiffe möglichst weit an den Strand heran. Und zwar so weit, dass Badende bereits nach einigen Schwimmzügen mit dem Kopf vor den Bug eines der Boote stoßen. Am Strand gibt es keine Liegenvermietung und kein gastronomisches Angebot. Fliegende Händler bauen allerdings ihre Stände auf und bieten Getränke, Snacks und kleine Andenken an.
Die Gemeinde Manacor kündigte an, die Zahl der Fahrzeuge, die an der Zufahrtsstraße zur Bucht parken, zu begrenzen, um einen Kollaps zu vermeiden und einen Rettungsweg freizuhalten. Auch soll es nicht mehr gestattet werden, dass unbegrenzt Boote in der Bucht anlegen. Hintergrund ist der Schutz des Poseidongrases. Passiert ist von all dem noch nichts: "Wir arbeiten an den Vorhaben", heißt es aus dem Rathaus. Seit 2013 ist das Springen von Felsen ins Meer in der Gemeinde Manacor - und somit auch in der Cala Varques - verboten. Damit wurde dem Klettern ein Riegel vorgeschoben, obwohl die Bucht in der Szene bekannt war. Zudem soll illegales Zelten geahndet werden.
(aus MM 27/2015)