Der alte Beppo kommt auf dünnen Beinchen angewackelt, klettert mühsam auf einen Liegestuhl und rollt sich zufrieden neben seiner Lieblingskatze zusammen. Der Ratero hat hier - hoch über Andratx bei Helga Henrichs - noch mal das große Los gezogen. "Wir haben ihn aus dem ,Natura Parc' abgeholt, dort sollte er eingeschläfert werden. Jetzt kann er bei uns in Ruhe seine letzte Zeit verbringen." Mindestens 16 bis 17 Jahre alt sei der kleine Hund. Bei "Feliz Animal" wurde er aufgenommen, auch wenn der greise Vierbeiner bestimmt nicht mehr vermittelt werden kann.
Helga Henrichs gründete vor zehn Jahren ihren Tierschutzverein "Feliz Animal" in Andratx und hat es sich seither zur Aufgabe gemacht, jedes hilfsbedürftige Tier - meist Hunde oder Katzen - bei sich aufzunehmen. Die Gemeinde Andratx kann sich dadurch mit fremden Federn schmücken: Hier gibt es die einzige Tier-Auffangstation der Insel, in der keine Hunde oder Katzen getötet werden. Denn die Wahl-Mallorquinerin, die schon vor 17 Jahren auf die Insel kam, sagt: "Ich nehme sie alle, auch wenn es alte, hässliche oder kranke Tiere sind, die niemand mehr haben möchte." Sie arbeite eng und gut mit der Gemeinde zusammen, die sie inzwischen immer dann anruft, wenn es wieder ein ausgesetztes oder verletztes Tier zu versorgen gibt. Auch aus dem Tierpark "Natura Parc" bei Santa Eugènia übernehme sie viele arme Seelen.
Auch andere Tierschützer auf Mallorca widmen sich mit Hingabe obdachlosen Vierbeinern, doch Helga Henrichs teilt ihre Finca, ihre privaten Räume und somit ihr gesamtes Leben mit den Tieren. Auf ihrem Grundstück oberhalb von Andratx, in zahlreichen Anbauten, Käfigen und in ihrem gesamten privaten Haus tummeln sich unzählige Katzen und Hunde, plus ein paar Pfauen, Hühner, ein Esel und ein Pony. Erstaunlich ruhig leben die Tiere hier nebeneinander. Nur ab und zu hört man ein Bellen, die Katzen streunen umher oder leben in einem eigenen Katzenhaus. Helga kennt sie alle beim Namen, und führt gewissenhaft Buch über jeden Mitbewohner: Impfungen, Wurmkuren, Tierarzt-Besuche, Futterzeiten und Kastrationen werden genau notiert.
Ihr Ziel sei es natürlich, so viele Tiere wie möglich an neue Besitzer zu vermitteln. Wer ihre Facebook-Seite verfolgt, sieht, dass ihr dies auch gut gelingt, "aber natürlich sind es am Ende immer zu viele, die bei mir bleiben". Seit Jahren habe sie deshalb Mallorca nicht mehr verlassen, es sei einfach unmöglich geworden, die Tiere in fremder Obhut zu lassen. Unglücklich wirkt sie dadurch nicht, im Gegenteil. "Ich bin glücklich wenn ich sehe, dass es hier allen gut geht, auch wenn ich oft an meine Grenzen stoße." Dabei streichelt sie zwei neun Wochen alte, putzmuntere Mischlingswelpen, die neugeboren bei ihr abgegeben wurden. "Die Polizei hat sie in einer Mülltonne gefunden, es ist einfach unglaublich, wozu Menschen fähig sind." Sie sei aber sicher, dass Lola und Lilli ein Zuhause finden würden.
Zur inselweit bekannten Tierschützerin wurde die studierte Kommunikationswirtin aus Freiburg durch einen Zufall. Vor Jahren habe jemand einfach einen dicken Hund an ihr Tor gebunden. "Beim Tierarzt stellte sich heraus, dass der Hund trächtig war. Ich habe ihn behalten und sechs Welpen vermittelt, und dann ging's los. Die Leute begannen, bei mir obdachlose Tiere abzugeben, bis heute."
Ohne Hilfe ist dieser wohltätige Job natürlich schon lange nicht mehr zu bewältigen. "Jeden Tag kommen Freunde, die mit allen Hunden mindestens ein mal pro Tag Gassi gehen", sagt Helga. Außerdem baue sie gerade ein großes Freilaufgehege, in dem die Tiere Auslauf hätten. Andere Helfer kommen täglich, um im Katzenhaus zu helfen, eine Frau kümmert sich mit um das Grundstück, wieder andere helfen durch Pflegestellen, nehmen also ein Tier übergangsweise bis zur Vermittlung bei sich auf. "Wir bekommen auch Futterspenden, aber natürlich reicht das Geld vorne und hinten nicht." Tierarztkosten, Futter und Instandhaltung der Käfige verschlingen jedes Jahr ein Vielfaches dessen, was sie einnimmt.
"Die Notwendigkeit, einen Verein zu gründen, habe ich schon vor Jahren erkannt, aber ich schaffe es einfach nicht, diesen Verein wie ein lukratives Unternehmen zu führen. Dazu müsste ich all die Tiere abweisen, die alt und krank sind und nicht mehr vermittelt werden können." Hilfe ist also dringend geboten. Für 50 Euro Jahresbeitrag kann man Mitglied des Vereins "Feliz Animal" werden (www.felizanimal.com), aber auch einmalige Geldspenden, Futterspenden, Sachspenden wie Decken, Käfige oder Transportkisten würden helfen. Und wer nach Deutschland fliegt, kann helfen, indem er sich als "Flugpate" zur Verfügung stellt. "Die meisten unserer Vierbeiner vermitteln wir nach Deutschland."
SO KÖNNEN SIE HELFEN:
Werden Sie Mitglied. Infos finden Sie im Internet unter der Adresse www.felizanimal.com.
Spenden Sie: Banco Sabadell, Konto: 0081-1553-52-0001020707, IBAN: ES4800811553520001020707, BIC: BSABESBB.
Tragen Sie sich als Flugpate ein auf der Facebook-Seite "Flugpaten für Mallorcas Tiere" oder melden Sie sich direkt bei Helga Henrichs, wenn Sie ein Tier nach Deutschland bringen wollen, Tel. 676-366814.
Auch Futter- und Sachspenden sind willkommen.
(aus MM 50/2016)