Ein deutsches Lieblingswort hat sie schon gefunden: Wanderlust. Die Mallorquinerin Margalida Fullana Cànaves steckt mitten in ihrem Austauschsemester in Tübingen. "Ich hätte nicht gedacht, dass es mir hier so gut gefällt", schwärmt die Journalismusstudentin aus Llucmajor. Besonders die württembergische Stadt habe es ihr angetan: "Ich bin verliebt in Tübingen, es ist einfach der perfekte Ort", sagt sie. Die Kultur, die Landschaft, die Menschen - in der Universitätsstadt stimme einfach alles.
Das europäische Austauschprogramm Erasmus ermöglicht es der 21-Jährigen, von September bis März in Deutschland zu studieren. MM hatte im Sommer bereits über die Pläne der junge Frau berichtet: "Daraufhin haben sich viele nette und hilfsbereite Menschen bei mir gemeldet", erzählt sie. MM-Leser haben ihr Briefe geschickt, sie im Wohnheim Fichtenweg besucht, und eine junge Frau, die ihre Urlaube gern in Santanyí verbringt, wurde gar zu ihrer Freundin.
Auch unter den anderen Erasmus-Studenten und in ihrem Wohnheim hat Margalida Fullana Freundschaften geschlossen. "Ich habe schon über 50 Spanier in Tübingen kennengelernt", erzählt sie. "Wir unternehmen viel gemeinsam, dabei wollte ich doch eigentlich nicht so oft mit Landsleuten zusammensein." Kontakte aus aller Welt pflegt die Mallorquinerin in ihrer Wohngemeinschaft: "Wir sind sieben Leute auf einem Flur", erzählt sie, darunter ein Kanadier, zwei Chinesen, ein Türke und zwei Afrikaner. "Da ist immer was los."
Die Vorlesungen besucht die Studentin in englischer Sprache: "Ich bin hier freier in meiner Kurswahl als auf Mallorca", das gefalle ihr sehr gut. Zudem nimmt sie an einem Deutschkurs teil: "Ich habe schon viel Deutsch gelernt, auch wenn ich auf der Straße natürlich noch nicht alles verstehe." Doch die Tübinger seien sehr hilfsbereit, wenn jemand noch nicht perfekt die Sprache spreche: "Irgendwie kommt man immer zurecht."
Unterschiede zwischen ihrem Studienort und ihrer Heimat hat Margalida Fullana reichlich gefunden: "Hier fahren schon die kleinen Kinder im Bus zur Schule, die Leute sind alle mit dem Fahrrad unterwegs, es gibt viele Menschen, die kein Fleisch essen und jeder trennt seinen Müll", listet sie auf. "Aber ich denke, Tübingen ist durch seine Studentenkultur geprägt." Was sie allerdings nicht überzeugen konnte, war Glühwein: "Weihnachtsmarkt fand ich toll, aber vom Glühwein konnte ich nicht mal eine Tasse austrinken."
Ansonsten hat sie von ihrem Lieblingswort ordentlich Gebrauch gemacht: "Wanderlust klingt so schön und drückt meine Freude am Reisen aus." Die Studentin lebt von Fernweh und Entdeckerlust getrieben ihre Wanderlust aus, allerdings nicht zu Fuß, sondern via Fernbus. Mit Freunden und Bekannten reiste sie nach Karlsruhe, Nürnberg, München, Stuttgart, den Schwarzwald, Ettlingen, ins Elsass, Berlin, Budapest, Prag und Zürich. Die Studenten sind immer in Bussen unterwegs, weil die Preise sehr günstig sind. "Meinen Geburtstag würde ich gern beim Karneval in Venedig feiern." Die Feiertage verbrachte sie bei ihrer Familie in Llucmajor: "Es war eine Überraschung für meine Mutter, ich hatte eigentlich gesagt, ich komme nicht nach Hause."
(aus MM 01/2017)