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Ärger um Reiterwege an der Küste

Glücksmomente für Mensch und Tier: Eduardo Casellas von "Eddi's Reitstall" (rechts) nutzt die Weiten der Cala Agulla bei Cala Rajada im Nordosten von Mallorca zum ausgiebigen Ausritt. | Patricia Lozano

| Mallorca |

Ein Hahn kräht, eine Gans schnattert, hin und wieder ist das Schnauben eines Pferdes zu hören. Ansonsten ist es angenehm ruhig auf dem Gelände von "Eddi's Reitstall", am Ortsrand von Cala Rajada. Rund 40 Pferde sind hier zwischen den Kiefern und dem waldigen Sandboden in Stallungen untergebracht. Einmal über die Straße, schon ist man in dem Wäldchen, das an den beliebten Badestrand Cala Agulla angrenzt. Täglich reiten die Mitarbeiter der kleinen Ranch mit den Tieren hierher - auf vorgegebenen Pfaden wohlgemerkt, denn wo die Pferde laufen dürfen und wo nicht, ist genau geregelt.

Meist sind Touristengruppen dabei. Anfängern wird zur einstündigen Tour geraten, aber auch mehrstündige Wanderausritte bis zur Cala Torta und Sonnenuntergangstouren sind gefragt. "In den Wintermonaten dürfen wir auch an den Strand, aber Saison ist bei uns das ganze Jahr über", so Eduardo Casellas. Der 62-jährige Mallorquiner ist Namensgeber von "Eddi's Reitstall" und zusammen mit seiner schweizerischen Frau Madeleine seit über 30 Jahren der Betreiber. Sein verschmitztes Lächeln und seine ruhige Art lassen ihn sympathisch wirken - auch wenn es um ernste Themen geht. "Wir zerstören die Natur mit unseren Ausritten nicht. Die, die das behaupten und Verbote aufstellen, leben nicht die Natur, sondern sitzen hinter ihren Schreibtischen und haben wenig Ahnung", findet er.

Natürlich hat er von dem geplanten Reitverbot gehört, das Politiker am Meer von Sa Canova - zwischen Son Serra de Marina und S'Estanyol (einer Urbanisation von Colònia de Sant Pere), also rund 25 Kilometer westlich von "Eddi's Reitstall" - erlassen wollen. Zwar ist es nicht sein Beritt, doch in der Reiterszene auf Mallorca ging die Nachricht um wie ein Lauffeuer. Die Begründung der Politiker: Die Pferde zerstören die empfindlichen Dünen und begünstigen Erosion. "Ich kann so etwas nicht verstehen", sagt Casellas kopfschüttelnd. Denn gerade das Reiten am Meer mache ja einen besonderen Reiz aus. "Viele Touristen wollen genau das und für die Pferde ist es auch toll", sagt er. "Uns ist die Natur wichtig, wir respektieren sie und machen sie nicht kaputt", bekräftigt er.

"Eddi's Reitstall" ist einer von mehreren Pferdebetrieben auf der Insel, die auch Touristentouren anbieten. Ein Großteil davon hat sich in der "Reitervereinigung zur Verteidigung öffentlicher Routen und Wege" zusammengeschlossen. "Das geplante Reitverbot erscheint uns unsinnig. Es wird ein Problem geschaffen, wo eigentlich keines ist", so Vereinssprecher Willy Sevilla. "Die Route bei Sa Canova wurde schon immer von Reitern genutzt. Pferde sind Teil der Natur und zerstören sie absolut nicht." Für Sevilla und seine Mitstreiter bedeuten die Neuerungen, die Inselrat, Küstenbehörde und das Rathaus von Artà anstreben, nicht nur den Verlust des 500 Meter langen Wegstücks. "Wir hatten geplant, eine Reiterroute von Cala Rajada bis Pollença einzurichten. Die Nachfrage nach Ausritten ist in den vergangenen Jahren gestiegen." So hätte die Route mit dem Trockensteinwanderweg durch die Tramuntana verbunden werden können und Pferdefreunde sogar bis nach Lluc reiten können. Doch ohne das Teilstück benutzen zu dürfen, kann dieser Plan nicht realisiert werden.

Auch immer mehr Besitzer privater Ländereien machten Reitern die Ausritte schwer. "Dass empfindliche Gebiete geschützt werden ist gut. Natürlich ist es wichtig, die Wege nicht zu verlassen und private wie öffentliche Flächen zu respektieren. Aber wir nutzen mit den Pferden ja nur Wege, die ohnehin bestehen und von Wanderern genutzt werden", betont Sevilla. Ihm graust vor dem Gedanken, dass Pferde eines Tages nur noch auf asphaltierten Wegen laufen dürfen.

Die richtige Maßnahme ist seiner Meinung nach Aufklärung und nicht ein Verbot. Mehrmals setzte sich die Vereinigung in den vergangenen Wochen mit den politischen Institutionen zusammen, legte auch gesammelte Unterschriften vor, um die Position zu untermauern. "Noch ist nichts entschieden", so Sevilla hoffnungsvoll.

Petra Grossmann teilt diese Hoffnung. "Paradies auf Erden" ist der Slogan ihres Finca-Hotels "Libertad" in Campos. Es liegt knapp zehn Kilometer vom Traumstrand Es Trenc entfernt. Hier können Pferdefreunde Reiterferien verbringen, und auch wer die Unterkunft nicht nutzt, kann an Ausflügen teilnehmen. "Die Dünen hinter dem Es-Trenc-Strand sind Naturschutzgebiet und generell tabu", berichtet Grossmann, die das Finca-Hotel vor sieben Jahren in Betrieb nahm. Auch sie verfolgt die Diskussion um das Reitverbot am anderen Ende der Insel mit Interesse, auch sie hat die Petition unterschrieben, die die Reitervereinigung den Politikern vorlegte. Sie reitet oft auf umliegenden Feldern aus und - wann immer es möglich ist - am Strand. "Viele Gäste kommen aus Deutschland, hauptsächlich sind es Frauen", so Grossmann, die ihr Hobby zum Beruf machte und mit drei Pferden von Mannheim nach Mallorca zog. "Touristen wollen immer am liebsten am Strand und in der Natur reiten und das ist ja auch am schönsten", findet sie - und hofft, dass das auch weiterhin erlaubt bleibt.

Falls die neue Regelung aber doch in Kraft treten sollte, würde das auch ein paar Routen beeinträchtigen, auf denen die "Rancho Grande" mit ihren Kunden auszureiten pflegt. Sie liegt im Gebiet Son Serra de Marina, also ganz in der Nähe des besagten Pfades. Ähnlich wie bei "Eddi's Reitstall" werden hier Ausritte für Anfänger und Fortgeschrittene angeboten, mit dem Reiten in Küstennähe und am Strand wird geworben. Trotzdem bleibt Betreiber Pepe Martorell angesichts des drohenden Verbots ruhig. "Wir wollen erst einmal abwarten, ob es wirklich so kommt", sagt er.

(aus MM 03/2017)

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