Die Kritik eines Arbeiters am Franco-Regime ist nach 65 Jahren ans Tageslicht gekommen. Der Maurer hatte ein Papier mit 1952 datiert und eine Münze in ein Glasbehältnis gesteckt und dieses mit Mörtel verschlossen. Heimlich versteckte er seine Flaschenpost während Arbeiten in einem Haus in Palmas Altstadtviertel Canamunt.
Bei Umbauarbeiten in jenem Haus wurde sie nun gefunden. „Es ist ein Dokument der Zeitgeschichte“, sagt Archäologe Llorenç Vila über die Entdeckung. Ein Unbekannter, der wahrscheinlich vor 65 Jahren in dem Haus arbeitete, beschrieb Vorder- und Rückseite eines Papiers:
„Die Geschichte dieses Dienstags: In diesem Grab arbeiten wir, um nichts mehr zu essen zu haben, außer dem, was uns die Kamarilla unseres FalangistenFranco gibt. Palma, 26. Februar 1952. Wir arbeiten, um zu hungern. Unterschrift J.B.B. An diesem Datum leiden wird aufgrund der Schuld derer, die uns regieren, großen Hunger. Das ist die Wahrheit, weil die Arbeiter sie durchleiden. Es lebe die Freiheit und sterbe die Sklaverei.“
Zudem legte der Mann eine Münze bei: „Als Erinnerung an unser Leben. Diese Münze ist ein Geschenk an den, der sie findet.“ Die Münze ist mit 1945 datiert und hat den Wert von zehn Céntimos. Die Vorderseite zeigt einen Reiter, auf der Rückseite ist das typische Wappen des Francostaates mit Adler, Pfeil und Joch zu sehen.
Der Archäologe Vila geht davon aus, dass die Flaschenpost ein einfacher Arbeiter einmauerte. Das lasse sich daraus schließen, dass in dem Brief viele Rechtschreibfehler sind. Wahrscheinlich war der Mann in einem Haus beschäftigt, das Menschen gehörte, die dem Franco-Regime nahe standen. Allerdings müsste für genaue Aussagen untersucht werden, wer damals in dem Altstadthaus wohnte.
Die Münze hatte 1952 einen Wert, welcher der heutigen Ein-Cent-Münze entspricht. „Der Mindestlohn wurde 1956 in Spanien eingeführt“, erklärt Vila. Tagelöhner verdienten damals allerdings nicht mehr als 150 Peseten im Monat. Auf jeden Fall sei die Flaschenpost ein Dokument aus schweren Zeiten. (cls)
(aus MM 18/2017)