Nun also auch Mallorca: Mit "Ein Sommer auf Mallorca" macht die seit 2009 laufende Filmreihe im ZDF, bei denen Liebesgeschichten an verschiedenen Orten der Welt gezeigt werden, auch auf der Lieblingsinsel der Deutschen Station. Produziert wird der Film von der Münchner "Ariane Krampe Produktion", für das Drehbuch zeichnen die "Münster-Tatort"-Autoren Stefan Cantz und Jan Hinter verantwortlich.
Seit Mitte Oktober drehen hier unter der Regie von Florian Gärtner unter anderem Katharina Müller-Elmau, Christoph M. Ohrt und der Schweizer Schauspieler Gregory B. Waldis, der Fans der Telenovelas "Sturm der Liebe" und "Rote Rosen" ein Begriff sein dürfte. Die ersten Szenen sind bereits an der Ostküste entstanden, in Olivenhainen mit Blick auf den berühmten Sa Foradada-Felsen. Katharina Müller-Elmau und Gregory Waldis spazieren entlang der Steilküste unter brütender Oktober-Sonne. Die Filmcrew ist zufrieden, dass das Wetter passt, schließlich geht es auch inhaltlich um einen Sommer.
Der Schweizer Waldis spielt den Mallorquiner Javier, der eigentlich nichts von deutschen Residenten hält, aber - so will es das Liebesfilm-Drehbuch - von Vicky eines Besseren belehrt wird. Die wird von Katharina Müller-Elmau (Filmpreisnominierung für "Vincent will Meer") gespielt. Vicky ist die Noch-Ehefrau von Sternekoch Nico (Christoph M. Ohrt), der auf Mallorca seit nunmehr 20 Jahren den Kochlöffel schwingt. Nach zehn gemeinsamen Jahren auf der Insel leben die beiden schon zehn Jahre getrennt - Kochkarriere und Ehe hatten doch nicht funktioniert - und auf Distanz, nun soll auf Mallorca endlich die Scheidung vollzogen werden. Wie waren diese zehn (fiktiven) Jahre auf Mallorca? "Anstrengend", sagt Müller-Elmau und lacht. "Urlaub ist gut, Arbeiten und sich eine Existenz aufbauen ist doch etwas anderes. Das sind doch die Auswanderer-dramen. Ich sage mir so oft, wie toll es wäre, hier zu leben. Und wenn du das zu Ende durchspinnst, merkst du, das ist totaler Quatsch. Denn damit hängen ja auch all die Sachen zusammen, vor denen ich zu Hause fliehen würde", sagt sie. Freiheit sei kein Zustand, sondern ein Gefühl. Das ist viel Einfühlungsvermögen in manche Residentenseele für jemanden, der einen Tag vor Drehbeginn erstmals überhaupt mallorquinischen Boden betreten hat. "Ich habe die merkwürdigsten Orte dieser Welt bereist, von Kasachstan bis Sulawesi, war aber noch nie auf Mallorca", sagt sie. Das mediterrane Flair habe sie aber gleich gepackt. "Man fühlt sich hier sofort wohl, dass man mal wieder Licht zu sehen bekommt", ist sie froh, dem deutschen Herbstwetter entfliehen zu können.
Und wie hat sich der Schweizer Waldis in seine Rolle als Mallorquiner hineingefühlt? "Was mir sehr zugutekam, ist die Hintergrundgeschichte von Javier. Er kämpft gegen die Gentrifizierung und Überfremdung auf Mallorca auf eine Art, die ich ganz gut aus Berlin kenne. Dabei bin ich Schweizer und überall wo ich lebe, ein Fremder", erzählt er. Er habe aber auch viele Berliner Freunde, die sich bei aller Liebe zu den Neubürgern verdrängt fühlen. "Es geht nicht so sehr um Identitäten, sondern um Mieten, die ins Unermessliche steigen. Deswegen ist das ein spannendes Thema." Er gibt jedoch Entwarnung: Zu politisch werde es im Film nicht, die Liebe stehe dann doch im Vordergrund. Vorbereitet hat sich Waldis übrigens eigens mit einem Sprachcoach, um den Akzent richtig hinzubekommen.
Die Insel hat es dem Schweizer angetan. "Als junger Mensch hat man ein falsches Bild von Mallorca. Jetzt wo ich älter werde, treffe ich Leute, die von Mallorca schwärmen und hier eine gute Zeit verbringen. Diese Seite entdecke ich jetzt gerade", sagt er. Er könne sich gut vorstellen, die Wintermonate regelmäßig auf Mallorca zu verbringen. "Komplett ist es etwas schwierig für mich, ich muss ja auch arbeiten. Aber ich beneide euch schon, die ihr hier lebt." Er selbst kann das voraussichtlich bis zum 10. November tun: So lange sollen die Dreharbeiten laufen.
(aus MM 42/2017)