Mallorca Magazin: Der Laie stellt sich beim Gedanken an einen Detektiv jemanden vor, der mit einem Fernglas im Gebüsch liegt und heimlich Leute beobachtet, trifft das zu?
Steffen Randel: Nun, das ist das allgemein herrschende Klischee über unseren Berufsstand. Es hält sich hartnäckig. Fernsehsendungen wie "Die Trovatos - Detektive decken auf" tun ihr Übriges. In Teilen trifft es aber in Wirklichkeit zu. Sich irgendwo unauffällig zu verstecken kann durchaus Teil der Beobachtung einer Zielperson sein.
MM: Welche Fälle bringen Sie denn nach Mallorca?
Randel: Ganz unterschiedliche. Das können zivilrechtliche Angelegenheiten wie Erb- oder Scheidungssachen genauso wie strafrechtliche Themen sein. Promis bitten uns, sie vor Paparazzi zu schützen, Arbeitgeber engagieren uns, weil sie glauben, ihre krankgeschriebenen Mitarbeiter machen auf der Insel Urlaub. Manchmal decken wir hier ungeahnte Vermögenswerte auf, die jemand deutschen Gerichten verschweigt, um beispielsweise einen Zugewinn im Scheidungsverfahren klein zu rechnen. Besonders häufig geht es um eheliche Untreue. Da ist der Mann, der glaubt, seine Frau hat ein Verhältnis. Sie gibt vor, mit einer Freundin auf die Insel zu fliegen. Er möchte Klarheit und engagiert uns.
MM: Sind solche Ermittlungen im Ausland erfolgreich?
Randel: Das kommt darauf an. Manche Observierungen sind gerade in Urlauberzonen einfach. Man mischt sich beispielsweise in Bars oder Clubs unters Volk, das fällt kaum auf. Schwieriger wird es, wenn sich die Zielperson in einem Landhaus aufhält. Da muss man sehr vorsichtig sein, manchmal rufen Nachbarn, wenn man dort "herumschleicht", die Polizei. Deshalb informieren wir die Behörden oft vorher, damit sie Bescheid wissen. Wir sagen nie, weshalb wir observieren, aber, dass wir es tun.
MM: Wie läuft so eine Observation auf der Insel ab?
Randel: Zunächst wird bestimmt, wann und wo die Spur der Zielperson aufgenommen wird. Das kann bereits am Flughafen in Deutschland sein oder erst in Palma. Das muss von Fall zu Fall entschieden werden und auf einem rechtlichen Fundament stehen. Der Auftraggeber muss ein berechtigtes Interesse an der Observation haben, ansonsten lehnen wir Fälle auch ab. Schließlich geht es, wenn man seriös arbeitet, auch darum, das Recht der Zielperson zu wahren.
MM: Kann sich eigentlich jeder "Detektiv" nennen?
Randel: Jein. In Deutschland ist der Begriff leider nicht geschützt, dort kann sich im Prinzip jeder nach dem Gang zum Gewerbeamt so bezeichnen. In Spanien ist das anders. Hier machen Detektive eine dreijährige Ausbildung, der Berufstitel ist also geschützt. Wir arbeiten bei unseren Ermittlungen vor Ort oft mit lokalen Detektiven zusammen, die teils jahrelange Erfahrung haben.
MM: Ein billiger Spaß ist die Beauftragung eines Privatdetektivs sicher nicht, oder?
Randel: Da haben Sie recht. Für Leute mit kleinem Geldbeutel ist es schwierig. Sie können mit Stundensätzen zwischen 65 und 120 Euro rechnen. Aber bedenken Sie, dass die Ermittlungen zum Teil mit hohem finanziellen Aufwand wie Reise-, Material- und Personalkosten verbunden sind.
MM: Was waren Ihre größten Ermittlungserfolge?
Randel: Besonders freut es uns, wenn wir Betrügerbanden hochgehen lassen, Stichwort "Nigeria Connection". Da ging es um sogenannten Vorschussbetrug. Das System dieser Betrügerei zielt darauf ab, das Opfer zu einer Zahlung für verschiedene fiktive Kosten zu veranlassen. Man gaukelt beispielsweise jemandem vor, er habe von einer entfernten Tante geerbt und müsse nun für den Verwaltungsaufwand eine gewisse Geldsumme zahlen. Leider kommt das immer wieder vor, da in unserer Gesellschaft oft noch das Motto "Gier frisst Hirn" gilt.
Das Interview führte Patrick Czelinski
(aus MM 49/2017)