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Söhne sehen nichts vom Erbe des "Autokönigs"

Hasso Schützendorf liebte wilde Tiere und hielt einige, wie diese beiden Geparden.

| Palma, Mallorca |

"Für mich waren viele seiner Auftritte und Aussagen entsetzlich. Aber er hat ja auch viele Anhänger gehabt, die seine Art mochten", meint Leo Schützendorf und erinnert sich an seinen Vater, dessen Todestag sich am 4. Februar zum 15. Mal jährt.

Hasso Schützendorf war einer der schillerndsten Mallorca-Deutschen, einer, der immer wieder polarisierte. Er hatte zuvor unter anderem Erfolg als Schmugglerkönig und wurde auf Mallorca ab Beginn der 1960er Jahre zum Mietwagen- oder Autokönig. Mit der Firma Hasso-Rent-a-Car scheffelte der gebürtige Düsseldorfer Millionen. Und er nutzte jede Gelegenheit, sich in der Öffentlichkeit zu produzieren. Hätte es damals schon Reality-TV gegeben, Hasso wäre wohl auf Augenhöhe mit Mallorca-Jens, "Mörtel" Lugner oder der Katzenberger gewesen. Legendär oder, je nach Sichtweise, zum Fremdschämen waren Hassos Sprüche über Frauen. So war das weibliche Geschlecht für ihn nur bis zum 30. Geburtstag begehrenswert. Er meinte, "Frauen über 30 riechen doch nicht mehr gut".

Hasso starb 2013 im Alter von 79 Jahren nach langer, schwerer Krankheit. In den letzten Jahren seines Lebens wurde er immer öfter als Lustgreis tituliert, befand er sich immer wieder öffentlich auf Brautschau, obwohl er seit 1993 mit der 43 Jahre jüngeren Kolumbianerin Astrid verheiratet war, die bis zum Ende an seiner Seite blieb.

Hasso ist lange Vergangenheit. Was bis heute unklar bleibt, ist sein Erbe. Denn die leiblichen Söhne Leo (59) und Wilko (44) sowie der adoptierte Alberto (34) haben auch 15 Jahre nach dem Tod ihres Vaters noch nichts von dessen Nachlass. "Ich gehe nicht mehr davon aus, dass sich das noch ändert", meint Leo Schützendorf. Genauso sieht es Barbara Schützendorf. Sie war die dritte Frau von Hasso (Witwe Astrid wurde Nummer vier) und unterstützt ihren in San Francisco lebenden Sohn Wilko in der Angelegenheit. Ihr resignierendes Fazit im Telefonat mit MM am Dienstag: "Wir haben uns damit abgefunden, dass wir nichts bekommen." Obwohl Anwälte immer noch an dem Fall arbeiten.

Der Hintergrund: In seinem Testament hatte Hasso Leo, Wilko und Alberto enterbt, alles ging an Astrid, die heute in Andorra leben soll. In einem langen Prozess erstritten sich die Söhne trotzdem einen Pflichtteil. Doch es fließt kein Geld. "Angeblich ist nichts da. Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen", bedauert Barbara Schützendorf.

Laut Leo Schützendorf hatte es offenbar kein Privatvermögen gegeben. "Aber es kann ja nicht sein, dass er gar nichts hatte ..."

Schützendorf junior war mit dem Vater in dessen letzten Lebensjahren verkracht. Das lag aber nicht unbedingt daran, dass Leo 1995 seine eigene Autovermietung Leocar eröffnete, die er noch heute im Zentrum von Can Pastilla betreibt. Da war das Verhältnis zum Vater bereits zerrüttet. "Der Streit fing mit Carmen an", erinnert sich Leo. Er hat die frühere Freundin von Hasso geheiratet. Die Ehe ging aber auch schon vor Jahren in die Brüche.

Noch heute wird Leo Schützendorf oft von Kunden auf seinen Vater angesprochen. Hasso vergisst man nicht so schnell. Denn er sorgte im Laufe der Jahre immer wieder für Schlagzeilen. Zum Beispiel durch das Raubtiergehege, das der Exzentriker auf der Finca in Son Sardina, einem seiner Wohnsitze, betrieb. Mit dem Sponsoring der deutschen Schule "Academia alemana Can Hasso" wollte er sich ein Denkmal setzen. Die Hochzeit mit Astrid fand in Las Vegas statt, mit 200 Gästen. Das Fest soll zwei Millionen D-Mark gekostet haben.

Unvergessen ist die Episode von 1997: Moderatorin Arabella Kiesbauer erklärte, dass sie für eine Million Mark auch mit einem Mann schlafen würde, der ihr nicht gefällt. Hasso bekundete Interesse und verkündete, dass er, falls aus der Nacht Kinder hervorgingen, für deren standesgemäße Erziehung sorgen würde. Arabella machte dann aber doch einen Rückzieher.

Hasso-Rent-a-Car wurde nach dem Tod des Mietwagenkönigs noch fast zehn Jahre weiterbetrieben, musste dann 2012 Insolvenz anmelden und ist 2013 von dem Bus- und Mietwagen-Unternehmen Roig übernommen worden. In der Hasso-Zentrale in Can Pastilla residiert heute ein anderer Autoverleiher. Hasso/Roig findet man ein paar Hundert Meter entfernt an der Autobahnausfahrt Cala Estància.

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