Als die Hippies kamen, rollte der Rubel bei Curtits Bonet. Ledermode lag im Trend und das 1955 in Palma gegründete Geschäft lieferte haufenweise Leder für Kleidung, Taschen und Gürtel bis nach Ibiza. „Das war unsere beste Zeit”, erinnert sich Inhaber Joan Bonet, der den Laden an der Carrer dels Hostals im ehemaligen Gerberviertel in den 1990er Jahren von seinem Vater Vincenç übernahm. „Die Touristen kamen mit dem Bulli und luden ihn mit Lederjacken voll.” Damals gab es zahlreiche Gerbereien und ein Dutzend ähnlicher Geschäfte in der Stadt.
Doch auf die lukrative Hippie-Ara folgte in den 1980er und 1990er Jahren der Niedergang. „Wegen der enormen Drogenprobleme wollte keiner mehr einen Fuß in die Altstadt setzen”, berichtet Bonet. Keine der Gerbereien in Palma überlebte, auch Ledergeschäfte schlossen reihenweise, nur Curtits Bonet blieb über. Seine Hartnäckigkeit habe sich ausgezahlt, sagt der Inhaber.
Aber es lag wohl auch an seiner Flexibilität. Denn Bonet passte die Produktpalette an die neue Zeit an. Neben Leder, das er aus Katalonien und Südfrankreich bezieht, bietet er heute Schuhzubehör aller Art an: von Schuhcremes über Schnürsenkel bis hin zu Schuhsohlen und Lederfarben. Abnehmer sind in erster Linie Schuster und Schuhreparateure, aber auch neue Kunden sind in Sicht. „Heute ist es ‚in’, selbst gemachte Taschen im Internet zu verkaufen. Viele junge Frauen kommen zu uns, um Material einzukaufen”, erzählt Bonet. Im Moment läuft sein Laden recht gut. „Ich betreibe ihn aber auch aus Sentimentalität”, räumt er ein.
Für eine gesicherte Zukunft wünscht er sich vor allem eins: das modische Comeback der Lederschuhe. „Männer tragen fast nur noch Sneaker, sie werden weder gepflegt noch repariert und einfach weggeworfen, wenn sie nicht mehr im Trend sind”, bedauert er. (mais)
(aus MM 21/2018)