Alarmstufe Rot bei Sexualdelikten auf den Balearen: In keiner anderen spanischen Autonomieregion gibt es laut einer Statistik des Innenministeriums pro 100.000 Einwohnern so viele kriminelle Akte dieser Art wie auf den Inseln. 45 wurden 2017 gezählt, 25 mehr als durchschnittlich im ganzen Land und neun mehr als in der Region Navarra, die auf Platz 2 liegt.
In absoluten Zahlen wurden im vergangenen Jahr auf Mallorca und den Nachbarinseln 517 Sexualdelikte zur Anzeige gebracht, von denen 348, also zwei Drittel, aufgeklärt wurden. Die Staatsanwälte sprechen sogar von 741 Fällen auf den Inseln.
Auffallend hierbei ist, dass besonders viele Vergewaltigungen und sonstige Missbrauchs- sowie Exhibitionismusdelikte gegen Minderjährige unter 15 Jahren verübt wurden. Laut dem Innenministerium betraf dies spanienweit 4542 von 9537 Strafanzeigen. Ohnehin steigt die Zahl der Sexualdelikte spanienweit seit einigen Jahren steil an.
Diese besorgniserregenden Zustände zeigen sich auch an der Tatsache, dass zwischen Januar und Oktober des noch laufenden Jahres allein auf den Balearen 1832 Frauen die Dienste von Pflichtverteidigern in Anspruch nahmen, um sich nach mutmaßlichen Sexualdelikten vor Gericht vertreten zu lassen. Das sind 180 Fälle pro Monat.
Angesichts der dramatischen Lage kündigte der neue Chef der spanischen Nationalpolizei auf den Balearen, Gonzalo Espino, an, sich besonders auf diese Art der Gewalt zu konzentrieren. Neben den Sexualdelikten ist für ihn auch die in Spanien weit verbreitete häusliche Gewalt vor allem gegen Frauen ein zentrales Thema. Das zumindest kündigte Espino Anfang Dezember in seiner Antrittsrede an.
Seine harte Haltung kommt nicht von ungefähr. Nach der Tötung einer Frau im Möbelhaus Conforama in Palma durch ihren ehemaligen Lebensgefährten, der spanienweit für Aufregung gesorgt hatte, biss erst in der Nacht zum Sonntag ein Mann seiner Ex-Freundin in einer Bar im Vorort Son Dameto vor mehreren Zeugen in die Nase, woraufhin er von Polizisten abgeführt wurde.