Bei Meg Gage Williams und Philip James Baber in der Galerie „Stick No Bills” in Palmas Altstadtgasse Carrer del Temple dreht sich alles um Motive aus den Anfangsjahren des Mallorca-Tourismus. Postkarten und Plakate vermitteln einen Nachklang aus zurückliegenden Jahrzehnten bis hin zur Belle Epoque und den 30er Jahren, als der Fremdenverkehr seine erste Blüte erlebte.
Was aussieht wie Originalwerke von damals, ist in Wirklichkeit allerdings eine Art optische Täuschung: „Es handelt sich nicht um Vintage, sondern um Retro”, sagt Managerin Meg Gage Williams, deren Ehemann Philip James Baber als künstlerischer Direktor für die Kreationen verantwortlich zeichnet. Sie orientieren sich im Stil zwar an der Vergangenheit, nehmen auch Anleihen bei bestimmten Motiven, sind jedoch allesamt im 21. Jahrhundert entstanden. Was ihrer Ästhetik natürlich keinen Abbruch tut. Eher im Gegenteil: Die Farben wirken intensiver und frischer, als es auf einem Original je der Fall sein könnte. Schließlich hat sich die Illustrations- und Drucktechnik in den letzten 100 Jahren enorm weiterentwickelt.
Wird dabei an ein geschütztes Werk angeknüpft, so liegen dem Unternehmen die Urheberrechte sehr am Herzen. „Stick No Bills ist ein ehtisches Unternehmen, das als oberste Maxime auf Bildauthentizität, geistiges Eigentum und Copyright setzt. Alle digitalen Dateien, mit denen Philip die Poster kreiert unterliegen strikt der Rechteverwaltungsgesellschaft The Poster Design Group (UK) Limited in London”, erläutert Meg Gage Williams. Oft seien aufwendige Recherchen über Wochen und Monate hinweg die Grundlage dafür.
Angefangen hat das Projekt in Sri Lanka, wo die Britin als Sicherheitsexpertin tätig war und ihren Mann kennenlernte. Zuvor hatte die Tochter eines Brigadegenerals und Trägers des Ordens des britischen Empire (OBE) bereits eine Karriere als Journalistin, Militärberaterin und Autorin eines Buchs mit Tipps zur Vermeidung von Entführungen im Irak hinter sich.
Heute ist es hingegen das „Peace”- Symbol, das als Teil der Corporate Identity von „Stick No Bills” dient. Die Umgebung im Kolonialstil, wie ihn das britische Empire auf Sri Lanka prägte, wurde wegen der besseren Bildungsmöglichkeiten für die beiden Töchter im Jahr 2015 mit Mallorca vertauscht – ohne dabei die Weiterentwicklung und das Management der florierenden Geschäfte auf der Insel im Indischen Ozean aus den Augen zu verlieren. „Stick No Bills” eröffnete in nur fünf Jahren insgesamt über 28 Verkaufsstellen und Galerien, die sich oft in luxuriösen Hotels befinden und unter anderem bei Surf-Touristen und anspruchsvollen Reisenden sehr beliebt sind.
2018 wurde schließlich Palmas Calatrava-Viertel als Standort für das Europa-Hauptquartier des internationalen Posterunternehmens ausgewählt. Seitdem arbeiten die Gründer mit einem internationalen Team von Kunstdruckern aus Frankreich Deutschland und Sri Lanka zusammen, um spanienweit zu expandieren und auch wichtige Reisedestinationen wie Hong Kong und die Karibik zu erreichen. Orte wie Ibiza, Barcelona und Madrid sind fest im Visier; auf Mallorca gibt es bereits mehrere Partner, die beim Vertrieb helfen. Zu sehen waren einige Motive auch schon im XXL-Format auf der Hafenmauer von Port Adriano. Im Sinn eines hochwertigen Branding werden zudem Plakate und Werbemittel für diverse Luxusmarken erstellt.
Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Dekoration von Häusern und Villen. Handelt es sich um Wassermotive, so kommen zehn Prozent der Erlöse übrigens der Vereinigung „Ondine” zugute, um den Meeresschutz rund um Mallorca zu fördern. Gespendet wird aber auch an NGOs wie das Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Die Werke gibt es je nach Druckqualität, Format und Rahmung im zwei- und dreistelligen Eurobereich, die Postkarten schon für 2,95 Euro.
Palma, Carrer del Temple 5, geöffnet Montag bis Samstag 10-19 Uhr, https://sticknobillsonline.com