Es mag etwas dran sein: Wer in einen Wald geht und dort bestimmte Dinge tut, kann Esoterikern zufolge mit strahlenden Augen fast wie neugeboren wieder herauskommen. In Japan jedenfalls heißt das therapeutische Eintauchen ins Blättergewirr schön rätselhaft fernöstlich „Shinrin yoku” (Waldbad). Neun Wälder gelten im Reich der aufgehenden Sonne inzwischen als gesundheitsfördernd, weil man dort abhängen und sich mit natürlicher Energie vollpumpen lassen kann, um das weitere Leben frisch, fröhlich und frei zu bestreiten. Weitere sollen hinzukommen. Dass das mit sämtlichen Trendfühlern permanent auf Weltniveau agierende Mallorca jetzt auch auf den Baum-Geschmack gekommen ist, ist denn auch keine Überraschung.
Deswegen unterstützt das balearische Umweltministerium jetzt eine Initiative der Vereinigungen Tramuntana XXI und Sèlvans, die vom 15. bis 17. März auf Mallorca die geneigten Interessierten mit einigen Informationsveranstaltungen und natürlich schönen Wald-Aufenthalten in die Glückseligkeit katapultieren wollen. 186 Euro kostet alles mit Vollpension pro Person im Doppelzimmer, ohne Übernachtung schlägt der Spaß mit 142 Euro zu Buche.
Man wolle sich vor allem mit ganzen Gruppen beschäftigen, die sich vom Wald bezirzen lassen wollen, hieß es. Ausersehen wurde das abgelegene Kloster Lluc und dessen betörende Umgebung. Waldbäder und Unterweisungen in einem speziellen Saal wechseln sich ab. Erwartet werden 30 bis 35 Teilnehmer.
Dumm nur, wenn man beim so beliebten lustvollen Umarmen von Bäumen unwillkommenes Beiwerk in die Hände bekommt. Da wären etwa die Prozessionsspinner, die vor allem Kiefern schätzen. Die von Larven und Puppen beziehungsweise ihren Brennhaaren hervorgerufenen, auf die Haut beschränkten Krankheitsbilder werden als Erucismus oder Raupendermatitis bezeichnet. Der Kontakt mit den Brennhaaren verursacht eine Hautreizung – Ausschüttung von Histamin und weiteren Kininen – und eine toxisch-irritative Dermatitis. Und auch die Schwammspinnerraupen, die sich vor allem über Steineichen hermachen, sind nicht ohne.
Grrr! Aber was soll’s... Ist man besonders waldvernarrt, merkt man diese ganze Reizung vielleicht nicht und fühlt sich trotz Brennhaaren wie in Abrahams Schoß.