Für die Einheimischen gehört er zum Alltag, auch für Touristen zählt der Besuch auf einem der zahlreichen Wochenmärkte Mallorcas zum Muss – ein Marktbummel lohnt sich zu jeder Jahreszeit. An jedem Tag der Woche, das ganze Jahr über finden in mehreren Orten der Insel "Mercados" statt. Verkauft werden dort frische, lokale und inseltypische Produkte und Erzeugnisse zu günstigen Preisen.
Zu den beliebtesten Waren zählen Oliven, Käse, Sobrassada, Brot und Ensaimada, Honig, Obst und Gemüse sowie Mandeln und auch Kunsthandwerk, darunter Töpferwaren, Messer und die geflochtenen Llatra-Taschen. Die Marktfrauen und -männer heißen auf Mallorquinisch Placers und sind immer für einen Plausch zu haben.
Sineu – schlemmen und bummeln in der Inselmitte seit 1306
Einer der beliebtesten und bekanntesten Wochenmärkte bei Touristen ist jeden Mittwoch der Mercado in Sineu. Ausflüge dorthin sind fest im Programm der Reiseveranstalter verankert. Doch auch die Mallorquiner erledigen ihre Einkäufe auf dem Bauernmarkt.
Seit 1306 findet er in den Gassen und auf den Plätzen des Städtchens statt, damit ist er der älteste Markt der Insel. Bis vor 40, 50 Jahren war Sineu ein wichtiger Handelspunkt für die Bauern Mallorcas, es wurden Pferde, Rinder, Federvieh und andere Nutztiere verkauft.
Was sich in den mehr als 713 Jahren des Bestehens nicht geändert hat: Auch heute noch werden in Sineu lebende Tiere verkauft, allerdings nicht mehr in dem Umfang wie früher. Hühner, Gänse, Ziegen und auch Welpen wechseln hier den Besitzer. Rund 300 Händler bieten mittlerweile auf dem Wochenmarkt in der Inselmitte ihre Waren an. Seit einem Jahr wird versucht, aus Gründen des Umweltschutzes auf Plastiktüten zu verzichten.
Neben den Bauern bieten auch andere Händler ihre Waren feil, zu kaufen gibt es Kunsthandwerk, Bekleidung und auch Souvenirs. In den Bars des Ortes gönnen sich die Besucher ein Frühstück oder ein kühles Getränk.
Gerade der Charme der Marktleute macht den Mercado so beliebt. Wer nett fragt, darf auch die Leckerbissen probieren.
Ein ganzes Leben, seit 70 Jahren, bietet Vicente Nicolau Mandeln sowie selbst eingelegte Oliven und Kapern an. "Alles stammt von meiner Finca", erzählt der Senior stolz. Seine Waren seien bei Einheimischen und Urlaubern sehr beliebt, sagt der sympathische Mann und lächelt.
Produkte seiner Granja bei Maria de la Salud verkauft Guiem auf dem Markt. "Sobrassada, Salchichón, Kuh- und Ziegenkäse sind besonders gefragt", erklärt der Händler, während er belegte Brote für seinen Kunden zubereitet. "Ich habe einen schönen Stand, nicht?", fragt er.
Seit mittlerweile 35 Jahren kommt Bernat Amengual auf den Wochenmarkt. Er hat Töpferwaren aus der eigenen Manufaktur Olleria Ca's Canonge in Pòrtol am Angebot. "Ich verkaufe sowohl klassisches als auch neues Design", sagt er. Gerade bei Touristen seien die bunten Varianten beliebt. "Man muss eine große Bandbreite vorweisen, damit die Kunden eine Auswahl haben."
Handgemachte Kräuter- und Salzmischungen hat Andrea Tietz im Angebot, neu ist ihre Naturkosmetik. "Urlauber kaufen gern Produkte, die auf der Insel hergestellt werden", erzählt die Wahl-Mallorquinerin, die auch selbst in Sineu lebt. In den 15 Jahren, seit sie ihren Stand in den Gassen des Ortes aufbaut, sei der Markt mehr und mehr gewachsen. "Früh morgens und besonders an Feiertagen kommen die Mallorquiner", erzählt sie, ansonsten zählen Touristen zu den guten Kunden.
Schmuckdesignerin Aïda Rull lässt es sich nicht nehmen, in ihrer Heimatstadt ihre Kollektionen anzubieten. "Besonders die Ringe werden gern gekauft", berichtet die junge Kreative, die ihren Stand neben anderen Kunsthandwerkern auf der Plaça des Mercadal aufgestellt hat. Dort wurde vor drei Jahren ein Kunsthandwerker-Markt etabliert, denn die Plaça war der historische Ort für den Mercado von Sineu. "Es ist ein sehr emblematischer Markt, nicht wahr?"
Die Sonntagsmärkte erfreuen sich besonderer Beliebtheit
Auch sonntags haben viele der Märkte geöffnet. Gerade dann finden einige der beliebtesten Mercados statt.
Zu einer Berühmtheit hat sich der Wochenmarkt in Santa Maria gemausert. Er galt wegen seiner Nähe zu Palma lange Zeit unter Residenten und Einheimischen als Geheimtipp, mehr und mehr entdeckten ihn auch die Urlauber. Tausende Besucher tummeln sich Woche für Woche zwischen den Marktständen rund um die Plaça Nova.
Beliebt ist der Markt auch wegen des internationalen Ambientes und des Bereichs mit Produkten aus ökologischem Anbau.
Stärker auf Agrarprodukte fokussiert sind die Märkte in Sa Pobla, Alcúdia, Pollença und Felanitx. In der Blütezeit der Landwirtschaft vor dem wachsenden Tourismus galt Sa Pobla als wichtigster Umschlagplatz für Lebensmittel auf der Insel. Mit Fertigstellung der Eisenbahn im Jahr 1878 erlebten der Kartoffel- und Gemüseanbau einen starken Aufschwung. Der Sonntagsmarkt des Ortes steht in dieser Tradition. Er zieht Markthändler und Bauern aus der Umgebung an.
Urgesteine des Markthandels finden sich auch auf dem von Reiseveranstaltern gelobten Markt von Pollença. Im Sommer sind Tomaten, Paprika und Melonen die Stars, in der kühlen Jahreszeit eher das Wintergemüse und Salate. Auch Avocados aus heimischem Anbau finden sich dort.
Ebenso pittoresk geht es in Alcúdia zu, wo zwischen den jahrhundertealten Mauern zum Beispiel frische Mandarinen oder Orangen von der Insel zu haben sind.
Sollte es einmal regnen, ist Felanitx eine Reise wert: Sonntags kann man dort in der geschlossenen Halle des Mercado de Abastos einkaufen. Drumherum gibt es Textilien, Spielzeug und Kunsthandwerk.
Neben den großen Sonntags-Mercados richtet sich das Sortiment in Inca, Llucmajor, Muro und Porto Cristo eher an den lokalen Bedarf, während in Valldemossa auf dem großen Parkplatz Souvenirs und Delikatessen an Einheimische und Touristen verkauft werden.
In Llucmajor bieten die Händler und Bauern auf dem Dorfplatz ihre Waren gar dreimal pro Woche an, immer mittwochs, freitags auch mit Bio-Produkten und sonntags.
Jeden Tag der Woche, das ganze Jahr über
Wer Lust hat, kann sich jeden Tag der Woche einen anderen Mercado anschauen. Bei Einheimischen, Residenten und Urlaubern finden beispielsweise guten Anklang die Märkte in Capdepera, den immer mittwochs auch viele Urlauber aus Cala Rajada ansteuern, donnerstags in Sant Llorenç mit neuem „Gastromarket“ und Kulturprogramm sowie am Samstag in Santanyí, dort werden auch Kleidung und Kunsthandwerk angeboten.
Bio-Bauern bauen ihre Stände in Palma auf
Seit 2010 zieht es die Bio-Bauern Mallorcas in die Inselhauptstadt. Auf der Plaça dels Patins (eigentlich Plaça Bisbe Berenguer de Palou) bauen sie immer dienstags und samstags ihre Stände auf. Die Nachfrage war so groß, dass bereits nach zwei Jahren der Markt von einmal auf zweimal wöchentlich ausgedehnt wurde. Ein gutes Dutzend mallorquinischer Produzenten bieten Schafskäse und Öko-Sobrassada, Bio-Brot und Hühnereier, Obst und Gemüse feil.
Donnerstags kaufen besonders die Studenten die ökologischen Produkte, denn dann findet der Markt auf dem Gelände der Balearen-Universität statt.
Stöbern auf den Flohmärkten
Wer es auf Second-Hand-Ware abgesehen hat, für den lohnt sich ein Sonntagsausflug zu den Flohmärkten in Consell mit 300 Ständen und Marratxí (400 Stände). Bis zu 10.000 Menschen geben sich dort an guten Sonntagen ein Stelldichein.
Wegen des großen Zuspruchs wurde der "Rastro" im Industriegebiet Marratxí schon bald nach seiner Einrichtung im Jahr 2009 um einen Ökomarkt mit 45 Ständen für Bauern und Bio-Produkte erweitert.
Nicht nur in größeren Ortschaften, sondern auch in den kleinen Dörfern und Urbanisationen gibt es Mercados, auch wenn das Angebot nicht immer so umfangreich wie auf den großen ist. In allen Teilen der Insel gilt: Frühes Kommen sichert nicht nur den besten Parkplatz, sondern auch die knackigsten Produkte. Die Märkte starten um 8 Uhr, gegen 14 Uhr ist der Budenzauber vorbei. Eine Übersicht über alle Wochenmärkte der Insel findet sich hier.
Weitere Informationen gibt es unter www.infomallorca.net.