Aufgewachsen ist Ali Yenilmez in der Türkei, wo er auch als Sohn türkischer Eltern vor 61 Jahren das Licht der Welt erblickte. 1992 gab er in Istanbul Valerie, der Tochter einer Französin und eines Amerikaners, das Jawort. Das internationale Paar lebt und arbeitet vor allem mit deutschsprachigen Kunden. Das war schon in Hamburg so und hat sich auch nicht geändert, als die beiden zusammen mit ihren zwei Kindern nach Mallorca gezogen sind. 1999 kamen sie auf die Insel. Im Jahr 2000 ging es richtig los. Und in diesem Jahr feiert ihre „Tennis Academy Mallorca“ in Peguera den 20. Geburtstag.
Ali Yenilmez wurde in der Türkei früh zum Tennisstar. Noch als Teenager kam er für sein Heimatland sogar zweimal im Davis-Cup zum Einsatz, gegen Israel und Marokko. Eine Karriere auf der ATP-Tour strebte er allerdings nie wirklich an. „Du musst einen Coach haben, die Reisen zu den Turnieren finanzieren. Pro Saison brauchst du 100.000 Euro. Das hatte ich nicht“, erinnert sich Yenilmez, der aus einer türkischen Mittelstandsfamilie stammt. Eigentlich wollte er mit 18 in die USA, dort studieren und College-Tennis spielen. Es verschlug ihn jedoch nach Hamburg. Ein Jahr später spielte er dann in Australien, bevor er zurückkehrte in die Hansestadt, wo er heimisch wurde.
An der Elbe arbeitete er als Tennistrainer, bildete viele Kinder und Jugendliche aus, reiste mit denen auch in der Weltgeschichte herum, betrieb seine eigene Tennis-Akademie.
1999 dann der Schritt nach Mallorca. Erst hatten Ali und Valerie eine Tennis-Anlage in Costa de la Calma, zwei Jahre später folgte der Umzug nach Peguera. Heute blickt das Paar schon mit ein wenig Stolz zurück auf die zwei Jahrzehnte Inselleben. „Wir kennen nur sehr wenige Leute, die damals schon hier waren“, meint Valerie. „Vielleicht zehn“, ergänzt Ali.
Warum Mallorca? Weil es sich so ergeben hat. Es hätte vielleicht auch Südfrankreich werden können. Einer der Beweggründe, Hamburg zu verlassen, war, dass Julien, damals fünf, und Jessica, damals zwei, international groß werden sollten. „Sie sind dreisprachig aufgewachsen. Mit Englisch, Spanisch und Deutsch“, so Yenilmez. Nun lernen viele Kinder auf Mallorca eher Katalanisch, Ali und Valerie finanzierten aber die Ausbildung auf einer privaten internationalen Schule. Das kostet Geld, man musste auch mal auf bestimmte Dinge verzichten. „Unser Ziel war, dass die Kinder in England oder den USA studieren können und nicht auf Mallorca als Kellner in einer Bar arbeiten müssen.“
Heute leben die Geschwister in England. Julien hat dort Informatik studiert und ist in London für ein IT-Unternehmen tätig. Jessica studierte zunächst zwei Jahre in Brighton Music Production und absolviert jetzt in London ein Grafik-Design-Studium, parallel arbeitet sie an einer Musik-Karriere.
Die beiden sprechen ein wenig Katalanisch, etwas Französisch und kaum Türkisch. Auch Alis Kontakt zur alten Heimat ist gering. Ein paar Wochen pro Jahr verbringt er in der Türkei, wo noch seine Mutter lebt. Ansonsten führt er ein deutsches Mallorca-Leben. „Wir schauen zu Hause deutsches Fernsehen. Ich informiere mich zwar über die Türkei, weiß aber besser darüber Bescheid, was in Deutschland passiert als dort“, meint der Wahl-Mallorquiner, der mit einem deutschen Pass reist und seinen türkischen abgegeben hat.
In gewisser Weise ist Yenilmez ein Wanderer zwischen den Welten und wird das wohl auch bleiben. Aufgrund seiner Spielstärke im Tennis wurde er jüngst Altersklassen-Mannschaftsmeister in Deutschland, Spanien und der Türkei.
20 Jahre Tennis Academy Mallorca – Zum großen Teil wird auf der 15 Plätze umfassenden Anlage mit deutschsprachiger Klientel gearbeitet. Klar, Peguera ist seit Jahrzehnten eine Deutschen-Hochburg. „Ich freue mich über die deutschen Kunden“, meint Yenilmez. „Sonst würde es uns nicht so gut gehen.“ Und Valerie ergänzt: „Auch die erfolgreichen Mallorquiner hier leben vor allem von den Deutschen.“
Das Paar wohnt im benachbarten Santa Ponça, dort findet man eine andere Struktur vor. „In Peguera gibt es viel mehr Hotels, in Santa Ponça mehr Wohngebiete.“ Der Ort, wo sie ihr Geld verdienen, gefällt den beiden: „Als wir hierher kamen, hatten wir noch nicht mal die Autobahn. Peguera entwickelt sich recht gut“, so Valerie. „Mir gefallen die drei Buchten, das Wasser ist sehr sauber, die Strände sind großzügig, es gibt viele Cafés, der Boulevard ist schön“, meint Ali.
Lobende Worte finden sie auch für die Restaurantszene und dafür, dass es an mehreren Orten immer wieder Live-Musik gibt. Auch bei ihnen: Seit drei Wochen ist das Bistro der Tennis Academy Mallorca, das von Heike Krohn und Michael Friske betrieben wird und „The Clubhouse” heißt, dienstags die Heimat der „Tuesday Groove Session“, die in den vergangenen Jahren im Golf-Hotel in Santa Ponça zu einer Institution geworden war und wegen Renovierung der Herberge eine neue Heimat gesucht hat.
Peguera lebt vor allem von treuen Kunden, die über die Jahre immer wieder anreisen. So geht es auch der Tennis-Akademie. Die Arbeit mit ausländischen Insel-Residenten dagegen beinhaltet viele unwägbare Faktoren. „Du baust etwas auf und hast viele Kunden. Doch dann gehen etliche Residenten auch wieder zurück in ihre Heimat. Und du darfst wieder etwas aufbauen. Aber das ist auch interessant, weil du immer wieder neue Wege gehen musst.“
Und weil zur Kundschaft sowohl Wahl-Mallorquiner als auch Urlauber zählen, soll das 20-jährige Firmenjubiläum in diesem Jahr mit zwei verschiedenen Events gefeiert werden. So wird im Sommer, parallel zum neuen ATP-Rasen-Turnier in Santa Ponça (22. bis 27. Juni) ein spezielles Trainingscamp angeboten. Und vom 30. Oktober bis zum 1. November will man erstmals einen Residents Cup auf der Anlage ausrichten.
Vielleicht veranstaltet das Paar auch noch eine Grillparty. Einer, der stets dabei sein wird, ist Lucky. Der Hund ist so etwas wie das Maskottchen der Anlage. „Lucky ist sehr bekannt und mit seinen 13,5 Jahren immer noch ziemlich fit“, schmunzelt Valerie.