Für viele deutschsprachige und internationale Urlauber ist ein Aufenthalt auf Mallorca längst ein fester Bestandteil der jährlichen Reiseplanung. Doch die durch den Klimawandel bedingten, stetig steigenden Temperaturen machen so manchem zu schaffen. Viele passen deshalb ihre Tagesabläufe an: Während man früher noch sorglos in der prallen Mittagssonne am Strand lag, bevorzugen viele heute schattige Rückzugsorte – oder verlegen ihren Playa-Besuch in die kühleren Abendstunden. Das Mallorca Magazin hat sich in Palma umgehört: Spüren Reisende den Wandel des Klimas? Und wie wirkt sich die neue Hitze auf ihr Urlaubserlebnis aus?
"Wie ein Brathähnchen unterm Grill"
Claudia Garweg und Olga Rau aus Remscheid überqueren den Paseo del Borne. Seit acht Jahren reisen die beiden zwei- bis dreimal jährlich nach Mallorca. Klimaveränderung? "Aber klar doch!", sagt Claudia ohne Zögern. "Früher lag ich problemlos wie ein Brathähnchen unterm Grill in der Sonne am Strand – das war gar kein Thema. Heute ist es mir einfach zu heiß. Ich gehe nur noch frühmorgens oder abends ans Meer und lege mich ausschließlich in den Schatten", berichtet die 52-Jährige. Andernfalls würde sie sich "total verbrennen".
Auch Freundin Olga nickt zustimmend: "Länger als zwei Stunden halte ich es einfach nicht mehr aus", seufzt sie. Die Sonne brenne regelrecht auf der Haut. Statt stundenlang am Strand zu liegen, ziehen die beiden inzwischen von einer schattigen Strandbar zur nächsten. "In diesem Jahr machen wir sogar an mehreren Tagen Sightseeing, weil wir es direkt am Meer nicht mehr aushalten", erzählt Claudia. "Vor acht Jahren lag ich fast nur am Pool oder an der Playa."
"Manche mögen's heiß"
Die Österreicherinnen Elisabeth Scholz und Marie Frey flanieren gerade unterhalb der Kathedrale am Parc de Mar. Es wird immer heißer? Davon haben sie nichts bemerkt. Ihren jährlichen Mallorca-Urlaub gestalten sie wie eh und je: "Wir legen uns am Strand in die Sonne und gehen auch ins Wasser", betont Marie. "Hier ist es doch schon immer so heiß gewesen", ist sich die 20-Jährige sicher. "Und wenn es wirklich mal nicht auszuhalten ist, machen wir eben einen Ausflug nach Palma", fügt die 27-jährige Elisabeth hinzu.
Yvonne und Sarah haben sich schon vor zehn Jahren bei einem ihrer vielen Aufenthalte so in die Insel verliebt, dass sie mittlerweile im Robinson Club auf Mallorca arbeiten. An ihrem freien Tag schlendern sie mit ihren Freunden Sebastian und Roman an der Bar Bosch vorbei, passieren den Schildkrötenbrunnen – und genießen das Leben.
Die hohen Temperaturen machen den beiden 26-Jährigen nichts aus. "Allerdings ist es auf dem Archipel deutlich schwüler geworden", stellt Yvonne fest. Größere Wetterveränderungen seien ihr ansonsten nicht aufgefallen. "Wir legen uns immer noch genauso in die Sonne wie früher", ergänzt Sarah mit einem Lächeln. Bei den Touristen beobachte sie allerdings einen Unterschied: "Sie wirken insgesamt etwas träger als noch vor ein paar Jahren."
Jessica besucht erst zum zweiten Mal in ihrem Leben die Baleareninsel. Aus der Heimat hatte die Saarländerin eine Klimaveränderung auf den Balearen bisher nicht verfolgt. "Wenn ich Urlaub am Meer mache, lege ich mich auch bei großer Hitze an Strand oder Hotelpool", betont sie. Ohne Schutz in die pralle Sonne? "Nein, auf keinen Fall! Ich schütze mich natürlich mit Sonnenschirm und Creme gegen die starken Strahlen. Aber ob es auf Mallorca früher bedeutend kühler war, kann ich nicht beurteilen."
"Alles cool, Mann"
Die Festlandspanier Rafael und Regina bringt Mallorcas Hitzewelle nicht so sehr ins Schwitzen. "Wir kommen aus Barcelona, da ist es auch nicht viel kälter", sagt Regina und zuckt entspannt mit den Schultern. "Aber heißer wird es doch überall".
Die beiden Künstler verweilen gemeinsam an den Füßen der Statue des Mallorquiners Antoni Maura auf der Plaza del Mercat. Maura, der im frühen 20. Jahrhundert fünfmal seinen Landsleuten als Premierminister gedient hatte, hat heute eine gänzlich andere Funktion. Von seinem steinernen Sockel aus wirft er einen großen Schatten und bietet den Hitzegeplagten ein angenehmes Plätzchen zum Verschnaufen. Nicht, dass das Rafael und Regina irgendwie berührt. Sie stehen auf und gehen – wie sonst auch – vollkommen 'cool' zurück zu ihrer Arbeit in einer Galerie.
Sichtlich erschöpfter sehen die beiden Engländer Alice und Alex aus, die sich auf einer Bank vor der Kirche Sant Nicolás ein wenig ausruhen. Alice tupft sich mit einem Taschentuch über die Stirn. "In England wird es nicht so heiß. Obwohl wir aus dem für viel Sonnenschein und Wärme bekannten East Sussex, südlich von London, kommen.
Mehr als 26 Grad hat es dort fast nie", erklärt sie und lacht. Dass es auf der Mallorca gefühlt immer heißer wird, kann sich Alice sich gut vorstellen. "Es wird überall wärmer, sogar in England", scherzt sie. "Ich schwitze fast gar nicht", sagt hingegen Alex. "Deswegen muss ich gleich unsere großen Koffer ziehen." Die beiden 26-Jährigen bleiben drei Tage auf der Insel und reisen noch an diesem Freitag mit dem Bus nach Sóller.
"Das Wetter wird jedes Jahr extremer"
Herr und Frau Jansen aus Düsseldorf spazieren über den Paseo del Borne. Sie besuchen die Insel seit 37 Jahren – haben die Klimaveränderungen also hautnah miterlebt. "Das Wetter wird jedes Jahr extremer. Es wurde entschieden heißer. Zugleich gibt es aber vermehrt stärkere und anhaltende Regenfälle", berichtet Herr Jansen. "Früher waren wir drei Wochen am Stück hier und es hat nicht oder nur ganz wenig geregnet. Heute schüttet es manchmal drei Tage am Stück", fügt Frau Jansen hinzu und beschreibt die Unwetter, die auf Mallorca gerade gegen Ende des Sommers immer öfter entstehen. Das Ehepaar lege sich heutzutage auf keinen Fall mehr direkt in die Sonne.