Kann ein Bild gesund machen? Wer krank ist, der wird sicher nicht gesund, nur weil er sich ein schönes Gemälde anschaut. Dennoch: Studien haben längst bewiesen, dass Bilder einen positiven Effekt auf den Heilungsverlauf haben können, indem sie beim Betrachter Stress und Angst reduzieren, beruhigen und ein gutes Gefühl vermitteln. Genau das möchte die Mallorca-Künstlerin Birgit Kaiser mit ihren Bildern auch erreichen, und sie geht noch weiter: In ihrem Atelier in Port d’Andratx malt die deutsche Residentin individuelle und personalisierte „Light Codes” – Bilder mit einer verschlüsselten, energetischen Botschaft: „Ich möchte Bilder erstellen, die Räume und Menschen harmonisieren! Und die vielleicht sogar heilen können.”
Wenn Birgit Kaiser erzählt und dabei gestikuliert, fallen sofort die zarten und filigranen Hände auf. Lange schlanke Finger, mit denen die gelernte Industriekauffrau am liebsten einen Pinsel hält. Die Beine in einer schwarzen Stoffhose übereinander geschlagen, moderne Turnschuhe, dazu ein weiter Rollkragen-Strick-Pullover über einer weißen Bluse. Ein eleganter, minimalistischer Stil, der sich auch in ihren Kunstwerken wiederfindet: helle Farben, klare Linien und geometrische Formen, frisch und kontemporär.
Eigentlich wollte sich die 1,80 Meter große Frau in diesem Monat wieder eigenen Bildern widmen und Ende März an einem Kunstwettbewerb teilnehmen, nur sind andere Projekte, Auftragsarbeiten, aktuell sehr zeitintensiv. An vier Bildern malt Kaiser gerade parallel, eines davon soll eine Frau während ihrer Schwangerschaft begleiten und positiv unterstützen. „Es gibt ja typische Energiebilder oder spirituelle Kunst, aber das ist mir persönlich oft zu kitschig. Die „Light Codes” sind eher wie digitale ZIP-Ordner: Beim Entpacken werden Pakete, Dateien und Programme freigelegt und installiert, aber wir sehen nicht wie. So ist das auch mit meinen Bildern.”
Gezeichnet und gemalt hat die Baden-Württembergerin schon während ihrer Kindheit in Ibach, einem Ort bei Sankt Blasien mit knapp 400 Einwohnern. Darauf folgten einige Jahre in Lörrach, dann kam der Wunsch nach der großen weiten Welt: „Irgendwann wurde mir das alles einfach zu klein, ich wollte raus. Als mein damaliger Freund das Jobangebot in Barcelona bekam, sind wir innerhalb weniger Wochen ausgewandert.” Über ein Jahrzehnt hat die heute Selbstständige den lockeren, lebendigen Lifestyle Barcelonas gelebt, als Showroom-Koordinatorin bei einer Modefirma gearbeitet und nebenbei an ihrer Karriere zur freischaffenden Künstlerin. Gerade in dieser Metropole, wo Kunst allgegenwärtig ist – haben sich doch auch Größen wie Picasso, Miró und Gaudí vom Charme der Stadt inspirieren lassen. Doch die Idee, Bilder zu malen, die Menschen helfen, die kam Kaiser erst während einer zweijährigen professionellen Ausbildung in Feng Shui: „Das ist eine asiatische Lehre, bei der es darum geht, den Mensch in Einklang mit seiner Umgebung zu bringen”, erklärt die 46-Jährige. Mittlerweile ist der Begriff auch in Europa längst geläufig und vielen als chinesische Einrichtungsphilosophie bekannt: Möbelrücken, damit das Chi besser fließt. Innenarchitekten, die Räume nach Feng Shui gestalten, werden noch immer gerne belächelt, obwohl die Wirkung von Farben und bewusst positionierten Formen und Materialien mittlerweile bewiesen ist. „Ich war fasziniert, als ich erkannt habe, wie unsere Umgebung uns formt und auch unbewusst beeinflusst und welches Potenzial darin steckt. Ich habe gelernt, dass Bilder einem Raum die passende Energie vermitteln können und daran wollte ich anknüpfen”, so Kaiser.
Doch dann war Schluss mit Barcelona: „Die Sehnsucht nach mehr Natur und Ruhe wurde immer stärker und die Stadt konnte uns nicht den Lebensstil bieten, den wir uns wünschten.” Im Sommer 2018 ist Birgit Kaiser dann mit ihrem Lebensgefährten nach 13 Jahren Festland auf die Insel gezogen, von hier aus beliefert sie heute die ganze Welt mit ihrer einzigartigen Kunst. Eines ihrer Projekte wird in wenigen Wochen an einer Wohnzimmerwand in der Schweiz hängen, um eine junge Frau für einen neuen Lebensabschnitt zu bestärken. Auftraggeber ist der Ehemann, er will seiner Gattin das Bild zum Geburtstag schenken: „Auf mich haben die ,Light Code’-Bilder eine Botschaft, welche in stiller Betrachtung eine klärende und ordnende Wirkung hinterlassen; so wie ein klarer Kristall im rechten Licht”, so der Mann.
Entdeckt hat er Birgit Kaiser über ihre Website (birgitkaiser.studio) , auf der auch einige, wenige „Light Codes” zum Verkauf angeboten werden. Kostenpunkt je nach Größe und Wunsch: ab 333 Euro. Auch Bilder im Wert 4444 oder 7777 Euro gehören zum Portfolio. Und es gibt noch Raum nach oben – genau wie den Vorstellungen der Interessenten keine Grenzen gesetzt sind.
„Meine Kunden kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen zu mir. Der eine möchte sein Selbstvertrauen aktivieren, um seine Träume zu verwirklichen. Eine andere möchte inneren Frieden, oder sucht das Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Manche wissen es noch gar nicht genau, das kommt dann erst im persönlichen Gespräch”, so die gebürtige Schwarzwälderin. Daher lautet die erste Frage immer: „Was ist die Intention für das Bild?” Gemalt wird dann nach allen Regeln der Kunst, oder eben auch nicht, denn Kaiser erschafft ihre Bilder komplett ohne vorheriges Konzept. „Sie entstehen aus der Stille, der Introspektion und Intuition.” Kaiser erklärt, dass sie sich selbst, sowie die Orte, an denen sie gestaltet, zuerst entsprechend vorbereitet, um sich dann ganz auf den kreativen Prozess einzulassen.
Derzeit erstellt die Wahlmallorquinerin auch energetische Firmenlogos. Eine ihrer Visionen für die Zukunft ist „Large Scale Light Codes” – große Bilder für öffentliche Plätze zu malen: „Ob Flughäfen oder Bahnhöfe, Firmengebäude, Unis oder auch Schulen – ich möchte einfach positive Energie verankern und sie möglichst vielen Menschen zugänglich machen. Unsere Welt braucht mehr denn je neue Bilder voller Hoffnung, Schönheit, Gleichgewicht und Frieden. Durch meinen kreativen Ausdruck möchte ich den Menschen helfen, sich an ihre persönliche Kraft zu erinnern. Wie eine Art Akupunktur für die Erde.”