Spitzenvertreter der balearischen Gesellschaft aus Wirtschaft und Politik hatten sich am Dienstagabend im Kongresszentrum des Hotels Meliá Victoria in Palma eingefunden, um einen Mann zu ehren, der wie kaum ein anderer mallorquinisches Unternehmertum verkörpert. „Gabriel Escarrer Juliá ist ein wahrer Selfmademan von Mallorca, aber ebenso auch einer von Welt”, sagte der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, Enrique Barón, in der Laudatio vor 350 Geladenen über seinen Freund und Gründer des Melía-Konzerns.
Escarrer, von einfacher Herkunft und ohne universitäre Studien, hat in seinem Leben als Unternehmer mit Meliá Hotels International nahezu aus dem Nichts ein Übernachtungsimperium von mehr als 200.000 Gästebetten geschaffen, das heute unter den Top 20 der Welt rangiert. Es handelt sich um Spaniens führenden Hotelkonzern, eine einzigartige Kombination aus traditionsbewusstem Familienbetrieb und börsennotiertem Global Player, wie er kaum ein zweites Mal zu finden ist.
Jetzt hat der Ehrenpräsident des Konzerns mit dem Buch „Mein Leben: Die Geschichte des Mannes, der die größte spanische Hotelgruppe schuf”, seine Memoiren vorgelegt. Das auf Spanisch erschienene Buch mit 256 Seiten verwirklichte der Vollblut-Hotelier mit Unterstützung der Autorin Isabel Durán. Es gelangt am 17. November in den Buchhandel, teilte der Konzern mit.
Heute ist die Meliá-Gruppe mit mehr als 380 Hotels in 45 Staaten präsent. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei über 45.000, betonte Escarrer stolz. Das sei eine Verpflichtung, das Unternehmen – dem heute sein Sohn Gabriel Escarrer Jaume als CEO vorsteht – kontinuierlich und nachhaltig fortzuführen.
Barón, der 1982 unter Ministerpräsident Felipe González zum Tourismusminister ernannt worden war, sagte, Escarrer sei als „charismatischer Visionär” und „innovativer Pionier” mit seinen Unternehmen zu einem Botschafter Spaniens auf dem Planeten geworden.
Escarrer erblickte 1935 in Porreres in einer Familie von Landwirten das Licht der Welt. Von 1940 an lebte er mit seinen Eltern und Geschwistern in Palma. Da ein Hochschulstudium unerschwinglich war, besuchte Escarrer die Handelsschule, wo er auch Englisch und Französisch erlernte. Noch vor seinem Abschluss begann er parallel in einem Reisebüro zu arbeiten. 1956, im Alter von 21 Jahren, mietete er eine erste Immobilie, um sie als Hotel zu betreiben. Das Startgeld streckten ihm die Eltern und seine künftige Schwiegermutter vor.
Aus diesem Anfang entwickelte sich mit nahezu schwindelerregender Geschwindigkeit das Geschäft mit den Schlafplätzen für den Tourismus: Escarrer mietete weitere Häuser an, kaufte Hotels oder ließ die Unterkünfte direkt errichten. Mit der Hotasa-Gruppe erfolgte die Übernahme von 34 Hotels auf einen Schlag, später kamen die Häuser von Meliá hinzu.
Escarrer setzte auch früh auf Internationalisierung: 1985 wurde auf Bali das erste Hotel im Ausland geschaffen, es folgten danach die Dominikanische Republik und das kommunistische Kuba, später China und viele weitere Destinationen, unter ihnen auch deutsche Metropolen wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt.
Der Unternehmer ging in seiner Rede auch auf die Corona-Pandemie ein. Sie habe in bisher beispielloser Weise weltweit die Wirtschaft lahmgelegt. Doch auch aus dieser Krise gehe der Meliá-Konzern noch widerstandsfähiger und digitaler hervor.
Die Geladenen spendeten dem 86-Jährigen im Stehen anhaltenden Applaus.