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So funktionieren elektrisch betriebene Fischerboote auf Mallorca

Das elektrisch betriebene Fischerboot "Llaut"

| Mallorca |

Schließt man die Augen, könnte man meinen, das kleine Fischerboot hätte sich noch nicht weit vom Hafen entfernt. Dabei steuert der Kapitän bereits auf das offene Meer vor der Küste von Puerto Portals zu. Dieses traditionelle und für Mallorca typische „Llaut”, unterscheidet sich von seinen Vorgängern: Es wird ausschließlich elektrisch betrieben.

„Das funktioniert wie bei einem Elektroauto oder E-Roller: Es ist mit einem Elektromotor ausgestattet und über Nacht wird es an einer Station aufgeladen, um am darauffolgenden Tag wieder bis zu acht Stunden einsatzbereit zu sein”, erklärt Gonzalo Coterillo, Geschäftsführer des Charterunternehmens Medvolt Marine. Diese neue Innovation in Mallorcas Nautikbranche stellte das Unternehmen auf der diesjährigen Palma Boat Show vor. „Wir kombinieren alte mallorquinische Tradition mit neuer innovativer Nachhaltigkeit. Daher ist das Boot zum einen mit einem Elektromotor ausgestattet, zum anderen verfügt es über ein traditionelles Lateinersegel”, fügt Coterillo hinzu.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verwendung von unschädlicher Antifoulingfarbe. Nicht selten werden giftige Substanzen für den Schiffsrumpf verwendet, um Verschmutzungen entgegenzuwirken. Ein Anteil der Farbstoffe wird dabei allerdings ins Meerwasser abgesondert. Medvolt setzt auf das nachhaltige Mittel Hempel Silic One, das nicht schädlich für die Umwelt ist.

Um das Bewusstsein zum Schutz des Mittelmeeres auch bei ausländischen Touristen zu schärfen, bietet Medvolt Marine ab dem 1. Juni spezielle Expeditionen in balearische Gewässer an. Die Schiffe sind sowohl in Alcúdia als auch in Puerto Portals festgemacht. Im Südwesten der Insel kooperiert das Nautikunternehmen in diesem Jahr mit dem Fünfsterne Hotel St. Regis Mardavall Mallorca Resort, das sich in der Bucht von Punta Negra befindet.

Neben einer entspannten Bootsfahrt steht daher die Entdeckung der Meereswelt im Vordergrund. Auf den vier bis sechsstündigen Touren werden die Gäste an Bord selbst als „Meeresbiologen” tätig. Beim Schnorchel- oder Tauchgang lernen die Ausflügler unter anderem die wichtige Bedeutung des „Neptungrases” Posidonia kennen. „Rund 630 Quadratkilometer dieser Seegraswiesen umgeben die Inseln. Die Posidoniawiesen sind Lebensraum für viele Fische und Meerestiere wie Schnecken und Muscheln. Sie spielen eine wichtige Rolle für das Klima, denn sie speichern mehr Kohlendioxid als Wälder von der gleichen Größe. Gleichzeitig fangen die Blätter Schmutzpartikel auf und sorgen damit für klares Wasser”, erklärt Coterillo. Wasserverschmutzung, Anker und Klimawandel setzen der Posidonia stark zu. Zwar reinige sie das Wasser von vielen Substanzen, aber wenn die Konzentration zu hoch ist, gehe die Pflanze ein. Das ist vor allem im Hochsommer der Fall. „Die zahlreichen Kreuzfahrtschiffe und die mit Dieselmotoren betriebene Yachten sind nicht gerade förderlich.”

Um in Zukunft einen besseren Überblick über gefährdete Tier- und Pflanzenbestände zu haben, kooperiert das Nautikunternehmen, samt seiner Gäste an Bord, mit der mallorquinischen Meeresforschungsplattform „Observadores de Mallorca”. Bei regelmäßigen Tauchgängen können die Passanten mit speziellen Fotoapparaten Bilder schießen. Diese werden im Anschluss auf der Plattform der Meeresbiologen hochgeladen.

„Unsere Gäste lernen mit uns also nicht nur Flora und Fauna kennen, sondern beteiligen sich noch direkt am Umweltschutz”, so Coterillo.

Doch die sieben Meter lange Llaut dient nicht nur als Expeditionsschiff. Auch für Spaß und Erholung bleibt während der Tour ausreichend Zeit. „Unsere Gäste können sich an Deck sonnen, ein Bad nehmen oder auf einem unserer aufblasbaren Stand-Up Paddle-Boards die Gegend erkunden. „Es geht auch um Entschleunigung. Dazu trägt das lautlose Gleiten über das Wasser bei”, erklärt Gonzalo Coterillo. Für das leibliche Wohl wird dank regionaler Speisen und Getränke ebenfalls gesorgt.

Das Boot wird ausschließlich von mallorquinischen Kapitänen geführt. „Einheimische kennen die wechselnden Begebenheiten des Meeres einfach am besten”, erklärt Coterillo. Ein weiterer Vorteil des Fischerboots: Für die Anschaffung braucht man kein unerschöpfliches Budget: Die mallorquinische Llaut kostet rund 90.000 Euro. „Die Nautikbranche richtet sich nicht nur an Superreiche”, so Coterillo. Insgesamt blickt der ursprünglich aus Santander stammende Spanier hoffnungsvoll in die Zukunft: „Die elektrisch betriebenen Llauts sind ein wichtiger Schritt, dem Klimawandel entgegenzusteuern. Wenn jeder Gast nur ein Detail während unseres Ausflugs für sich mitnimmt, das dann der Umwelt zugutekommt, haben wir doch schon gewonnen.”

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