Nur wenige Minuten Zeit für einen Cortado in der „49 Steps Skylounge” am Hafen von Palma hat Daniel Rudolf an dem Tag, um seine Geschichte zu erzählen. Denn auf den Butler der Superreichen warten noch mehrere Einsätze bei verschiedenen Kunden. Manchmal sind es fünf Stunden am Tag, die der Wormser im Auto verbringt, um die 13 bis zu 25 Millionen Euro teuren Häuser seiner Arbeitgeber aufzusuchen. Es sind vor allem Deutsche, Schweden und Briten in Bendinat, Costa d’en Blanes, Santa Ponça, Sa Mola, Port d’Antratx sowie Palmas noblen Stadtteilen, die die Dienste des heute 40-Jährigen in Anspruch nehmen.
Daniel Rudolf, der sich selbst als so etwas wie ein „Mädchen für alles” sieht, kann man in zwei verschiedenen Modellen buchen. Zum einen kann man 25 Stunden der Zeit des exklusiven Butlers direkt kaufen. Zum anderen gibt es ein All-inclusive-Paket ab 500 Euro im Monat zu erwerben. Zum Portfolio des Nobel-Butlers gehören auch 23 Köche. Je nach Geschmack werden asiatische, italienische oder vegane Speisen zubereitet. Will man seine Business-Partner beim Essen mit Exklusivität beeindrucken, kann das bis zu 3000 Euro am Abend kosten.
Rudolf, der sein Handwerk auf einer Butler-Schule in London gelernt hat, sagt: „Zu meinen Aufgaben gehört es, zu prüfen, ob das Label der Shampoo-Flasche nach vorne schaut, die Zahnbürste richtig im Becher liegt und zu kon-trollieren, ob die Haushälterin alles richtig gemacht hat.” Die Häuser seiner Kunden kennt er bis ins kleinste Detail. Somit kann Rudolf mit einem Blick erkennen, ob die Klimaanlage gewartet wurde und die Kameras der Alarmanlage funktionieren. Auch im Privatjet mitzufliegen und Einsätze auf 90-Meter langen Yachten sind für ihn alltäglich. Das setzt voraus, dass die Kunden vollstes Vertrauen in den Deutschen haben. „In manchen Immobilien kenne ich sogar den Code des Safes, in dem sich Schmuck und Geld befinden. Bei einem früheren Chef hatte ich auch eine schwarze American-Express-Karte, auf der Umsätze von 20.000 bis 50.000 Euro im Monat normal waren.”
Durch seinen Umgang in der Welt der Superreichen und der High Society hat sich Daniel Rudolf angewöhnt, nicht mehr allzu offen über seinen Beruf zu sprechen. „Viele denken, man möchte angeben, wenn man sagt, dass man ein Rinderfilet für 600 Euro besorgt oder eine Weinflasche für 400 Euro aufmacht. Dabei gehört das zu den Aufgaben in meinem Alltag.”
Das A und O in seinem Job ist das Beherrschen von Manieren und guten Umgangsformen. Man müsse eben wissen, dass man hinter einer Dame nur diagonal versetzt die Treppe hochgeht – denn dabei vermeidet man es, auf ihr Hinterteil zu gucken und könne sie abfangen, falls sie stolpern sollte. Rudolf stellt fest, dass zu den Charaktereigenschaften eines guten Butlers ein klein wenig „Unterwürfigkeit” gehöre. Im Gegenzug erhofft sich der Nobel-Diener Wertschätzung von seinen Arbeitgebern. Zu seinen exklusivsten und zugleich freundlichsten Chefs gehörte vor Jahren die amerikanische Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, die auf einer Privat-Insel des Red Bull-Chefs, Dietrich Mateschitz, zu Besuch war.
Falls die Kunden sich aber doch im Ton vergreifen oder ein unfreundliches Verhalten an den Tag legen, würde die gute Bezahlung dafür etwas entschädigen. Für seine Einsätze hat der Nobel-Butler entsprechend elegante, wenn auch schlichte Kleidung. „Im Sommer bin ich wie ein Mitglied einer Yacht-Crew gekleidet. Mit meiner Freundin habe ich jetzt jedoch ein neues Outfit in cremefarbenen und hellblauen Farben abgesprochen.” Zeit für ein privates Leben bleibt Rudolf nur sehr wenig, und Verabredungen mit Freunden sind nur spontan zu realisieren.
In 44 Ländern war Rudolf im Einsatz, bevor er 2020 auf Mallorca sesshaft wurde. Er schwärmt: „Durch die Vielseitigkeit der Insel ist das für mich der beste Platz der Welt.”