Gleichermaßen lässig und gewandt gekleidet – den Kragen des Sakkos aufgestellt und farblich dazu passender brauner Baseballkappe auf dem Haupt – sitzt Gernot Hackl inmitten des modern ausgestatteten Restaurants in Palmas Innenstadt und begutachtet die Einrichtung. Der pensionierte Innenarchitekt aus Nürnberg weiß, was ihm gefällt und so nickt er zufrieden und schlussfolgert: „Ich habe hier nichts an dem Design auszusetzen, nur die Stühle könnten ergonomischer sein.”
Mit über 50 Jahren Berufserfahrung scheut Hackl nicht davor zurück, sowohl sein Wissen, als auch seine Meinung kund zu tun und gelegentlich einen Ideenvorschlag zu unterbreiten. „Keine Kreativität in Architektur und Design taugt etwas, wenn keine Funktion dahinter steckt”, erklärt Gernot Hackl. Kreativ war er schon als Kind. Mit einer Leidenschaft für das Zeichnen und Malen, entwarf er sogar sein eigenes Kinderzimmer – indem er dem Tischler aufzeichnete, wie der Schrank furniert und wo die Kante abgerundet werden soll. Damals noch mit unbeholfenen Skizzen.
Die ersten Erfahrungen in der Innenarchitektur machte Hackl mit Anfang 20 als Schaufensterdekorateur in einem Möbelhaus und dekorierte, um sich ein paar Mark dazuzuverdienen, die Auslage der Wursttheke im örtlichen Lebensmittelgeschäft. Da der Chef des Einrichtungshauses die Kreativität des engagierten Praktikanten zu sehr einschränken wollte, befreite Gernot Hackl sich von allem Zwang und machte sich selbstständig. „Ich wollte nie irgendwo hängenbleiben und mich nur auf ein Gebiet spezialisieren, sondern immer verschiedene Aspekte sehen”, sagt Hackl mit einem triumphierenden Lächeln und fährt damit fort, seinen weiteren Werdegang zu beschreiben.
Das eigene Unternehmen als „Gestalter von Lebensbereichen” war, wie erwartet, erfolgreich. So entwarf er, mit dem Zeichenbrett bewaffnet, Innenräume diverser Nutzungen. Laut Gernot Hackl ist die Innenarchitektur die Seele der Architektur. „Wer sich in seinem Innern unwohl fühlt, dem sieht man es auch äußerlich an”, was dem passionierten Gestalter zufolge auf Menschen und Gebäude gleichermaßen zutrifft.
Den nächsten Erfolg erzielte der Raumkünstler mit einem Umzug nach Düsseldorf, wo er sich erstmals gestalterisch ausleben konnte und sogar in die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen eintrat. Seine Handschrift trug eine klare Note des italienischen Designs. So war auch sein erstes Auto ein Italiener – der Alfa Romeo Giulia Super – mit dem er jedes Jahr nach Italien fuhr. Bis der Liebhaber mediterraner Bauweisen einen viertägigen Kurzurlaub mit Freunden auf Mallorca machte, den Westen der Insel erkundete und die balearische Schönheit nicht mehr vergessen konnte.
Mit einem Freund zusammen erstand Hackl 1993 ein verfallenes Haus in Andratx und gestaltete es um, was den spanischen Bauunternehmer aufgrund der detaillierten Arbeitsweise in Begeisterung versetzte. Seit 1996 ist Gernot Hackl nun Resident der Insel, hat sich die spanische Sprache angeeignet und den Gepflogenheiten der Einheimischen angepasst. Am Leben auf Mallorca schätzt er vor allem die südländische Gastfreundschaft. „In meiner Denkweise bin ich Deutscher, doch vom Lebensgefühl her eher Südländer”, erklärt der selbsternannte Kosmopolit mit bayrischen Wurzeln seine Umsiedlung.
Aufgrund der kreativen Berufung, des Bedürfnisses sich auszudrücken und anderen seine Erfahrungen mitzugeben, entstand schließlich der Autor Gernot Hackl: „Sprache ist ein wichtiges Ausdrucksmittel. Das Schreiben zwingt einen nachzudenken und hält auf Trab”. Seine Bücher haben einen direkten Bezug zu Mallorca und die Geschichten sind vom eigenen Leben geprägt, denn „nur wer gelernt hat und das Gelernte verinnerlicht, kann Wissen vermitteln”, sagt Hackl. Von seinen Talenten überzeugt, tut er genau das: Sein Wissen niederschreiben.
Als Erstes veröffentlichte er die mythische Novelle „Die Bärin”, als Nächstes dann den Lyrikband „Essig und Öl ... wie das Leben”, mit Texten, die über Jahrzehnte gesammelt wurden. Des Neuautors aktuellstes Buch ist ein Bauratgeber (siehe Kasten) , der Neuankömmlingen auf Mallorca helfen soll, anfängliche Fehler zu vermeiden und die Integration zu erleichtern. Ganz nach dem Motto: Jeder kann und muss von dem Anderen lernen. Von sich selbst sagt er, dass er eigentlich keine Fehler gemacht hat, als er nach Mallorca ausgewandert ist und rät: „Man kann auch öfter mal stolpern, aber auf den Mund fallen sollte man nicht”.