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Der 89-Jährige, der auf Mallorca uralte Fahrräder auf Vordermann bringt

Tomeu Prohens Jaume hat sich im Ruhestand der Restaurierung der Fahrräder gewidmet, die in seinem Familienbesitz sind. | C. AMORES

| Campos |

Jeden Morgen stattet der 89-jährige Tomeu Prohens Jaume dem Museum Casal de Can Pere Ignasi in Campos auf Mallorca einen Besuch ab. Denn hier hat das Rathaus der Gemeinde im Inselsüden eine Ausstellung mit restaurierten Fahrrädern des früheren Glöckners eingerichtet. Prohens nimmt sich dabei Zeit, den Besuchern jedes Detail der antiken Drahtesel zu erklären. Er sagt: "Als ich zwei Jahre alt war, eröffnete mein Vater das Café Ciclista. Es handelte sich hierbei um ein Café, das auch eine Fahrradwerkstatt war. Dort habe ich angefangen, mich mit den Stahlrössern vertraut zu machen, und diese Leidenschaft habe ich ein Leben lang beibehalten."

Der Senior und Fahrrad-Enthusiast erklärt großen und kleinen Besuchern des Museums, was es mit den antiken Stahlrössern auf sich hat.

Insgesamt neun Fahrräder führen die Besucher auf eine historische Reise, die nicht nur die persönliche von Prohens ist, sondern auch die des traditionellen Städtchens. Das älteste Schmuckstück mit zwei Rädern ist das Fahrrad seines Großvaters, das 120 Jahre auf dem Buckel hat. "Es ist mein erstes Fahrrad und wurde mir geschenkt, als ich erst fünf Jahre alt war. Ich habe es meinem Sohn weitergegeben und restauriert – nun hat sogar mein Urenkel Freude daran."

Prohens zufolge würden die antiken Drahtesel auch die Geschichte der Menschen auf der Insel erzählen: "Auch Frauen haben hier früher von Fahrrädern Gebrauch gemacht. Sie benutzten sie etwa, um Kapern zu pflücken, die in der damaligen Zeit der Gemeinde viel Geld einbrachten." Aus dem Grund seien an den Damenfahrrädern früher Stofffäden angebracht worden, die verhindern sollten, dass sich ihr Kleid in den Speichen verfangen konnte. Ein weiteres Detail, das bei den restaurierten Zweirädern ins Auge fällt, ist eine Karbidlampe.

Reise in die Vergangenheit: Früher hatten manche Fahrräder sogar ein Nummernschild.

Als er im Alter von 63 Jahren in den Ruhestand ging, fand Prohens endlich Zeit, sich noch intensiver mit seinem Hobby zu befassen. "Mich riefen viele Leute von der ganzen Insel an, und baten mich, ihre Fahrräder wieder in Gang zu bringen." Viele Stunden und Zeit seines Lebens habe er in die Reparatur von Fahrrädern investiert. Er sagt: "Das, was ich am meisten bedaure, ist, dass unsere Familie das Café Ciclista im Jahr 1955 aufgeben musste." Sein Vater sei zu dem Zeitpunkt gestorben und Prohens hätte nicht mehr in der Bar und der Werkstatt arbeiten können.

Auch andere Relikte, wie etwa historische Nummernschilder von Fahrrädern findet man in der Ausstellung, die noch bis zum 28. Februar eröffnet ist, ebenfalls vor. Prohens erklärt ferner: "Ich würde niemals eines von der Räder verkaufen, für mich sind sie unbezahlbar. Ich werde sie an die Menschen in meiner Familie und die, die nach mir kommen, weitervererben."

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