Der folgende Text ist der MM-Kolumne "Unter vier Augen" von Talia Christa Oberbacher entnommen. Die Autorin ist Hypnose-Therapeutin und Coach in der Palma Clinic auf Mallorca.
Das Wetter war zuletzt geprägt von Regen und Kälte, später kam dann sogar noch Schnee dazu und das Tramuntana-Gebirge war kaum von den Schweizer Bergen zu unterscheiden. An manchen Tagen, besonders, wenn ich frei habe, kann ich solches Winterwetter richtiggehend genießen. Wenn der Himmel am Morgen mal ausnahmsweise nicht strahlend blau, sondern eher trüb und grau ist, gibt es kaum einen Grund aufzustehen und ich kann mich mit bestem Gewissen herumdrehen und noch eine Runde schlafen. Herrlich. Auch ein Mittagsschläfchen ist an solchen Tagen kein Problem. Überhaupt liebe ich es zu schlafen und fröne diesem Hobby, wann immer es passt und möglich ist.
Wenn ich nach Deutschland fliege, bin ich meistens schon eingeschlafen, bevor wir auf die Startbahn rollen, um dann pünktlich zur Ansage, dass mit dem Landeanflug begonnen wird, wieder aufzuwachen. Ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei fast jeder Gelegenheit schlafen. Auch die Lichtverhältnisse und die Geräuschkulisse spielen dabei kaum eine Rolle. Ich weiß, dass ich großes Glück habe mit dieser Fähigkeit und, dass es sehr vielen Menschen bei weitem nicht so leicht fällt, ein- oder durchzuschlafen. Dabei ist guter Schlaf absolut überlebenswichtig, damit sich Körper, Geist und Seele erholen und neue Kraft schöpfen können.
Es gibt dessen ungeachtet Berichte über Menschen, die mehrere Tage oder sogar Wochen ohne Schlaf ausgekommen sein sollen. In einer medizinischen Studie im Jahr 1965 blieb ein Mann elf Tage lang ohne Schlaf. Er entwickelte dabei allerdings Halluzinationen, Paranoia und Verwirrung. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 berichtete über einen Mann, der über einen Zeitraum von mehr als zehn Tagen hinweg wach blieb und während dieser Zeit auch halluzinierte. Schlafentzug wurde von den Vereinten Nationen sogar als Folterform anerkannt und ist in der Genfer Konvention als Bestrafung ausdrücklich verboten.
Schlafmangel kann eine Vielzahl von negativen Auswirkungen auf den Körper und das Gehirn haben. Die offensichtlichsten Folgen von Schlafmangel sind Müdigkeit und Erschöpfung, die dazu führen können, dass unsere kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigt werden, wir können nicht mehr klar denken. Auch Schwierigkeiten bei Konzentration und beim Gedächtnis können auftreten, da das Gehirn während des Schlafs wichtige Funktionen zur Verarbeitung von Erinnerungen und zum Lernen ausführt. Schlafmangel kann sowohl zu Stimmungsschwankungen führen bis hin zu Reizbarkeit, Angst, Depression und erhöhtem Stress. Weiter kann durch den Schlafmangel der Hormonhaushalt durcheinander geraten. Das Hormon Ghrelin wird vermehrt ausgeschüttet, der Appetit wird gesteigert. Die Ausschüttung des Hormons Leptin wird gesenkt, das das Sättigungsgefühl reguliert. Dies kann zu übermäßigem Essen und Gewichtszunahme führen. Sogar das Immunsystem kann geschwächt werden und so das Risiko für Infektionen und Krankheiten erhöhen. Schlafmangel kann die Reaktionszeit und die motorischen Funktionen beeinträchtigen, was zu einem erhöhten Unfallrisiko führen kann. Es ist also sehr wichtig, genug Schlaf zu bekommen, um diesen negativen Auswirkungen vorzubeugen und das Wohlbefinden und die Gesundheit zu erhalten.
Allerdings kann auch zu viel Schlaf (außer bei Murmeltieren, Katzen und mir) negative Folgen haben. Gerade in der dunklen Jahreszeit neigen wir zu einem erhöhten Schlafbedürfnis und geben dem auch häufig nach. Das Fehlen von natürlichem Tageslicht und die niedrigeren Temperaturen führen zu einem Mangel an Energie, der uns müde macht. Nun haben wir glücklicherweise ja schon wieder Anfang März und der Frühling steht vor der Tür. Was können wir nun tun, um wieder in Schwung zu kommen? Neben einem kleinen Fastenprogramm (ich schrieb darüber in MM 9/2023), können Bewegung und körperliche Aktivitäten (am besten an der frischen Luft) helfen, das Energieniveau zu steigern und Stimmungsschwankungen zu reduzieren.
Versuchen Sie regelmäßig zu trainieren oder spazieren zu gehen. Bewegungsmuffel wie ich können auch mal mit dem Staubsauger zur Lieblingsmusik durch die Wohnung toben oder mit dem Wischmopp (Luft-) Gitarre spielen. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und magerem Protein kann dazu beitragen, das Energieniveau zu steigern und das Wohlbefinden zu verbessern. Gehen Sie unter Menschen. Treffen Sie Freunde, Familie oder nehmen Sie an Gruppenaktivitäten teil. Soziale Interaktion kann helfen, das Energieniveau zu steigern. Stress kann im Gegenteil zusätzlich dazu führen, dass Sie sich müde und lethargisch fühlen. Versuchen Sie, Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Atemübungen in Ihren Alltag zu integrieren, um Stress abzubauen und wieder in Schwung zu kommen.
Schlafen Sie genug, aber nicht zu viel. Für die meisten Menschen sind sieben bis acht Stunden Schlaf genau richtig. Versuchen Sie, einen regelmäßigen Schlafplan einzuhalten und sich ausreichend Zeit zum Schlafen zu geben. Noch ein wichtiger Tipp zum Schluss: Tun Sie wieder (mehr) Dinge, die Ihnen Spaß machen! Gehen Sie ins Theater oder ins Kino, besuchen Sie ein Konzert oder ein gutes Restaurant. Mutige probieren vielleicht auch schon ein Picknick in der freien Natur. Versuchen Sie einen Ausgleich zu finden zu den Belastungen durch Beruf und Alltag. Singen Sie laut unter der Dusche oder im Auto oder wo immer Sie mögen und sich trauen. Lachen Sie viel, auch mal über sich selbst, und finden Sie nach dem langen, dunklen Winter Ihre Leichtigkeit zurück. Die Natur macht es uns vor. Überall sprießt es, die ersten Frühjahrsblüher sind zur Stelle und die warmen Sonnenstrahlen locken uns in die Straßen-Cafés. Auch die Mode verändert sich wieder zusehends. Alles wird luftiger, bunter, leichter. Vielleicht spüren Sie es schon, wenn Sie beim nächsten Mal nach draußen kommen. Es liegt etwas in Luft …