Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski beschreibt in seinem 1866 erschienen Roman „Der Spieler” seine eigenen Erfahrungen an den Spieltischen in den Casinos von Bad Homburg, Wiesbaden und Baden-Baden, bei denen er letztendlich der Spielsucht verfallen ist. Denn Roulette, Poker und Black Jack bieten Unterhaltung und versprechen Nervenkitzel, können im schlimmsten Fall jedoch auch süchtig machen. Denselben Spaß und Unterhaltungswert beim Zocken verspricht das Mobile Casino von Ingo und Kerstin Hemming, das bei Firmenfeiern, runden Geburtstagen, in exklusiven Hotels, Hochzeiten oder in Beach Clubs zum Einsatz kommt – jedoch ohne die negativen Begleiteffekte wie der emotionalen Abhängigkeit oder dass man sein Hab und Gut verspielen kann. „Bei uns wird nicht um Geld gespielt, es ist daher kein echtes Casino, sondern eher eine luxuriöse Tombola”, erklärt der 61-jährige Hemming. „Der Spieltrieb ist als Urinstinkt im Menschen verankert. Bei uns geht es eher um einen Lifestyle und um ein Vergnügen. Wie wenn man ins Kino oder schick essen geht, kann man auch am Roulettetisch einen Satz spielen”, führt seine Frau weiter aus.
Ingo Hemming ist Profi und wurde 1984 in Bad Homburg als Croupier in den wichtigsten Spielen, wie dem Französischen und American Roulette, Poker und Black Jack ausgebildet. Seine Frau arbeitete ebenfalls jahrelang in der Casino-Branche. 1997 hatten die beiden die Idee, sich mit einem mobilen Casino selbstständig zu machen. Als sie ihre Vision in die Wirklichkeit umsetzten und vorrangig an den Standorten Frankfurt und Berlin anboten, merkten sie schnell, dass sich die neue Geschäftsidee zu einem Erfolgsmodell entwickelte und sehr gefragt war. Seit drei Jahren bieten sie nun auch ihr mobiles Spielvergnügen samt echtem Roulettetisch und einem Roulettekessel mit 85 Zentimeter Durchmesser aus Mahagoni-Holz auch auf den Balearen an. „Ich habe bereits vor 30 Jahren gesagt, dass Mallorca für mich die schönste Insel im Mittelmeer ist. Darum sind wir nun hier”, erklärt Hemming.
Zu ihrem mobilen Inventar gehören insgesamt zehn Spieltische, darunter Black-Jack- und Poker-Tische, ein American Roulette, und ein Craps-Tisch, der ein Ocean’s Eleven-Feeling wie in Las Vegas aufkommen lässt.
Zu ihren Kunden zählen auch Prominente, bekannte Fußballtrainer, Wirtschaftsbosse, Musiker oder Filmfirmen – so stellten die Hemmings ihr Casino-Equipment unter anderem als Kulisse für die Serien „Der letzte Bulle”, „Gute Zeiten, schlechte Zeiten”, „Donna Leon” und „Herzogpark” zur Verfügung. Auch wenn sie ihren Hauptstandort Deutschland beibehalten, sind die Hemmings jedoch genauso oft auf Mallorca und gelegentlich sogar auf Ibiza im Einsatz – und das sogar auf Superyachten. „Ich bin eigentlich ständig auf Achse und bewältige Dutzende Flüge im Jahr”, so Ingo Hemming. Zu einer Buchung gehört auch die Anlieferung mit einem Transporter, sowie der Auf- und Anbau der Tische, der sich je nach Lage etwas aufwendig gestalten kann. Zwei Slotmaschinen und ein hochwertiges Glücksrad gehören ebenfalls zum mobilen Equipment des „Casino-Event-Mallorca”.
Um einen Abend unterhaltsam zu gestalten, sind zudem die sogenannten Candy Girls Teil des Programms, die den Gästen kleine Schnäpse darreichen und sie zum Spielen animieren. Eine entsprechende Arbeitskleidung sei darüber hinaus selbstverständlich, wie Kerstin Hemming erklärt: „Ich trage ein schwarzes Kostüm mit einer weißen Bluse und als Croupier auch einmal einen Smoking mit einer Fliege.” Für manche ihrer Kunden lassen sie personalisierte Jetons samtHochzeitsfoto anfertigen – die Preise für einen Abend mit Casino-Feeling gehen ab 1000 Euro los. Derzeit sind die Hemmings die einzigen auf den Inseln, die ein mobiles Casino anbieten. Daher werden sie, wie sie sagen, auch von mallorquinischen und spanischen Kunden gebucht. Dabei würden sich Ingo Hemming zufolge sogar verschiedene Spielweisen zwischen den einzelnen Nationen beobachten lassen: „Die Südeuropäer sind emotionaler und gehen viel höhere Risiken ein. Deutsche hingehen spielen sehr berechnend und sind dabei extrem angespannt.” Am risikoreichsten würden, so der Experte, die Chinesen spielen, die bis alles bis zur letzten Münze verwetten würden. Das sei jedoch zugleich der Grund, warum Macao das erfolgreichste Casino der Welt sei. Die Spielzeit bei einem Einsatz des mobilen Roulettes beträgt rund drei bis vier Stunden. Wichtigste Voraussetzung sei, so Hemming, dass der Croupier sein Handwerk einwandfrei beherrscht, Meister seines Faches sei und daher den Gästen die Spielregeln gut erklären könne. Einen guten Spieler hingegen könne man nicht auf Anhieb erkennen. Hemming sagt: „Dostojewski versuchte vor 160 Jahren das Roulettesystem in Baden-Baden zu knacken, doch es ist ihm nicht gelungen.”