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Mehr als Caipirinhas und Favelas: Wie der Deutsche Ansgar Thüne als Konsul Brasiliens Stereotypen den Kampf ansagt

Der 46-Jährige hat auf Mallorca seit 2014 das Amt als Honorarkonsul des südamerikanischen Landes inne

Ansgar Henrique Thüne in seinem Büro: Den Brasilienanstecker am Revers hat er stets dabei. | privat

| Mallorca |

Der gebürtige Mainzer Ansgar Henrique Thüne amtiert als Honorarkonsul für Brasilien auf Mallorca. Angefangen hat alles mit der Schnapsidee eines guten Freundes, nach Mallorca auszuwandern. Seit 2010 ist Thüne nun mit einer kurzen Unterbrechung auf der Baleareninsel ansässig. Der hauptberufliche Unternehmensberater ist spezialisiert auf die USA und vertritt dort auch brasilianische Kunden. Und gerade für Brasilien brennt sein Herz. Wie das kommt? Thünes Vater leitete in den 1980er Jahren das Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in Rio. "Ich konnte nicht mal die Sprache, meine Eltern belegten zuvor noch einen Intensivkurs in Portugal und dann ging es mit Sack und Pack los nach Rio."

Brasilianische Küche: Im Restaurant Na Brasa in Portitxol
wird das Fleisch direkt vom Grill an den Tisch gebracht.

Von 1985 bis 1990 lebte Thüne in der brasilianischen Millionenstadt. Die Zeit war für ihn sehr bedeutsam. Was ihn ärgert: Viele Menschen hegen Vorurteile gegen das Land und setzen es mit Armut gleich. "Dabei hat Brasilien so viel zu bieten: Alleine die Biodiversität ist beeindruckend." Aufgrund der Karriere seines Vaters ging es allerdings 1990 für die Familie wieder zurück nach Deutschland.

Seit 2010 ist Ansgar Thüne auf Mallorca aktiv und fand auch schnell Anklang bei der hiesigen brasilianischen Community. So ist der heute 46-Jährige seit 2014 Honorarkonsul für Brasilien. Er übernahm das Amt von der Vorgängerin Sandra de Melo, die nun die "Amigos de Brasil en Baleares" vertritt. Nach einer Unterbrechung in den USA ab 2016 ist Thüne seit seiner Rückkehr nach Palma im vergangenen Jahr erneut im Amt. Als Honorarkonsul agiert er für die Brasilianer als Kontaktperson zu Behörden und vermittelt dort. Mitunter schlägt er auch kulturelle Events beim Bürgermeister vor, die dann genehmigt werden müssen. Die größte Hürde für Brasilianer sei der Behördengang, wenn sie ganz neu auf der Insel sind. Er sagt: "Brasilianer sind hier viel Rassismus und Diskriminierung ausgesetzt – besonders, wenn sie anfangs der Amtssprachen hier nicht mächtig sind." In solchen Fällen hilft Thüne aus und fungiert als wichtige Kommunikationsstütze. Zu seinem weiteren Aufgabengebiet gehören Gefängnisbesuche, die er zweimal pro Jahr abhält. Das Angebot wird von den brasilianischen Häftlingen sehr gut aufgenommen. "Ich besuche keine Schwerverbrecher in dem Sinne, sondern Leute, die eher wegen Drogendelikten dort sind."

All das macht der deutsche Unternehmensberater, der ebenfalls die US-Staatsbürgerschaft besitzt, allerdings unentgeltlich. Seine Motivation sei die Liebe zu Brasilien. "Natürlich ist das Ehrenamt auch ein spannender Ausgleich zu meinem Unternehmeralltag." Nach seiner Kenntnis leben rund 8000 brasilianische Bürger auf der Insel. Sie kamen aus ganz unterschiedlichen Gründen nach Mallorca. "Klar, die meisten gehen natürlich nach Portugal, weil es dort bürokratisch und sprachlich gesehen viel einfacher ist." Die Zuwanderer auf Mallorca üben ganz unterschiedliche Tätigkeiten aus. „Von der Putzhilfe bis hin zum Musiker oder Arzt ist alles dabei," betont der Brasilien-Fan. Für die Zukunft plant Thüne Projekte wie etwa einen Instagram-Account, auf dem er über Brasilien aufklärt. So könne er potenzielle Stereotypen beseitigen. Auch wenn er schon lange nicht mehr in Brasilien wohnt, ist das Land für ihn immer präsent: Er pflegt Kontakt zu seinen dort lebenden Freunden und ist auch mit einer Brasilianerin verheiratet. "Brasilien ist definitiv meine zweite Heimat und ich kann mir gut vorstellen, mich in der Zukunft dort wieder niederzulassen."

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