Einmal durch die scheinbar unendlichen Weiten der mongolischen Steppe reiten und sich frei wie ein Vogel fühlen: Diesen Traum hat sich der aus Manacor stammende Mallorquiner Xavier Ferrer Rojo erfüllt. Der 28-Jährige nahm in diesem Jahr am „Mongol Derby” teil. Nicht umsonst gilt das Pferderennen als das anspruchsvollste und längste weltweit: In knapp zehn Tagen müssen die Reiter eine Strecke von rund 1000 Kilometern zurücklegen. Dabei sitzen sie täglich zehn Stunden im Sattel und legen durchschnittlich 40 Kilometer zurück. Die Idee des Rennens ist es, den legendären Postweg aus dem 13. Jahrhundert des einstigen mongolischen Herrschers Dschingis Khan nachzuvollziehen.
Jeder Teilnehmer wechselt dabei drei bis fünfmal pro Tag das Pferd. „Die kleinen, aber robusten Tiere sind ideal an die landschaftlichen Gegebenheiten angepasst”, erklärt Xavier Ferrer Rojo. Der Mallorquiner meldete sich spontan bei dem Rennen an. „Ich saß mit meinem Bruder zusammen und wir scherzten herum, dass ich ja auch mal mitmachen könnte. Später dachte ich: Wieso eigentlich nicht? Letztendlich wollte ich es mir selber beweisen”, erklärt Rojo und lacht. Dabei stand seine endgültige Teilnahme bis zum Schluss auf der Kippe. „Das Startgeld liegt bei 14.000 Euro. Die hatte ich zunächst nicht parat. Aber schließlich haben wir noch Sponsoren gefunden”, so der Mallorquiner.
Auf den langen Steppenritt bereitete sich Rojo auf den Pferden seiner Ranch „Naturacavall” vor, die er 2019 gegründet hatte. Ziel war es damals, ausrangierten Rennpferden und vernachlässigten Vierbeinern ein Zuhause zu geben und sie wieder aufzupäppeln. Die älteren Zossen dürfen ihren Lebensabend nun auf einer der kilometerlangen Koppeln genießen. Mit den jüngeren und fitteren Tieren organisiert Xavier Ferrer Rojo regelmäßig Ausflüge zwischen anderthalb und drei Stunden. Dann geht es ins Landesinnere oder an eine der zahlreichen Buchten des Inselostens.
Bereits seit seiner Kindheit sitzt der Mallorquiner fest im Sattel. Das bewies er auch in der Mongolei: In nur achteinhalb Tagen legte Xavier Ferrer Rojo rund 1380 Kilometer zurück und schaffte es als Vierter ins Ziel. „Es war wirklich anspruchsvoll, aber ich hätte es mir schlimmer vorgestellt”, so das Fazit des Insulaners. Die meisten Probleme bereiteten dem jungen Mann seine Knie. „Das stundenlange Sitzen im Sattel war körperlich sehr anstrengend.” In den achteinhalb Tagen, in denen Xavier Ferrer Rojo durch die mongolische Steppe ritt, nahm er sieben Kilo ab. Einmal stürzte er vom Pferd. „Ich musste zum Glück nur einige Schürfwunden in Kauf nehmen und wurde direkt medizinisch versorgt”, so Rojo.
Doch nicht alle Teilnehmer kamen problemlos ins Ziel. Von den insgesamt 43 Reitern hielten nur 28 bis zum Ende durch. Auch der Wechsel der Pferde war eine Herausforderung. „Jedes Tier hat einen anderen Charakter. Darauf musste man sich einstellen.”
Auch das Zeitmanagement spielte eine wichtige Rolle. „Nach dem Start jeder Etappe musste man sich mithilfe einer Mappe erstmal orientieren und die strategisch beste Route wählen. Bis 15 Uhr sollte der Teilnahme an einem bestimmten Check-Point eingetroffen sein, wenn nicht, konnte man an diesem Tag nicht weiterreiten”, erklärte Xavier Ferrer Rojo. Zudem fanden in regelmäßigen Abständen medizinische Kontrollen für Mensch und Tier statt. Um effektiver voranzukommen, schloss sich Xavier Ferrer Rojo mit anderen Teilnehmern zusammen. „In der Gruppe machte es einfach mehr Spaß.”
Nach achteinhalb Tagen, sieben Kilo weniger, aber einer unvergesslichen Erfahrung reicher, schaffte es der Mallorquiner schließlich über die Zielgerade und ist sich sicher: „Ich würde es immer wieder tun.”