Dass der Schauspieler Simon Licht zum Interview auf Mallorca in ein Hotel bittet, ist ungewöhnlich. Normalerweise ist er hier nämlich auf dem Wasser anzutreffen: Segeln ist seine große Leidenschaft. Und so erlebt er die Insel bei diesem Aufenthalt, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin, der Theaterschauspielerin Tina Rottensteiner, von einer anderen Seite aus: als Gast im Hotel Steigenberger in Camp de Mar. „Die Perspektive vom Land aus aufs Meer zu blicken, ist für mich ungewohnt”, sagt Licht, der vielen Zuschauern aus der TV-Serie Stromberg und großen Kinoproduktionen wie der Sky-Verfilmung von „Das Boot“ bekannt ist. „Aber im November Segeln zu gehen, das möchte ich meiner Partnerin nicht zumuten“, sagt Licht schmunzelnd. Lieber genießt das Schauspielerpaar die drehfreien Tage auf der Insel und bummelt durch Palma, geht essen und entspannt beim Wandern im Südwesten der Insel.
Zu viel Ruhe muss aber auch nicht sein. Denn der 57-Jährige hat eine Mission. Begeistert erzählt er im MM-Gespräch von seinem Projekt, das preisverdächtig ist: Khulula, ein Startup-Unternehmen, das er gemeinsam mit seinem Freund und Geschäftspartner Holger Ambroselli – beide passionierte Segler – 2021 gegründet hat. Zunächst stellten die Geschäftspartner fest, dass Nachhaltigkeit gerade im Wassersport nur eine geringe Rolle spielt. „Wenn man beispielsweise nach einer nachhaltig hergestellten Jacke sucht, findet sich immer nur ein Modell, das hauptsächlich aus nicht-recycelbarem Plastik produziert wurde, meist mit giftigen Chemikalien behandelt“, erklärt Licht. „Planetics“ war geboren, ein Online-Markplatz für nachhaltige Sportartikel.
Was für Kleidung gilt, das kann auch auf andere Bereiche im Wassersport angewandt werden. „Wir haben überlegt, was wir mit Khulula nachhaltiger produzieren können, und da lag es nahe, dass wir ein Boot herstellen wollten, das den CO2-Abdruck möglichst klein hält. So entstand die Idee, ein nachhaltig produziertes Serienboot, den ECO-Optimist, aus 90 Prozent nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Flachsfaser zu fertigen. Mein Lieblingsobjekt“, erklärt Simon Licht strahlend. Idee und Ausführung seien ein voller Erfolg gewesen. Das sieht man auch daran, dass die von Licht gegründete Firma für den deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert wurde und ihn in der Kategorie "Nachhaltigstes Sportgerät" gewonnen hat.
Auch auf Mallorca gebe es in dieser Hinsicht noch einiges zu tun, sagt er. „Bootseigner und Freunde des Wassersports kennen es: Nach einem Tag auf dem Meer hat sich ein Müllberg angesammelt. Da trennt keiner mehr den Abfall, wenn man zurück in den Hafen kommt. Die riesige Mülltüte wird schnell in den Container geworfen”, weiß Licht aus Erfahrung. Wenn er im Hafen von Palma von Bord gehe, könne er dieses Verhalten bei vielen Leuten beobachten. „Da müssen wir alle nachhaltiger werden“, sagt der Schauspieler.
Mallorca ist so etwas wie seine zweite Heimat. Simon Licht kommt seit rund 20 Jahren auf die Insel und deshalb ist es ihm wichtig, auch hier die Ressourcen zu schonen. „Die isla sostenible, die Insel der Nachhaltigkeit, wie sie genannt wird, da ist noch viel zu tun.” Am liebsten wäre es ihm, wenn es auf jedem Boot eine Liste mit einem Verhaltenskodex geben würde. Dann könnten die Menschen, die sich aufs Wasser begeben, nachlesen, wie sie sich ressourcenschonend verhalten sollten, sagt der Segler. Auf der Insel Cabrera beispielsweise werde jedem Besucher erklärt, wie er den kleinen Archipel frei von Müll halten soll. So entstehe erst gar kein Abfall vor Ort, so Licht. Ein Beispiel, das auf ganz Mallorca Schule machen sollte, wie er findet. Denn es gebe noch so viele andere Projekte, die in diesem Zusammenhang unterstützt werden könnten: Grüner Tourismus, Stand-Up-Paddle-Bretter, die ohne Plastikkern auskommen, nachhaltige Bojen – die Liste ist lang und Simon Licht ist als Unternehmer auf den Geschmack gekommen. „Gern würde ich in diesem Bereich als Berater tätig sein”, sagt er. „Dann kläre ich Bootseigner, Segelfreunde oder junge Wassersportler darüber auf, wie man einen nachhaltigen Tourismus auf den Weg bringt. Denn: Wir können in diesem Bereich etwas verändern, auf Mallorca genauso wie überall auf der Welt“, sagt Licht.