Unter dem Titel „Der Tourismus der Zukunft: natürliche Ressourcen, Tragfähigkeit und soziale Harmonie“ ist am Donneratg die vierte und letzte Sitzung des eMallorca Experience Forums zu Ende gegangen. An der Abschlusstagung sprachen 15 Redner und geladene Diskussionsteilnehmer im Tagungssaal Sala Aljub im Es Baluard Museum in Palma de Mallorca. Zu den wichtigsten Ergebnissen und Erkenntnissen zählt die dringende Notwendigkeit einer tiefgreifenden Umstellung des Branche, um dessen Zukunft nicht aufs Spiel zu setzen. Im Folgenden lesen Sie die Kernaussagen der hochrangigen Teilnehmer:
SUSANNA SCIACOVELLI, Tourismus-Dierktorin des Inselrates. Nach der Begrüßung durch Paula Serra, Direktorin für audiovisuelle Medien der Serra-Gruppe, begann die Sitzung mit einer Einführungsrede von Susanna Sciacovelli, der Direktorin für Tourismus, Nachfrage und Gastgewerbe des Inselrates. Sciacovelli sprach über die Erklärung zu verantwortungsvollem Tourismus, die der Inselrat von Mallorca unter den verschiedenen Akteuren der Tourismusbranche verbreitet, um Besuche zu fördern, die die Umwelt und die lokalen Gemeinschaften respektieren. "Der Tourismus ist die Industrie des Glücks, denn wer reist, ist glücklich. Und jetzt müssen wir auch die Einheimischen glücklich machen", so Sciacovelli in ihrer Rede.
MANUEL MOLINA, Direktor des Fachportals Hosteltur. Molina, der die beiden Rundtischgespräche moderierte, sprach das Problem der negativen externen Auswirkungen des Tourismus an, die durch die wachsende Unzufriedenheit der Bürger sichtbar werden. Molina präsentierte verschiedene Statistiken, die das Problem der Sättigung kontextualisieren, darunter eine Umfrage unter Spaniern, die die Balearen als das am stärksten überfüllte Reiseziel in Spanien ausweist. Molina rief dazu auf, jetzt entschlossene und wirksame Strategien in Angriff zu nehmen und nicht in Pseudo-Ökokonzepte oder "greenwashing" zu verfallen, das heißt in unsinnige Reden und Maßnahmen. "Die Zeit läuft uns davon und wir dürfen nicht mehr viel Zeit verschwenden".
DANIELA OTERO, Amtierende Vorsitzende des UN-Weltausschusses für Tourismusethik. Otero wies darauf hin, dass eines der derzeitigen Ziele dieses Gremiums darin besteht, den Globalen Ethikkodex für Tourismus (der aus zehn Geboten oder Grundprinzipien besteht) zu einer verbindlichen internationalen Konvention zu machen, die von den angeschlossenen Gebieten eingehalten werden muss. Sie verwies auch auf die Strategien, die Regionen und Städte in der ganzen Welt anwenden, um der Übersättigung entgegenzuwirken, und die nicht unbedingt auf die Balearen übertragbar sind, auch wenn man sie als Beispiel nehmen kann. "Es gibt kein Patentrezept, jedes Gebiet muss seine eigene Strategie finden".
MARTÍ MARCH, Bürgermeister von Pollença. "Die Maßnahmen waren unzureichend, weil wir sehen, dass sie nicht funktioniert haben". Der Bürgermeister von Pollença forderte "einen Staatspakt für Spanien und die Balearen", um Hand anzulegen und das Umwelt- und Kulturerbe für künftige Generationen zu sichern. Er beklagte auch, dass die Gemeindeververwaltungen im Nachhaltigkeitspakt von balearischen Ministerpräsidentin Marga Prohens „unterrepräsentiert“ sind.
MIQUEL NADAL, Bürgermeister von Sóller. Am ersten der beiden Rundtischgespräche kamen Bürgermeister und Stadträte aus mehreren der touristischen Gemeinden Mallorcas zusammen. Der Bürgermeister von Sóller, Miquel Nadal, wies auf die Probleme hin, die sich im Frühjahr durch die Überlastung der Straßen in seiner Gemeinde ergeben. Das Probleme verschärfe sich durch die Zunahme von Mietwagen. "Die Anwohner sind sehr verärgert", sagte er.
AGRIPINA ROCHA, Touriusmus-Stadträtin von Capdepera. Rocha wies auf die Notwendigkeit hin, die Verbindungen zu den am weitesten vom Flughafen entfernten Gemeinden wie Capdepera zu verbessern, unter anderem, um den Besucherstrom über die gesamte Insel zu verteilen. Das sei eine wichtige Strategie gegen die Sättigung.
JOAN MONJO, Bürgermeister von Santa Margalida. Monjo kritisierte die Tatsache, dass viele Gemeinden "in den letzten sechs oder sieben Jahren keinen einzigen Euro aus der Steuer für nachhaltigen Tourismus erhalten haben. Wie sollen wir die Strukturen auf diese Weise sanieren? In diesem Sinne sprach er sich dafür aus, mehr in Infrastrukturen wie Parkplätze zu investieren, denn "die Touristen haben ihre Gewohnheiten geändert: Früher sind sie nicht vom Hotel zum Strand gegangen, heute ziehen sie gerne umher und verteilen ihre Ausgaben".
JUAN ANTONIO AMENGUAL, Bürgermeister von Calvià. Amengual betonte das "Infrastrukturdefizit", unter dem die Inseln leiden, und warnte vor der Gefahr, tourismusfeindliche Botschaften ins Ausland zu tragen, wobei er auch die Aufwertung des Angebots eines Reiseziels wie Magaluf hervorhob, das in der Vergangenheit wegen seines Images als Ziel für Exzess-Tourismus "verunglimpft" wurde. Ebenso sprach er sich dafür aus, den Gemeinderäten im Rahmen des Runden Tisches und Paktes für Nachhaltigkeit mehr Mitspracherecht einzuräumen. Amengual hob zudem den Wert von Initiativen wie dem Plan von Calvià zur Nutzung von geklärtem Abwasser für die Gartenbewässerung hervor.
JUAN LUIS GONZÁLEZ, Finanz-Stadtrat von Alcúdia. González verwies auf den Fall Calvià als Beispiel für einen Wandel ohne Zwang hin zu einem höherwertigen Angebot und hob "die enormen Beträge hervor, die von den für den Tourismus bestimmten Unternehmen gezahlt werden und die dann an die Inseln zurückfließen".
JAIME RUIZ, Mitbegründer des Cities Forum. Ruiz sprach die Bedeutung der "Förderung der Dekarbonisierung der Mobilität" an, insbesondere im Tourismussektor. Eine Aufgabe, die seiner Meinung nach darin bestehen sollte, "nachhaltige Mobilitätsdienstleistungen so weit wie möglich mit einer Vielzahl von Optionen zu erleichtern", damit sich die Touristen nicht für die bequemeren oder billigeren Optionen entschieden.
MARIA FRONTERA, Präsidentin des mallorquinischen Hotelverbandes. Frontera eröffnete den zweiten runden Tisch mit der Feststellung, dass die mallorquinische Hotelbranche in Bezug auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit "große Fortschritte" gemacht habe, wobei es "noch zu früh ist, um die Ergebnisse zu sehen". Sie hob auch die Umstellung der Qualität des Angebots hervor - mehr als 70 Prozent der bestehenden Hotels haben vier und fünf Sterne - und sprach sich für eine generelle Reduzierung des Wasserverbrauchs aus.
JUAN ALBA PIZÁ, Betriebsdirektor der Wiederverwertungsgesellschaft Adalmo. Alba verwies auf den Wert des "Bürgerbewusstseins", das "nicht in den statistischen Tabellen erscheint". Er betonte auch die Bedeutung des digitalen Produktpasses als Schlüsselmechanismus für Verbraucher, um Entscheidungen auf der Grundlage der Nachhaltigkeit der Herstellungsprozesse zu treffen. "Das ist die Zukunft des Konsums".
MATEU FERRER, Leiter des Balearischen Energieinstituts. Ferrer betonte die Konzepte "Anpassung und Verringerung" mit Praktiken wie der Wiederverwendung von Abfällen zur Herstellung von Kompost aus lokalen Produkten. Er stellte zudem "unsinnige Praktiken" in Frage, die auch heute noch vorkommen, wie etwa die "Entsalzung von Wasser für ein Schwimmbad, das zehn Meter vom Meer entfernt ist".
ÁNGEL FERNÁNDEZ HOMAR, Präsident der Stiftung für die Kreislaufwirtschaft. In seiner Rede konzentrierte sich Fernández auf Strategien zur Erhaltung der Umwelt und erklärte, dass es richtiger wäre, von einer "Spiralwirtschaft statt von einer Kreislaufwirtschaft" zu sprechen, da "es aufgrund der reinen Thermodynamik nicht möglich ist, den Kreis immer vollständig zu schließen: Wir verlieren immer etwas Materie oder Energie". Er wies auf das Problem der Umweltverschmutzung durch illegale Deponien hin und plädierte für steuerliche Anreize, "damit das Kreislaufprodukt am Ende nicht teurer wird".
ALEJANDRO SÁENZ DE SAN PEDRO, Minister für Unternehmen und Energie. Sánez de San Pedro hielt die Abschlussansprache. Er erinnerte an die drei Achsen im Kampf für die Nachhaltigkeit - die wirtschaftliche, die soziale und die ökologische - und fügte eine vierte Achse hinzu, die emotionale. "Wir müssen daran glauben", betonte er, und fügte hinzu: "Man sagt, dass der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, immer 20 Jahre zurückliegt. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.“