Vom grünen Rasen und der Jagd nach dem Fußball zur Imbisstheke mit dem Dönermesser in der Hand – so kann man in wenigen Worten den Werdegang des früheren Fußballprofis Kilian Gildenberg zusammenfassen, der als Nachwuchsspieler beim RB Leipzig unter Vertrag stand, und nun auf Mallorca türkisches Streetfood verkauft. An gleich zwei Standorten auf Mallorca – in Palma und in Cala Rajada – auf der Insel bietet der 31-Jährige mit der Unterstützung seines vierköpfigen Teams Döner mit Pommes oder als vegetarische, kalorienarme Variante mit Halloumi, einem halbfesten Käse, an.
Beim MM-Besuch an seiner Kebab-Bude an der beliebten Markthalle Mercat de l’Olivar in Palma de Mallorca erklärte der Ex-Kicker: „Ich komme ursprünglich aus Berlin Wedding-Reinickendorf, und dort ist der Döner das Leibgericht. Döner gibt es an jeder Ecke, man wird einfach groß damit.” Sein jüngerer, 23-jähriger Bruder Thilo hilft vor allem am Standort Palma tatkräftig aus, wohingegen Kilian Gildenberg im Insel-Nordosten in Cala Rajada am Dönerstand steht.
In den Wochen während der Fußball-Europameisterschaft gab es laut dem jungen Familienvater, der mit seiner Frau Sarah und zwei kleinen Kindern in Cala Millor wohnt, kaum eine ruhige Minute. „An den meisten Tagen verlasse ich um acht Uhr morgens das Haus und komme erst um drei Uhr nachts heim”, so Gildenberg. Vor allem beim Spiel Deutschland gegen Spanien, am 5. Juli, doch auch beim Endspiel der roten Furien gegen England kamen größtenteils Insulaner und Einheimische, um die dünnen, marinierten Fleischscheibchen in dem fluffigen Brot zu probieren.
Bei seinen Produkten setzt Kilian Gildenberg auf Qualität. „Das Fleisch und das Brot lassen wir aus Berlin importieren. Auch einige Gewürze, mit denen wir unsere Soßen herstellen, werden aus Deutschland eingeflogen, da es sie auf Mallorca nicht gibt”, so der Ex-Fußballer.
Gildenberg zufolge muss es nicht immer Haute Cuisine sein, damit es schmeckt: „Wir haben das Rad nicht neu erfunden. Für mich gehört gutes Fleisch, eine leckere Soße und frischer Salat in das Essen, das ist alles”. Den Einwand, dass der Preis mit 7,90 Euro für das beliebte traditionelle türkische Fast-Food-Gericht im Vergleich zu anderen Imbissen einigen Kunden hoch vorkommen könnte, kann Gildenberg nicht ganz nachvollziehen.
„In Berlin ist kaum ein Döner unter 8,50 Euro zu haben und eine Pizza, die aus wesentlich weniger hochwertigen Zutaten besteht, kostet oftmals das Doppelte”, so der Wahlmallorquiner. Darüber hinaus würde er für das Kilo seines hochwertigen Kalbfleisches acht Euro zahlen anstatt drei wie so mancher Konkurrent, der so billig wie möglich einkauft und produziert.
Der Döliner-Imbiss wartet mit typischen Motiven aus der deutschen Hauptstadt, wie etwa dem Berliner Bären oder der U-Bahn in knallig orangenen Farben auf, die der Graffiti-Künstler Marc Peris angefertigt hat. „Zudem führen wir den Energy Drink 28 von Basketball-Star Dennis Schröder und Fritz Cola, was es sonst kaum auf der Insel gibt”, so der Imbissbetreiber. Obwohl sein Döner-Business seit dem Start im Winter boomte, musste Gildenberg anfangs gegen so manches Vorurteil ankämpfen. „Die Leute hatten zunächst ein schlechtes Bild vom Döner auf der Insel. Wir haben ihnen zunächst gesagt: Wenn es euch nicht schmeckt, geht das erste Gericht auf Kosten des Hauses.” Doch letztendlich hätten alle zunächst skeptischen Gäste ihren Kebab bezahlt. Ab August möchte Gildenberg eine weitere Berliner Spezialität auf der Insel anbieten, die Currywurst.